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Blutspuren

Blutspuren

Titel: Blutspuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Girod
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Huck schließen und zur Anklageerhebung an die Bezirksstaatsanwaltschaft übergeben.
    Für DDR-Verhältnisse höchst ungewöhnlich, wird einige Tage später in der Erfurter Tageszeitung »Thüringer Neueste Nachrichten« in einem mehrspaltigen Artikel unter der Überschrift »Mord aus Haß und Habgier« ausführlich über die Untat berichtet.
    Peter Huck und Hansjörg Krüger haben sich wegen gemeinschaftlich begangenen heimtückischen Mordes zu verantworten. Sie erwartet eine lebenslängliche Freiheitsstrafe. Edith Huck und Vera Hafenberg müssen wegen Beihilfe zum Mord für fünf Jahre in das berüchtigte Frauengefängnis Hoheneck, wenige Kilometer südlich von Karl-Marx-Stadt. Gegen ihr Urteil legen sie zwar Berufung ein, jedoch wird diese vom Obersten Gericht der DDR als »offensichtlich unbegründet« verworfen.
    Hauptmann Schmelling aber weiß sehr genau, daß Aufdeckung und Aufklärung des Falls letzten Endes nur dem Zusammenspiel günstiger Umstände zu verdanken waren. Denn: Hätte Peter Huck sich seinem Zellengenossen nicht anvertraut, wäre das Verbrechen niemals aufgedeckt worden und bliebe ungesühnt.
    Der literarische Kriminalinspektor Columbo ist auf die Untersuchung verschleierter Verbrechen spezialisiert. Zwar tappt auch er anfangs von Indiz zu Indiz, ergeht sich in tiefgründigen Grübeleien über die eine oder andere Spur, doch sein Weg ist gradlinig, ohne Rückschlag, ohne Stolpern. Das Rezept seines Erfolges: Er beherrscht wie kein zweiter die hohe Kunst, Situationsfehler aufzudecken und die Täter damit zu überführen.
    In der Realität der kriminalistischen Untersuchung, insbesondere bei Gewaltdelikten, spielen Situationsfehler tatsächlich eine bedeutende Rolle. Sie entstehen zumeist im Resultat der Tatverschleierung, einen äußerlich kausal-logischen Geschehnisablauf zu konstruieren, der die tatrelevanten Umstände und Spuren kaschieren soll. Mit dem Begriff Situationsfehler werden meist Handlungen umschrieben, die dem Täter bei der Vortäuschung einer für ihn bedeutsamen Situation als Fehler unterlaufen. Insofern ist der Situationsfehler von anderen Veränderungen (z. B. am Tatort durch ärztliche Maßnahmen an der Leiche, naturgesetzliche Einwirkungen) abzugrenzen. Unter dem Aspekt der dem Kriminalisten zur Verfügung stehenden immensen spurenkundlichen Möglichkeiten (z. B. DNA-Analyse, Mikrospuren) ist die Vortäuschung eines das tatsächliche Geschehen überlagernden Handlungsverlaufs in allen notwendigen Details praktisch nicht möglich. Situationsfehler entstehen damit zwangsläufig und erklären sich häufig daraus, daß der weitaus größte Teil der Tötungsdelikte aus tataktuellem, situationsbedingtem Anlaß begangen wird. Will der Täter die Tat verschleiern, setzt dies eine völlig neue Willensbildung und Entschlußfassung voraus. Alle der Verdeckung dienenden Handlungen müssen aber der bisher geschaffenen Tatsituation angepaßt werden. Dadurch wird die Fehlerentstehung zusätzlich begünstigt.
    Allerdings: Situationsfehler werden nicht erkannt, wenn subjektive Voraussetzungen beim Kriminalisten fehlen (z. B. verursacht durch Kompetenzmangel, Gleichgültigkeit, Unkenntnis, Voreingenommenheit) oder objektive Umstände seinen Erkenntnisvorgang beeinträchtigen (z. B. zusätzliche Veränderungen am Ereignisort, Zeitdruck, Unmöglichkeit des Einsatzes von Experten).
    Dennoch ist die Aufdeckung von Situationsfehlern eine wesentliche Erkenntnisbrücke bei der Untersuchung von unnatürlichen Todesfällen. Sie ist der Schlüssel, um in das Dunkelfeld von Mord und Totschlag vorzudringen.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

Vermißtensache Steffi Bibrach
(Aktenzeichen 2 BS 6/61 Bezirksstaatsanwalt Dresden Tagebuchnummer 436/60 VP-Kreisamt Dippolsdiswalde)
    Südlich der sächsischen Kreisstadt Dippoldiswalde führt die Fernverkehrsstraße F 170 durch das malerische Tal des Flüßchens Rote Weißeritz aufwärts in die Kammlagen des Erzgebirges über Schmiedeberg und Altenberg bis nach Zinnwald-Georgenfeld. Ihr Name endet am Grenzübergang zur CSSR, die heutige tschechische Republik, und verläuft als Straße Nr. 8 weiter in Richtung Teplice, seit den 90er Jahren eine berüchtigte sündige Meile.
    Hinter dem kleinen Industrieort Schmiedeberg zweigt ostwärts der Weg nach Dönschten ab, wo das romantische Naturwaldbad liegt. Wenige Kilometer weiter erreicht man die Ortschaften Falkenhain und Bärenstein. Von dort aus schlängelt sich die Straße

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