Blutstein
sprach den Produktnamen langsam und deutlich aus.
»Doch, die kenne ich«, lautete die Antwort, »die Reklame dafür habe
ich überall in der Stadt hängen sehen.«
»Sehr gut«, lobte Per. »Und könnten Sie mir mit drei Worten
beschreiben, was Ihnen durch den Kopf gegangen ist, was Sie gefühlt haben, als
Sie diese Reklame gesehen haben?«
Er war in Fahrt. Marika hatte ihn letztes Jahr amüsiert angesehen –
spöttisch, fand Per –, als er ihr erzählte, dass er als Telefoninterviewer
arbeitet.
Als sie sich kennenlernten, waren sie beide in der Marketingabteilung
eines Unternehmens beschäftigt. Marika wurde später Marketingchefin, während
Per nach der Scheidung von dem Jobkarussell absprang. Diese Entscheidung war
langsam in ihm gereift. Jerry hatte auch damit zu tun. Sein Vater war zeit
seines Lebens immer hungrig nach Geld und Erfolg gewesen, aber das waren nicht
Pers persönliche Lebensziele.
Als Interviewer konnte er ganz unabhängig arbeiten und überall dort,
wo es ein Telefon gab. Aufgabe war es, das Image eines Produktes zu ermitteln
und die Ansprüche und Erwartungen an ein bestimmtes Produkt zu ergründen, damit
die zukünftigen Verkaufsstrategien und Reklamekampagnen angepasst werden
konnten.
Kurz nach zehn hatte er bereits fünfundzwanzig Nummern auf der Liste
abtelefoniert. Vierzehn Leute hatten ihm Rede und Antwort gestanden. Als er
nach dem letzten Interview den Hörer aufgelegt hatte, klingelte sein Telefon.
Per nahm ab.
»Mörner.«
Er hörte keine Stimme, nur einen merkwürdigen Widerhall. Es klang,
als würde jemand im Hintergrund schreien, einige Meter vom Hörer entfernt. Aber
die Stimme klang metallisch wie vom Band.
»Hallo?«, rief Per.
Niemand antwortete. Aber das Geräusch brach nicht ab.
Falsch verbunden – vielleicht ein anderer Interviewer auf Abwegen,
dachte Per und legte auf.
Er arbeitete sich weiter durch die Nummern auf seiner Liste, aber
gegen elf Uhr beschloss er, eine kurze Pause einzulegen, um die Zeitung Barometern aus dem
Briefkasten zu holen. Das Blatt aus Kalmar hieß zwar Morgenzeitung, wurde aber
in Stenvik bedeutend später ausgeliefert.
Er schlenderte zurück ins Haus und blätterte die ersten Seiten durch
– abrupt blieb er auf dem Kiesweg stehen, als ihm ein kurzer Artikel ins Auge
fiel.
Zwei Tote nach verheerendem Brand
in Haus gefunden
In einem Haus außerhalb von Ryd, südlich von Växjö, wurden zwei fast
bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leichen einer etwa dreißigjährigen Frau
sowie eines etwa sechzigjährigen Mannes entdeckt.
Das Anwesen wurde bei dem Brand in der Nacht auf Montag total
zerstört, und einer der Angestellten, der sich im Haus aufgehalten haben soll,
galt als vermisst. Die Kriminaltechniker haben bei der Besichtigung des Tatorts
die Überreste eines Mannes gefunden, der als der Vermisste identifiziert wurde.
In einem anderen Teil des Hauses wurde außerdem der Leichnam einer Frau
entdeckt, die aber noch nicht näher identifiziert werden konnte.
Auch die Brandursache ist noch ungeklärt, aber nach dem Verhör eines
Zeugen geht die Polizei von Brandstiftung aus. Ein Ermittlungsverfahren wegen
schwerer Brandstiftung und Mord wurde eingeleitet.
Per faltete die Zeitung wieder zusammen und ging zurück ins Haus.
Wenigstens wusste er jetzt sicher, dass er tatsächlich die Schreie einer Frau
in dem brennenden Haus gehört hatte. Und dass die Polizei ohnehin bald von sich
hören lassen würde. Darum setzte er sich wieder an seinen Arbeitsplatz am Küchentisch
und beschloss, die Initiative zu ergreifen.
Er wählte die Nummer vom Polizeipräsidium in Växjö und wollte sich
mit der Frau verbinden lassen, die ihn nach dem Brand verhört hatte. Aber sie
hatte frei, daher wurde er mit einem Kriminalkommissar namens Lars Marklund
verbunden. Der verlangte zuerst die Personennummer von Jerry und ihm, bevor er
sich äußern wollte, aber auch dann war er nicht besonders redselig.
»Es liegt eine schwere Brandstiftung in Tateinheit mit zweifachem
Mord vor, die Ermittlungen laufen. Das ist alles, was ich dazu sagen kann.«
»Laut Zeitungsberichten ist einer der Toten eine Frau«, hakte Per
nach. »Wissen Sie, wer das war?«
»Wissen Sie es denn?«, lautete die Gegenfrage.
»Nein«, antwortete Per.
Der Kommissar schwieg, also fragte Per nach einer kurzen Pause
weiter.
»Haben Sie denn schon einen Verdächtigen?«
»Dazu gebe ich keinen Kommentar ab.«
»Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
»In der Tat«, sagte der
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