Blutstrafe - Thriller
Tätergruppe wie bei der Malvo-Sache damals in Washington?«
Der FBI-Agent griff an sein spitzes Kinn. » Das ist ein interessanter Gedanke. Seien wir ehrlich – dieser Kerl verhält sich nicht so, wie wir es von anderen Täterprofilen her kennen. Aber wie Paul sagte, wir können bisher nur Vermutungen anstellen.«
Alle Blicke wandten sich mir zu, als ich mich erhob.
» In diesem Fall könnten wir doch einen Gang runterschalten und die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass der Mörder eine persönliche Verbindung zu den Opfern hat«, schlug ich vor. » Dieser Kerl ist dreist. Er ist nicht nur wütend, psychisch gestört oder außer Kontrolle wie so viele andere.«
Wieder meldete sich Paul Hanbury zu Wort. » Massenmörder planen ihre Verbrechen über Jahre hinweg, Detective. Dies schenkt ihnen Trost, wenn sie sich festgefahren haben oder sich verletzt fühlen. Ganz nach dem Motto: › Eines Tages werde ich wiederkommen, dann zollt man mir den Respekt, den ich verdiene.‹ Der sich aufbauende Frust kann zu überraschenden Ergebnissen führen.«
» Ich verstehe, was Sie meinen.« Ich blickte direkt zu Chief McGinnis. » Trotzdem bin ich noch nicht völlig überzeugt, dass er ein Feld-Wald-und-Wiesen-Mörder ist. Müsste er nicht bereits Kontakt mit der Presse aufgenommen haben?«
» Sie gehen also davon aus, dass er vielleicht nur so tut, als wäre er durchgeknallt?«, fragte mich Beth.
» Wenn er nur so tut als ob«, schaltete sich Detective Lavery vom anderen Ende des Tischs ein, » wäre ich der Erste, der ihn für einen Oscar nominiert.«
» Ich will damit sagen, wenn dieser Kerl ein Programm hat, haben wir vielleicht etwas, woran wir uns halten können«, fuhr ich fort. » Welche Alternative haben wir sonst? Sollen wir Manhattan vielleicht mit Polizisten zupflastern und die Daumen drücken, dass einer von ihnen in der Nähe ist, wenn er wieder zuschlägt?«
Schließlich erhob sich McGinnis und funkelte mich an. » Das ist genau das, was wir tun werden, Bennett. Das nennt man proaktiv sein. Bitte erklären Sie unseren Plan, Agent Lamb.«
Ich setzte mich wieder, als der FBI-Agent empfahl, aufgemotzte Streifenpolizisten und besonders die Antiterroreinheit an bestimmten belebten Plätzen zu postieren – in und um das Rockefeller Center, am Harvard Club, dem New York Athletic Club, dem Lincoln Center, der Carnegie Hall und bei Tiffany’s.
Bei Tiffany’s! Als bräuchten die noch mehr Sicherheitskräfte! Und was war mit dem MoMa und der Hälfte der Restaurants im Zagat -Führer? Das hier war New York. Es gab nicht genügend Polizisten, um alle Spitzeneinrichtungen abzudecken.
» Und ich möchte Sie alle daran erinnern, dass es sich um vertrauliche Informationen handelt«, beendete McGinnis seinen Vortrag mit strengem Blick in meine Richtung.
Ich verdrehte die Augen, während ich überlegte, wie ich mich verteidigen könnte. Doch ich pfiff drauf und holte mir noch einen Kaffee, nahm verbittert einen großen Schluck und versuchte, den atemberaubenden Ausblick auf die Brooklyn Bridge zu genießen.
Vielleicht würde mir der Mörder einen persönlichen Gefallen tun und heute in einem der anderen Bezirke zuschlagen.
30
Hinter seiner Diesel-Sonnenbrille kniff der Lehrer im grellen Sonnenlicht seine Augen zusammen, als er an der Ecke der Eighth Avenue auf die 42nd Street bog.
Wieder spielte er Chamäleon, verkleidet mit einer Piero-Tucci-Lammfelljacke, einem künstlich gealterten T-Shirt, einer Morphine-Jeans und Stiefeln aus Stachelrochenleder, einer Aufmachung, die lässig wirkte. Doch wer einen Blick für so etwas hatte, wusste, dass seine Kleider weit mehr als ein Monatsgehalt kosteten. Sein modischer Dreitagebart verlieh ihm das Aussehen eines Rock- oder Filmstars.
Gern hätte er laut losgelacht, als er gemeinsam mit der ahnungslosen Horde dem Times Square zustrebte. Seine Aktion bei hellem Tageslicht durchzuführen, war absolut wahnsinnig und frech. Er hatte das Gefühl, eine der schärfsten Drogen genommen zu haben, die er kannte.
Endlich war er in der Lage, seine seit ewigen Zeiten angestaute Gehässigkeit abzureagieren. Seit er ein kleiner Junge gewesen war, hatten die Menschen versucht, ihn für dumm zu verkaufen. Wie großartig alles sei und welches Privileg es sei zu leben. Die Schlimmste von allen war seine scheußliche, langweilige Mutter gewesen. Die Welt ist ein Geschenk Gottes, das Leben ist wertvoll, schätze den Segen, der dir zuteilwird, hatte sie immer gesagt. Natürlich hatte er sie
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