Blutsvermächtnis (German Edition)
werden mir sofort Auskunft geben oder auf der Stelle anhalten und mich freilassen!“ Nevaeh kämpfte gegen den klammernden Griff um ihren Oberarm. Sie schlug nach dem Schwarzgekleideten. Er drückte noch härter zu.
Nevaeh verlor gänzlich die Beherrschung – sie kreischte auf, versuchte, ihrem Gegenüber durch das Gesicht zu kratzen, trat mit dem Fuß aus und fand sich einen Wimpernschlag später von Armen umklammert wie von Schraubzwingen. Jemand führte eine Spritze an ihre Armbeuge. Sie zappelte, doch vier Kerle wie Bären hielten sie fest und sie schaffte es nicht zu verhindern, dass die Flüssigkeit in ihre Vene floss. Ihr Wille erlahmte, ihre Muskeln erschlafften.
Minuten, nachdem die Männer sie in ein hotelähnliches Gebäude gebracht hatten, in dem sie nun in einem Raum auf einem Sofa saß, ließ die Benommenheit von ihr ab. Erst jetzt fand sie die Konzentration, ihre Umgebung genauer zu betrachten. Nevaehs Blick fiel auf einen Schreibtisch und einen Mann. Der Schreck fuhr ihr so sehr in die Glieder, dass ihr ein Aufschrei entglitt. „Jason!“
Er hatte es also doch geschafft, sie in die Finger zu bekommen. War das gar kein Wutgeheul, das sie verfolgt hatte? Es musste Triumphgeschrei gewesen sein, dass sie blöde Pute geradewegs in die Fänge seiner Helfershelfer gerannt war. Gott, jetzt war alles vorbei. Wahrscheinlich lachte sich der Dreckskerl ins Fäustchen, dass er nun Noah und sie in seiner Gewalt hatte.
„Kleines.“
Auch das noch. Wie konnte er es wagen, sie so zu nennen …
„Ich konnte nicht tatenlos zusehen, wie du ohne Hilfe in die Höhle des Löwen fliegst …“
Was?
„Deshalb habe ich meine Kollegen um Unterstützung gebeten. Sie haben dich seit der Landung verfolgt und eingegriffen, als es brenzlig wurde. Ich bin mit einem Lazarettflugzeug des DPA hergeflogen worden.“ Jaydens Hände griffen unter den Tisch, er schob sich nach hinten, und erst als er um das Möbelstück bog, nahm sie den Rollstuhl wahr.
„Gott, bin ich froh, dich zu sehen.“ Nevaeh sprang auf und schloss Jayden in die Arme. Sie presste die Lippen auf seine Stirn.
„Ich konnte mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, Jason zu finden. Es ging alles schneller als erhofft.“
„Was heißt das? Ist er geschnappt?“
„Unsere Männer haben ihn überwältigt. Ganz offensichtlich war er viel zu überrascht und hat nicht im Entferntesten damit gerechnet, dass ihn jemand gefangen nehmen könnte.“
„Was ist mit Noah?“
„Keine Angst, Kleines. Das DPA hat herausgefunden, dass er mit Nancy Scott nach Chile unterwegs ist – in der Maschine, mit der du angekommen bist.“
„Oh Mann.“
„Die Agenten werden ihn aufspüren und zurückbringen.“ Jayden strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du brauchst dich nicht mehr zu fürchten, Kleines.“
Nevaeh wand sich vorsichtig aus seiner Umarmung, darauf bedacht, sein Bein nicht zu berühren, das noch immer in einer Vorrichtung steckte, die den Schienbeinknochen fixierte.
Es klopfte an der Tür. Fast gleichzeitig öffnete sie sich und eine Frau schob einen Rollwagen mit Tellern herein. Der Geruch ließ Nevaehs Magen verkrampfen. Jayden fuhr an den Tisch zurück und tippte mit den Fingern auf die Platte.
„Komm her zu mir. Wir essen etwas und besprechen, wie es weitergeht.“
Während die Frau die Speisen auf dem Schreibtisch anrichtete und sogar einen Teelichthalter bereitstellte und die Kerze darin anzündete, zog Nevaeh einen Stuhl heran und nahm Platz. Mit jedem Bissen wurde ihr deutlicher bewusst, wie groß ihr Hunger war. Jayden aß ebenfalls und erst, als sie ihre Servietten beiseitegelegt hatten, setzte er das Gespräch fort. Nevaeh trank den letzten Schluck Weißwein aus ihrem Glas.
„Jason ist auf dem Weg in unser Forschungszentrum nach Finnland. Wir hätten hier keine Möglichkeit, ihn dauerhaft zu bändigen.“
„Was heißt das?“
Jayden wand sich. Nevaeh sah ihm die Verlegenheit an der Nasenspitze an. Erneut klopfte es und dieses Mal betrat nach einem kurzen „Herein“ ein Mann den Raum. Er grüßte freundlich.
Nevaeh erkannte seine Stimme. Sie hatte sie in dem Lieferwagen gehört. Sofort kochte die Wut neu auf. Man hätte sie nicht einfach mit einer Droge außer Gefecht setzen dürfen. Sie stand auf und trat vor den in einen dunklen Anzug gekleideten Agenten. Er knöpfte sein Jackett zu und streckte ihr die Hand entgegen.
„Ms. Morrison. Angenehm, Ihnen in guter Verfassung zu begegnen. Mein Name ist Niilo Korhonen. Ich
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