Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
Vom Netzwerk:
Ich will mit ihm reden.“
    Schritte ertönten auf dem Fliesenboden des Flurs. Die Bodyguards schwiegen und warteten. Korhonen eilte auf sie zu.
    „Ich bedaure, Ms. Morrison, das wird nicht möglich sein.“
    „Warum?“
    „Er hat vor wenigen Minuten das Haus verlassen, um für ein paar Tage nach Finnland zu reisen. Ich soll Ihnen ausrichten, dass Sie ihm und uns vertrauen sollen. Er kommt bald wieder.“
    Ihr zusammengeraffter Mut wich mit ihrem ausgestoßenen Atem. Korhonen fasste sie am Ellbogen und führte sie in die Mitte des Zimmers zurück.
    „Ich kann Sie nur nochmals eindringlich bitten, mit uns zusammenzuarbeiten, Ms. Morrison. Unser Psychologe wird Ihnen helfen, Ihre Fähigkeit unter Kon…“
    „Nein!“, stieß Nevaeh aus. „Ich werde meine Gabe nicht zulassen. Vergessen Sie’s.“
    Korhonen legte ihr die Hand auf die Schulter. Er suchte ihren Blick. „Sie müssen lernen, es zu kontrollieren“, sagte er und sein Gesicht strahlte Besorgnis aus, „Jayden besteht darauf, dass wir Ihnen helfen und das DPA …“
    Nevaeh stieß seine Hand beiseite. „Es ist mir egal, was Jayden oder ihr verfluchtes Departement wollen. Ich allein entscheide.“
    „Wie Sie wollen“, gab Korhonen ruhig zurück. „Wir haben viel Zeit.“ Er drehte sich um und verließ den Raum.
    Nevaeh warf sich auf das Bett und vergrub das Gesicht im Kissen. Die Daunen saugten ihre heißen Tränen auf und schluckten den verzweifelten Schrei. Es war alles zu viel, die Wucht der angestauten Emotionen seit Chile schlug über ihr zusammen. Ihre Nase verstopfte, ihr Kopf hämmerte, dumpfe Angst und Mutlosigkeit ergriffen mehr und mehr Besitz von ihrem Denken.
    Nevaeh drehte sich um und starrte vor sich hin. Würde man sie bis ans Ende ihrer Tage gefangen halten, wenn sie sich weigerte, Korhonens Forderung zu befolgen? Wer konnte ihr zu Hilfe kommen? Die Antwort darauf riss sie in bodenlose Resignation. Sie schloss die Augen.
    Ein kleines Mädchen saß auf einem Schlitten. Kugelrund wirkte sie in ihrem weiß-gelben Schneeanzug. Unter dem Fellrand der Kapuze blitzten Locken hervor. Eine Frau hob ein weiteres Kind auf den Schlitten, setzte es vor das Mädchen, das sogleich seine Arme um den Körper legte. Ihre behandschuhten Fäustchen klammerten sich in die Kleidung. Fröhliches Lachen und Kreischen ertönten, als die Frau ein Band ergriff und den Schlitten hinter sich herziehend loslief. Sie stapfte einen flachen Hügel hinauf und blieb auf der Kuppe stehen, drehte den Schlitten, flüsterte dem Vordermann des Mädchens etwas ins Ohr und strich über dessen gerötete Wangen. Dann gab sie dem Gefährt einen leichten Schubs und die Kinder rutschten den Hang hinunter. Sie johlten.
    Am Fuße rodelten sie auf einen Mann zu, der sie mit ausgebreiteten Armen empfing.
    Etwas abseits standen weitere Personen, Erwachsene. Zwei Frauen und ein Mann. Als das Mädchen vom Schlitten kletterte, sah sie einen Jungen, der sich im Schatten einer Holzhütte verbarg. Er fing ihren Blick auf und sie schaute schnell weg.
    Der Mann sprach auf sie ein, streichelte über ihre Kapuze. Das Kind schüttelte den Kopf, als hätte es auf eine Frage geantwortet. Er nahm es auf den Arm und es schmiegte sich an ihn.
    Als drehte sich eine Kamera im Kreis um die beiden und zoomte einen Bildausschnitt heran, zeichneten sich ihre Gesichter im Großformat ab. Das Mädchen weinte. Dicke Tränen liefen ihre Wangen hinab, der Mann küsste sie fort.
    Mit einem Aufschrei fuhr Nevaeh hoch. „Dad!“
    Sie war hellwach, jagte ihren Blick durch den Raum und überzeugte sich, dass sich nichts verändert hatte. Die Sonne war kaum weitergewandert. Nevaeh war nicht eingeschlafen.
    Ein Wachtraum
, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Sie schloss erneut die Lider. Sofort erschien das Bild, als hätte sie nur die Pause-Taste eines Filmabspielgeräts gedrückt. Sie riss die Augen wieder auf und fixierte einen Punkt an der Decke.
    Ihr blieb der Atem weg, als ihr klar wurde, dass der Sturm ihres Denkens und Fühlens mit Gewalt an der Schublade zerrte.
    Niemals! Niemals! Niemals!
    Sie durfte nicht zulassen, dass ihre Gabe erwachte.
    Sie durfte nicht zulassen, dass die Träume zurückkehrten.
    Sie durfte nicht zulassen, dass sie jetzt sogar Wachträume bekam.
    Sie durfte niemals mehr die Augen schließen!
    Sie würde nur Grauen zutage fördern und erneut Unglück über geliebte Menschen bringen. Das durfte sie nicht zulassen. Niemals!
    Zähflüssig verrann Minute um Minute. Irgendwann ging die

Weitere Kostenlose Bücher