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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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seinen Schädel, als wollte es sämtliche Gehirnzellen an einen divergenten Platz weisen und zwang ihn, für einen Moment die Augen zu schließen. Sie gelangten an das Ende der Sackgasse und seine Knie gaben nach. Er sackte zu Boden und lehnte die Stirn an den Fels.
    „Verzeih mir, Mestor“, flüsterte er. „Verzeih mir.“
    Und dann brach es wie die zerstörerische Macht aus ihm hinaus, wie die himmelhohen Wellen, die seine Heimat mit sich gerissen hatten. „Verzeiht mir, meine Brüder. Mutter. Isi. Poseidon! Verzeiht mir!“ Elia brüllte den Schmerz aus sich hinaus wie ein verwundetes Tier. Wie heftigstes Gewittergrollen schallten seine Schreie durch das Labyrinth.
    Schluss mit dem Gejaule! Er richtete sich auf.
    Varelas Stiefelspitze traf ihn in die Nierengegend.
    Elia sprang auf, seine Reißzähne schossen hervor. Er stürzte sich Varela entgegen, der blitzschnell und wohlweislich zurückgewichen war. Crichton und Morrison hielten Elia mit Gewalt an den Armen fest. Es hätte nur eines Zitterns, eines winzigen Zuckens seiner Muskeln bedurft, sie von sich zu schütteln und in der nächsten Sekunde Varelas Kehle aufzureißen.
    „Bitte, Elasippos.“ Morrisons heiseres Flüstern eroberte ungewollt sein Gehirn, stoppte ihn für einen Atemzug. „Ich liebe meinen Sohn. Ich will ihn lebend in die Arme schließen. Und Nevaeh.“
    Elia keuchte. Schmerz und Neid tobten in ihm, dass auch er ein liebender Vater war – der eines toten Sohnes. Tot! Tot! Tot!
    Der Funke der Erinnerung an den Blick, den Vater und Sohn gewechselt hatten, brach Elias letzten Widerstand. Er knickte zusammen und hätten ihn die beiden Männer an seiner Seite nicht gestützt, wäre er wohl nicht mehr fähig gewesen, sich jemals wieder vom Boden zu erheben.
    Crichton nahm die Metalldosen und warf sie dem Coronel vor die Füße. „Macht Euren Dreck selbst.“ Seine Stimme triefte vor Verachtung, doch es brachte Elia keine Spur Linderung.

     
    Spops Ausbruch. Jasons Fratze. Nancys Behauptungen, ihre angebliche Vergangenheit. Crichtons Aussage. Noah holte tief Luft, nachdem die Druckwelle, Staub und Hitze über sie hinweggeschossen waren. Nicht erst die Explosion brachte sein Weltbild ins Wanken.
    „Was soll das Ganze eigentlich, Nancy? Was sucht ihr hier?“
    „Oh“, sagte sie und wischte sich Schweißperlen von den Schläfen. Ihr Gesicht glänzte dämonisch im schaukelnden Licht der Taschenlampe. „Nichts Geringeres als dein Vater, nur dass er den Erfolg nicht mehr auskosten kann.“
    „Spuck’s endlich aus.“
    „Ich hab’s dir bereits gesagt. Schwer von Begriff, oder? Das Gen der Unsterblichkeit.“ Sie buchstabierte das Wort Gen.
    „Und das soll in einer Mumie stecken?“
    „Ziemlich sicher.“ Nancy grinste. „Mein Vater sucht es bereits seit Hunderten von Jahren und dieses Mal hat er die richtige Spur gefunden.“
    Verrückt. Noah kämpfte damit, Nancys Geschwätz für voll zu nehmen. Er würgte einen Kloß im Hals hinunter. Vielleicht käme er weiter, wenn er sich auf das Gedankenspiel einließe, doch die Zeit fehlte.
    Plötzlich stand Joshua neben ihm. Er war es ohne Zweifel. Unter Schmutz und Schweiß seines nackten Oberkörpers sah Noah die Muskeln spielen, die er als Junge bewundert hatte. Ungeachtet des Sprengstoffs um ihre Oberkörper fiel er seinem Vater in die Arme. Noahs Fäuste verkrampften sich im Rücken wie sein Herz, als er den wohlbekannten Geruch in tiefen Zügen einsog. Er brachte nicht mehr als ein raues „Dad“ zustande, da riss Varela ihn zurück und brüllte seinen beschissenen Befehl, den Noah längst nicht mehr hören konnte.

     
    Dass Crichton und Morrison ihn den Tunnel entlanggeschleift hatten, der Donner der Explosion und die Druckwelle, all das war belanglos an Elia vorübergezogen. Er hatte sich den Tod ersehnt – und er hatte ihn erreicht. Er war lebendig gestorben.
    Varela kommandierte sie zurück ans Ende der Sackgasse.
    Elia beobachtete mit erstarrtem Blick, wie Crichton und Morrison mit schweißüberströmten Oberkörpern den Schutt beiseite schaufelten. Die Öffnung zur Grabkammer weitete sich mehr und mehr. Schon roch er die Würze der Öle, mit denen er Mestors Leib eingerieben hatte. Sie hatten über die Jahrtausende kaum an Intensität verloren.
    Als der Coronel Crichton voranschob und sich nach ihm in die Kammer zwängen wollte, schoss Elia voran. Er stoppte hinter Varela.
    „Keinen Schritt weiter“, sagte er und es war ein bösartiges Zischen. „Wagt es nicht, Mestor auch nur

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