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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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anzurühren.“
    Varela wich zurück. Diesmal sagte er nichts, machte nur eine herablassende Handbewegung mit der den Zünder umfassenden Faust in Richtung der Öffnung.
    Elia holte tief Luft und schloss die Augen. Er trat voran und jäh war es, als geriete er in einen Sog. Seine Bewegungen wurden hektisch, während er seinen Körper durch das Loch quetschte. Er sah im Dunkeln wie eine Katze, kannte jeden Inch dieser Höhle, hatte nicht das winzigste Detail vergessen. Mit drei Schritten war er an dem Steinsarkophag und sank auf die Knie.
    „Eine Minute!“, brüllte Varela.
    „Drauf geschissen!“, rief Elia zurück und bediente sich der verhassten Sprache der Muschkoten. Hätte er den Coronel doch bloß im linken Nasenflügel eingesogen nach seinem Versagen. Er schob den Deckel beiseite, bis er auf den Boden krachte und in Stücke brach. Staub wirbelte auf und raubte ihm den Atem.
    Da lag er.
    Klein und nackt und ohne jeglichen Schutz. Mit ledriger Haut, auf der eine Staubschicht lagerte. Elias Finger zitterten nicht nur, sie schlackerten, als er die Hand nach Mestors Wange ausstreckte und die Spuren der Jahrtausende fortwischte.
    „¡Arrea!“
    Elia schob die Handflächen unter den federleichten Körper, hob ihn aus dem steinernen Sarg und legte ihn mit der Zartheit des Hauches eines Schmetterlingsflügels an sein Herz. Er erhob sich und näherte sich erneut der Öffnung. Crichton und Morrison hatten sie um einige Inches vergrößert, sodass er sich mit Mestor hindurchschieben konnte, ohne am Fels anzustoßen.
    „Ah.“ Nancy war aufgesprungen. „Da haben wir ja …“
    „Wag es nicht, Weib!“ Sein Blick stieß imaginäre Feuerzungen in Nancys und Varelas Richtung aus.
    „Keine Panik. Zurück zum Ausgang!“ Der Coronel trieb sie voran.
    Kaum traten sie ins Freie, stellte sich Nancy an Varelas Seite. Sie legte die Hand mit dem Zünder waagerecht vor ihren Bauch und die andere auf Varelas Schulter.
    „Aus bestens informierten Kreisen“, sagte sie, richtete sich zu ihrer vollen Körpergröße auf und musste dabei noch immer den Kopf weit in den Nacken legen, um Spops ins Gesicht zu sehen, „weiß ich, dass ihr über einen Hubschrauber und ein Flugzeug verfügt. Ich hoffe, an Bord ist Platz genug für alle. Ich würde es höchst unerfreulich finden, wenn wir die eine oder andere Person zurücklassen müssten.“ Sie grinste. „Tot. Also? Wo geht’s in den Hangar?“
    22 aus „Euphrosyne“, 1797/98, J. W. von Goethe

Los Angeles – Kalifornien
    G lühender Schmerz raste durch Nevaehs Arm, als Korhonen ihr brutal die Flüssigkeit aus der Spritze in die Vene presste. Die Furcht vor den Hunden verflog wie der Rauch einer erlöschenden Kerze. Quälend lange Sekunden versuchte sie, gegen die Wirkung der Droge anzukommen, doch ihr Geist kapitulierte.
    Sie grub ihr Gesicht in blondes, weiches Haar. Ein süßer Duft nach Veilchen und Honig weckte betörende Erinnerungen und gleichzeitig bittersten Schmerz. Ihr Herz krampfte sich zusammen vor Liebe und verursachte Schwindel. Ein Leben zog an ihr vorbei. Eine lachende Braut, die sich im Taumel des Glücks um sich selbst drehte, während Hunderte bunte Blumenblätter wie in Zeitlupe auf sie herabfielen. Ein verschwitztes Gesicht voller Schönheit, das mit weit aufgerissenen Augen auf ein Baby blickte, Ungläubigkeit und Stolz im Blick. Die Szenen wechselten, ein Todeskuss unter einem Rosenbogen … bis Nevaeh die Frau auf einer Waldlichtung in den Armen hielt – zappelnd und kämpfend. Nevaeh schloss die Arme fester um sie, umklammerte die sich wild Gebärdende mit stählerner Härte.
    Nur noch wenige Takte, bis das laufende Musikstück, das aus der Anlage des Fahrzeugs am Rande der Anhöhe herüberschallte, endete und ihr gemeinsames Liebeslied erklingen würde. Die Ballade, bei der sie sich an diesem Ort stundenlang geliebt hatten, ihre in Erregung badenden Körper aneinander rieben, sich küssten und streichelten, sich ihre Leiber unter jedem Hauch einer zarten Berührung bogen, bis die Sinne im Taumel eines entfesselten Liebesspiels explodierten. Der Tag, an dem sie das Liebste geschaffen hatten, das es für sie beide gegeben hatte. Das schönste, das teuerste, das wertvollste Gut auf Erden. Ihre Tochter. Das Lied klang aus, endlos schienen die Atemzüge in der Stille.
    Spitze Zähne versuchten, sich in Nevaehs Brustkorb zu bohren. Sie spannte die Muskeln an und die Hauer der Frau kratzen nur an ihrer Haut.
    „Liebling.“ Sie schluchzte den Namen an die

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