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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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normales kleines Mädchen, auch wenn Nomy das nicht wahrhaben will. Und dann ist da noch die Legende, die sagt …“
    „Ja, ich weiß. Aber auch darum gebe ich nichts. Ich suche lieber Fakten und will nicht, dass Nevaeh davon jemals etwas zu Ohren kommt, auch nicht, wenn sie älter ist.“
    Nevaeh zitterte. Der Name ihrer Mom zauberte ihr Konterfei so klar und deutlich vor ihr inneres Auge, dass sie meinte, die Uhr wäre zurückgedreht und die Vergangenheit zu neuem Leben erweckt worden. Wie glücklich und heil ihre Welt damals noch war. Sie schwebte, unendlich leicht und frei. Doch dann verblasste die Unterhaltung und hinterließ infernalischen Schmerz. Beinahe vergessen war das Geschwätz über Vampire. Eine Albernheit im Vergleich zu dem Monster, das sie darstellte. Sie trug Schuld am Tod zweier Menschen. Mom und Jannik. Für einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, einfach Gas zu geben. Auf den zugefrorenen See hinauszuschießen, um irgendwo einzubrechen. Sie hatte den Tod verdient. Sie war eine Gefahr, eine wandelnde Zeitbombe. Finge sie erst zu ticken an, wäre vielleicht alles zu spät. Sobald die Träume erneut einsetzten. Sobald sich die Schublade öffnete.
    „Nevaeh?“
    Die Stimme in ihrem Rücken erschreckte sie bis in die Knochen. Sie schnellte herum und traute ihren Sinnen nicht. Das Blut sackte in ihre Beine, sie schaffte es kaum, den Mund aufzubekommen. Nach mehrmaligem Schlucken gelang ihr eine Reaktion und sie fand ihre Sprache wieder. „Oh Gott. Jayden. Was machst du denn hier?“
    Ihr Gegenüber zog die Augenbrauen zusammen. Unverständnis lag in seinem Blick. Nur einen Wimpernschlag darauf wandelte sich sein Ausdruck, und Wärme trat in seine graublau schimmernden Iriden. Er hatte sich nur unwesentlich verändert. Sein mittelblondes Haar stieß verwegen wie vor zehn Jahren in jede Himmelsrichtung. Sein schlanker Körper wirkte trainiert und sehnig wie der des Studenten, dessen Bild ihr vorschwebte. Nur ein paar Falten in seinem Gesicht legten Zeugnis ab, dass die Zeit nicht stehen geblieben war.
    „Es ist lange her.“
    Nevaeh peitschte eine einzige Eingebung: Flucht.
    Fort von diesem Mann, vor dem Unheil, das er ankündigte. Was zur Hölle sollte das? Er musste ihre Spur von L. A. verfolgt haben. Warum, warum, warum … hämmerte es in ihrem Kopf. Panisch ließ sie den Motorschlitten an und gab Gas. Wenn Jayden auftauchte, war auch Noah nicht fern. Bestimmt hatte ihr Bruder seinen Geliebten vorgesandt, um Kontakt aufzunehmen. Himmel, nein. Das durfte nicht passieren. Schon gar nicht jetzt, da die Erinnerung ihr mit erschreckender Bedrohlichkeit die Gefahr ihrer Gabe zu Bewusstsein rief, Narben aufriss und eingedämmt geglaubte Risiken mit brachialer Gewalt ins Dasein zurückrief.
    „Nevaeh!“, schallte Jaydens Ruf hinter ihr her.
    Sie ignorierte die Verwunderung, die in der Stimme ihres ehemaligen Freundes lag. Er war seit Langem ein Feind geworden. Und nur, solange sie sich fernhielt, war Noah in Sicherheit. Sie wusste nicht genau, wie ihre Gabe funktionierte, ob und wie sie vielleicht lenkbar sein könnte. Die Furcht, Noah mit seinem Tod zu stempeln, war zu groß, als dass sie das Risiko eingehen konnte, ihm zu begegnen.
    Nevaeh registrierte kaum, dass sie am Haus ihrer Großmutter ankam. Sie parkte neben dem Leihwagen. Offenbar war der Verwalter da gewesen, denn der Neuschnee war beiseite geschaufelt, hatte die aufgetürmten Schneeberge um einige Inches anwachsen lassen. Nevaeh schlich hinein und verschanzte sich in ihrem Schlafzimmer. Sie ahnte, dass ihre Ex-Nanny vor der Zimmertür stand und grübelte, ob sie anklopfen sollte. Catalina kannte ihre Ausbrüche, störte man Nevaeh in einer Stimmung wie gerade und hatte ein verdammt gutes Gespür, niemals einen Schritt zu weit zu gehen. Dafür dankte sie der alten Lady. Drei Stunden später klopfte es dennoch. Nevaeh überlegte, sich schlafend zu stellen, da raunte Catalina:
    „Liebes, öffne die Tür. Unten wartet Besuch und ich glaube, du solltest dir anhören, was er mitzuteilen hat.“
    Die Neugierde trieb Nevaeh an. Sie öffnete einen Spaltbreit. „Was will er und wer ist es?“
    „Jayden Caball.“
    Nevaeh schnappte nach Luft. Wie konnte Catalina bloß … „Schick ihn weg. Sofort.“
    Das Gesicht der Frau legte sich in betrübliche Falten. Augenblicklich tat es Nevaeh leid, solch einen harschen Ton angeschlagen zu haben, doch sie brachte die Fähigkeit nicht auf, sich zu beherrschen. Ihr Innerstes gefror zu einem Eisklumpen,

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