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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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dass Ihr für diesen Ausflug besser ein anderes
Outfit
wählen solltet.“
    Er verzog die Miene. „Was genau schwebt Euch vor?“
    Crichton gab durch die halb geöffnete Tür jemandem im Flur einen Wink und ein livrierter Diener schob einen Kleiderständer in das Zimmer. Der Butler nahm eine Hose aus grobem, blauem Stoff zur Hand. „Man nennt sie Jeans, Sir.“
    Zumindest gestattete Crichton, das er ein Hemd anzog, obwohl er die Manschetten vermisste. Eine Fliege verwehrte er ihm, ebenso eine Krawatte, dafür durfte er ein Leinenoberteil tragen, das maximal weit entfernt an einen eleganten Herrenrock mit Taillenschnitt erinnerte. Man bezeichnete das Teil als Sakko und in der Tat kam er sich zuerst vor wie in einen Sack gekleidet. Die Stirn in Falten gezogen, betrachtete er sich im Spiegel. Sein Haar leuchtete beinahe im gleichen Farbton wie das der Blauschwarzen, die ihm kürzlich einen neuen Haarschnitt hatte angedeihen lassen wollen, doch er hatte vehement abgelehnt. Er löste den Zopf im Nacken, bürstete das Haar und band es wieder zusammen. Nach ein paar intensiven Sekunden der Betrachtung fand er seinen Auftritt in den ungewohnten Kleidungsstücken nicht mehr sonderlich unangenehm. Ungewohnt, aber nicht unattraktiv. Er gestand sich mit einem Gefühl leichter Scham ein, dass es ihm wichtig war, gut auszusehen. Er würde Nevaeh Morrison begegnen.
    „Wenn Ihr bereit seid, Crichton?“
    Der Butler hielt ein Schlüsselbund in die Luft. „Ich habe mir erlaubt, Sir, den Hummer für unsere Fahrt auszusuchen.“
    Elia rief sich ein vages Bild des Geländewagens aus seinem Fuhrpark vor Augen. Als sie die Tiefgarage betraten, streifte sein Blick eines der ältesten Kraftfahrzeuge der Welt, einen Dampfwagen von Nicholas Cugnot aus dem Jahr 1769. Er hatte den Mann persönlich gekannt und ihm den guten Rat gegeben, sein Modell mit einer Bremsanlage auszustatten, doch der Konstrukteur war so überzeugt, dass das Gefährt mit dem Dampfantrieb ohnehin nur wenige Yards rollen und von selbst zum Halten kommen würde, dass er nicht auf seinen Ratschlag hörte. Bei der Vorführung vor den hohen Militärs in Paris geschah das Malheur: Der Wagen durchbrach die Außenmauer der Kaserne und verursachte für ein Vierteljahrhundert einen Stillstand in der technischen Entwicklung selbstfahrender Automobile.
    Der Lack des schneeweißen H3 alpha schimmerte im Neonlicht. Trotz der gebotenen Eile ließ Elia es sich nicht nehmen, eine bewundernde Runde um das Fahrzeug zu gehen. Die breiten Reifen auf schwarzen Alufelgen mit glänzendem Chromrand schlossen passgenau mit der Kotflügelverbreiterung ab. Die Front erinnerte an das Gesicht eines Raubtiers in Lauerstellung. Achtsam glühende Pupillen, die Nasenflügel witternd geweitet, das Maul zu einem Strich gepresst, um den nach Beute lechzenden Speichel zurückzuhalten. Die dunkel getönten Scheiben verliehen hingegen den Touch eines seriösen Diplomatenfahrzeugs, das Kennzeichen offenbarte den Status, der ihm Immunität auf Reisen gewährte.
    „Wollt Ihr fahren, Sir, oder wünscht Ihr, dass ich chauffiere?“
    Elia streckte die Hand nach dem Schlüssel aus. Er öffnete die Fahrertür und glitt auf den Ledersitz. Ein sattes Schlagen begleitete das Zuziehen der Tür, Honig auf der Zunge eines Autoliebhabers. Die Armatur des Hummers entsprach seiner vollsten Zufriedenheit: Wenig Schnickschnack, glatte Flächen, nur die Armaturentafel und das Mittelfeld samt Konsole hervorgehoben in exklusiver gebürsteter Edelstahloptik. Crichton erklärte ihm überflüssigerweise den Bordcomputer. Mit der Bedienung seiner Karossen war er bestens vertraut, auch wenn er sich nicht häufig den Genuss gönnte, sie auszufahren.

     
    Mit angstvoll aufgerissenen Augen starrte Nevaeh in die Mündung eines Schnellfeuergewehrs. Es tat Jayden in derSeele weh, die Panik in ihren Gesichtszügen abzulesen. Ihre verkrampfte Körperhaltung verdeutlichte, wie die Furcht sie umklammerte. Die Tage, die Varela sie in der Gewalt gehabt haben musste, steckten ihr tiefer in den Knochen, als sie sich bislang wohl selbst eingestand. Heilige Maria, er hatte nicht damit gerechnet, dass Varela so listig war. Jayden sah missmutig ein, dass er einem ebenbürtigen Gegner gegenüberstand, der bei Verfolgungsjagden durchaus die Strategien seines Gegenspielers feinfühlig auszumachen wusste. Jetzt saßen sie in der Falle. Verdammter Mist!
    Die beiden Militärjeeps waren so schnell aufgetaucht, dass Nevaeh und er kaum das Gebäude durch den

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