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Blutsvermächtnis (German Edition)

Blutsvermächtnis (German Edition)

Titel: Blutsvermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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und nahm an der Stirnseite zu ihrer Linken Platz. Kaum hatte er sich hingesetzt, erschien ein Diener und schenkte ihm dunkelroten Wein in ein hauchzartes Glas aus edelstem Kristall ein.
    Sie betrachtete Elia. Sein Haar schimmerte seidig im Licht von Hunderten Kerzen. Auch jetzt trug er die Mähnewieder gebändigt durch einen im Nacken zusammengebundenen Zopf. Ein Flackern lag auf seinen kantigen Gesichtszügen. Schatten untermalten das Grübchen an seinem scharf geschnittenen Kinn. Der dunkelblaue Anzug verlieh seiner Haarfarbe eine intensive Tönung. Blauer Samt und nachtschwarze Seide. Sie musste das Zucken in ihrer Hand gewaltsam zurückhalten, um weder das eine noch das andere zu berühren. Unter den Ärmeln seines Herrenrocks und am Halsausschnitt seiner engen Weste schauten Rüschen hervor und betonten seine Hautfarbe. Schneeweiße Milch und goldener Honig.
    Elia kostete einen Schluck Rotwein. Gebannt beobachtete sie das betörende Spiel seiner Lippen. Der arrogante Schwung wich einer verführerischen Weichheit. Nevaeh fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe und bemerkte erschrocken, dass sie in Gedanken die feine Linie der seinen kosend umstrichen hatte. Sie senkte die Lider und wartete, bis der Ober auch ihr eingeschenkt hatte.
    „Möchtet Ihr einen Toast aussprechen oder darf ich meinen Wunsch anbringen?“
    „Bitte, Sir Spops.“
    „Waren wir uns nicht einig, dass Ihr mich Elia nennt?“
    „Bitte, Elia.“
    „Auf Euch, schöne Frau. Auf dass dieser Abend für Euch zu einem unvergesslichen Erlebnis wird.“
    „Und ebenso auf Euch, Elia.“
    Die Kristallgläser klangen mit einem lieblichen Ton aneinander und das schwere Getränk perlte süß über ihre Zunge. Umgehend spürte sie die Wirkung des Alkohols, der aus ihrem leeren Magen direkt in die Adern floss. Sie stellte hastig das Weinglas auf den Tisch zurück und stieß fast mit dem Kellner zusammen, der einen Teller mit einer Vorspeise auf einer silbernen Gedeckplatte abstellte.
    „Sashimi vom Thunfisch und Wassermelone im Noriblatt mit Sauerampfer-Crèmefraîche und Radieschencarpaccio.“
    Wie im Nebel zogen die nächsten Ankündigungen vorüber. „Schaumsuppe von der Brunnenkresse mit Saiblingsroulade und Frühlingsmorchelklößchen; glasierter Rochenflügel mit Limonen-Kapernbutter und Oliven- Kartoffelschaum; rosa gebratenes Kalbsfilet unter der Bärlauchhaube mit Madeirajus und Tagliatelle.“
    Als das „Duett von Rhabarber und Zartbitterschokolade“ vor ihr stand, vermochte sie kaum mehr, den Löffel zu heben, so satt und zufrieden fühlte sie sich. Am liebsten hätte sie geschnurrt wie ein Kätzchen. War das wirklich bereits das fünfte Glas, an dem sie nippte? Bei jedem Gang hatte der Ober nachgeschenkt und sie hatte die unterschiedlichen Weine mit größtem Genuss getrunken. Vom Gefühl her meinte sie, nicht im Mindesten beschwipst zu sein, doch als Elia ihr erneut den Arm reichte und ihr beim Aufstehen half, schwankte sie für einen Moment und leichter Schwindel wiegte ihr Gehirn, als läge sie in einem Schlauchboot auf sanft wogendem Wasser. Sie vermochte dennoch nicht zu beurteilen, ob der Taumel vom Wein oder Elias Nähe rührte.
    „Mögt Ihr noch einen Kaffee zum Abschluss des Dinners? Oder ein paar Früchte? Einen Likör?“
    „Ja, gern.“
    Ja, gern was? Sie sollte vorsichtiger mit den Getränken sein, um Herrin ihrer Sinne zu bleiben. Der Rausch ihres Beisammenseins glich ohnehin einer Achterbahnfahrt in volltrunkenem Zustand.
    Elia ließ ihren Ellbogen los und schob seinen Arm stattdessen um ihre Taille. Sogar durch die zahlreichen Schichten der Stoffe glaubte Nevaeh, die Glut seiner Handfläche würde ein feuerrotes Mal in ihr Fleisch brennen. Sie hielt die Luft an, versuchte, das Kribbeln zu unterdrücken, das sich bis in ihre intimsten Stellen fortsetzen wollte. Ohne Erfolg.
    „Mögt Ihr den Digestif bei Mondschein genießen?“
    Nevaeh nickte. Wohin immer er sie führte, sie würde ihm folgen. Was immer er wollte, sie würde es ihm geben. Würde er tatsächlich das Draufgängertum besitzen, als Entlohnung für all die Köstlichkeiten ihren Platz an seiner Seite im Bett einzufordern, sie hätte es ihm trotz ihrer Vorsätze und Werte nicht abgeschlagen.
    Elia führte sie durch den Flur zu einer schweren Holztür. Er blieb stehen. Sein Arm glitt von ihrer Taille, er fasste mit beiden Händen ihre zitternden Finger.
    „Gestattet Ihr? Der Weg ist etwas holprig.“
    Bevor sie etwas erwidern konnte, hob er sie auf die

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