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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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oder Wochenenden. Erst da übergab Carracci dem Colonnello eine Kopie der Verfügung des Innenministers zur Einrichtung der Task Force − als die Sitzung praktisch schon beendet war.
    Das ist mal wieder das typische Misstrauen der Polizei uns Carabinieri gegenüber, dachte Trimarchi bei sich.

New York
    Dick Moore saß auf dem Beifahrersitz des weißen Chevrolet Impala und zündete sich eine neue Zigarette an. Es war die dritte oder vierte, seit der Fahrer ihn kurz vor acht zu Hause abgeholt hatte. Er hatte aufgehört zu zählen. Er nahm einen Zug und inhalierte tief. Ihm war deutlich anzusehen, wie beunruhigt er war, und er spürte von Kopf bis Fuß ein heftiges, unkontrollierbares Kribbeln, in dem sich seine Nervosität äußerte. Die ausgeprägten Furchen auf seinen Wangen ließen seinen Mund markanter wirken. Er dachte an die Auseinandersetzung mit Jenny. Sie verzieh ihm nicht, dass er ihre drei gemeinsamen freien Tage geopfert hatte. Verloren und dahin. Dann dachte er an den Anruf, an die Überraschung, die ihn erwartete.
    Ein Satz vor allem hallte ständig in seinem Kopf wider:
    »Im Leben geht es eben oft anders, als wir es uns wünschen …«
    Diese Worte hatten sich ihm eingeprägt. Wurden schon zur Obsession. Zur Auswirkung eines perversen Spiels.
    »Im Leben geht es eben oft anders, als wir es uns wünschen …«
    Was verbarg sich hinter diesem Spruch? Zwecklos, darüber nachzugrübeln. Vielleicht würde er die Antwort an der bezeichneten Stelle finden.
    Es herrschte noch kaum Verkehr. Bald erreichten sie die schmale und staubige Straße nach Oakville, wo jedes Jahr die Doo Wop Rallye stattfand. Dann standen Massen von Zuschauern zwischen den Bäumen am Rand, feuerten die Wagen an und schossen Fotos. Er befahl seinem Fahrer, kurz anzuhalten, und schlug die Straßenkarte auf seinen Knien auf. »Fahr langsam weiter«, sagte er dann. Sie hielten bei jeder Abzweigung und spähten so weit es ging hinein. Manche Sträßchen erkundeten sie auch ganz. Nichts Interessantes. Nur Bäume und Staub. Keine Menschenseele. Aber das war nichts Besonderes. Diese Strecke belebte sich nur einmal im Jahr. Nach wenig mehr als zwei Meilen bogen sie in die zigste Nebenstraße ein, wo die Vegetation schon bald immer dichter wurde. Hinter einer Kurve sahen sie plötzlich etwas: ein Autowrack. Eine viertürige Limousine. Geschwärzt. Vollständig ausgebrannt.
    Moore holte das Handy aus der Innentasche seines Jacketts und rief sein Büro an. Es gab keinen Zweifel: Der Anrufer hatte gewollt, dass er dieses Auto fand.
    Vielleicht weil es für die Morde an der Madison benutzt wurde? Oder will er mich auf eine falsche Fährte führen? Was hat dieser Mistkerl vor? Seinen Vorteil aus einem Wandel der Machtverhältnisse im kriminellen Milieu ziehen? Oder einfach nur ein hübsches Sümmchen aus dengeheimen Fonds des FBI abkassieren? Moores Gedanken überschlugen sich.

    Die Experten von der Spurensicherung trafen ein. Auch ein Team vom FBI war dabei. Sie untersuchten das Wageninnere. Nichts. In der Umgebung nur Fußabdrücke und Reifenspuren, wahrscheinlich von einem Motorrad. Sie machten sich daran, Gipsabdrücke anzufertigen.
    Moore warf einen letzten Blick auf das Wrack und wies den Chauffeur an, ihn ins Büro zu fahren. Dort würde er auf die nächste Kontaktaufnahme seines anonymen Informanten warten.
    Das sollte wohl nicht allzu lange dauern.

    23.30 Uhr italienischer Zeit.
    Der Ort war sicher. Gut getarnt und schwer zugänglich. Nur wenige durften ihn betreten. Und nur unter besonderen Umständen. Wie diesen.
    Antonio Russo versammelte seine engsten Getreuen um sich. Das war ihm in letzter Zeit zur Gewohnheit geworden, besonders wenn er sein Territorium für mehrere Tage verlassen musste.
    Die Luft war schneidend kalt und feucht. Kein Stern am Himmel. Allgegenwärtig nur die Stille. Sogar der bullige, vor dem Haus liegende Mastiff schien sie zu respektieren. Seit einigen Stunden hatten sich dichte Nebelbänke gebildet, die die ganze Ebene bedeckten wie ein weißes Tuch. Gelegentliche Windstöße zerteilten sie hier und da und ließen den Umriss eines Baums im Orangenhain vor dem Herrenhaus erkennen.
    Sie waren zu viert in dem engen Kellerraum. Saßen im Kreis auf Bambushockern, beschienen vom schwachen Licht einer nackten Glühbirne an der Decke, ihre Mützen auf dem Schoß.
    »Die fangen an, mir richtig auf den Sack zu gehen«, schimpfte der Boss mit wutverzerrtem Gesicht und rieb sich die Schläfen. Seine Augen waren

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