Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)
gehe gleich hin. Das 81. Revier ermittelt auch bezüglich des gestohlenen Abzeichens, das man bei Baker gefunden hat.«
Reynolds nickte.
Auch dieser Zufall war ihm nicht entgangen.
Inzwischen interessierte sichauch Dick Moore für die Green Birds.
Das FBI überwachte die schwer kriminellen Gangs seit einiger Zeit, da sie eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellten. Sie kamen gleich nach El Kaida. Manche von ihnen hatten sogar Ableger in anderen Städten und anderen Staaten. Wie eben die Green Birds.
Moore wurde fündig. Insbesondere, was Harry Baker betraf, der ein brutaler Gangboss war und seine Gesetze mit beispielloser Gewalt allen Mitgliedern aufzwang. Ein richtiger Dreckskerl. Mit einem Gangsterlebenslauf, wie er im Buche stand …
Moore las, dass Baker schon mit siebzehn Jahren diverse Handtaschenraube, Autodiebstähle und Einbrüche begangen hatte − fast alle in Brooklyn, wo er damals noch bei seinen Eltern lebte. Später gingen schwerere Verbrechen auf sein Konto: Vergewaltigung und andere Gewalttaten gegen Frauen, die alle sehr jung waren, darunter auch Freundinnen von Gangmitgliedern, bei denen er als Anführer eine Art Ius primae noctis geltend machte. Auch mit Drogendeals hatte er bald zu tun gehabt sowie mit Waffenhandel. Und das nicht nur in New York: Die Bande hatte sich krakenartig bis in andere Städte ausgebreitet. Ein tüchtiges Bürschchen, weiß Gott. Zu schade, dass er bei den meisten Straftaten nur unter Verdacht stand. Es hatte nie einen wirklich belastenden Beweis gegen ihn gegeben.
Moore stieß auf noch mehr.
Zwei Dienstberichte dokumentierten zudem, dass Baker auch die Aufmerksamkeit des FBI auf sich gezogen hatte.
Im Jahr 1998 hatte das FBI eine Pizzeria in Brooklyn beobachtet, die einem Sizilianer gehörte. Ein Logistikzentrum des Drogenhandels nach Überzeugung der Federals. Eine Streife des Police Department, die in dem Bezirk Dienst tat, war bei mehreren Gelegenheiten auf Baker gestoßen, als er gerade das Lokal verlassen wollte. Es war nichts bei ihm gefunden worden, doch die Verdachtsmomente blieben bestehen. Es gab keinen Zweifel: Sie hatten es mit einem raffinierten Hund zu tun. Unter den kontrollierten Personen waren außer Sizilianern auch Kalabrier gewesen, von denen einige auf frischer Tat verhaftet wurden. Keiner davon jedoch hieß Fedeli oder Prestipino. Was wirklich bedauerlich war, fand Dick Moore.
Die fotokopierten Akten aus dem 81. Revier waren nicht sehr ergiebig.
Nur eine erregte Reynolds’ Aufmerksamkeit. An einem derTatorte waren Fragmente von Fingerabdrücken gefunden worden – die sich jedoch nicht für einen Abgleich eigneten, wie sich herausstellte – sowie ein Abdruck von einem Turnschuh, der mit Gips ausgegossen werden konnte. Gespannt musterte er die Abbildung der Sohle und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch: Es bestand eine offensichtliche Ähnlichkeit zwischen diesem Abdruck und dem, der am Fundort des ausgebrannten Taxis entdeckt worden war.
»Schick das Foto von diesem Abdruck an Director Moore, damit er es von seinem Labor in Washington vergleichen lässt«, wies er Detective Green an. »Hoffen wir, dass wir diesmal ein bisschen Glück haben.« Dann wählte er die Büronummer des FBI -Chefs und kündigte ihm das Foto des Schuhabdrucks an. Der Hauptgrund seines Anrufs war jedoch ein anderer.
»Harry Baker darf morgen nicht rauskommen, auf keinen Fall. Auch nicht gegen Kaution.«
»Okay, ich werde mein Bestes tun. Ich spreche mit dem Staatsanwalt«, sagte Moore nach kurzer Überlegung. »Die Tatsache, dass der Festgenommene auch des Diebstahls einer Dienstmarke meiner Behörde angeklagt ist, könnte den Fall in unsere Zuständigkeit übergehen lassen – so verhält es sich schließlich auch, wenn Unterlagen, die Eigentum des FBI sind, entwendet werden.«
»Sehr gut, Director. Ich vertraue Ihnen voll und ganz. Bis morgen.«
In diesem Moment verspürte Reynolds doch tatsächlich den Drang, dem FBI -Mann kräftig die Hand zu schütteln.
Samstag, 15. November
Es war Nacht, und er steckte im Aspromonte fest, in einer Felsrinne, umgeben von Wald mit dichtem Unterholz. Er fand einfach nicht den Weg hinaus. Er hatte sich verirrt. Schon spürte er den Atem der Männer von der ’Ndrangheta im Nacken, die ihn hetzten, um sich an ihm zu rächen. Plötzlich tauchte vor ihm eine Gestalt mit unscharfen Konturen auf, die er nicht richtig erkennen konnte. Wer mochte das sein? Bestimmt einer von ihnen … Dann hörte er eine
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