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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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Eisenbeschlägen brach auf.
    Es war nur eine Frage von Augenblicken.
    Schon waren sie im Innern.
    Jede Einheit bewegte sich gemäß ihren Befehlen.
    Nur eines war zu hören: das Krächzen der Funkgeräte an ihren Ohren. Überall dieselbe Mitteilung: niemand im Haus. Aber sie hatten ohnehin nicht erwartet, Russos Frau und seine zwei Söhne anzutreffen. Ein Observierer von der DIA hatte die drei am Morgen fortfahren sehen, und sie waren bisher noch nicht zurückgekehrt.
    Aber wie konnte es sein, dass das Gut geradezu verlassen wirkte?
    Die Gedanken des Colonnello, und nicht nur seine, rasten. Diese Totenstille alarmierte alle.
    »Wir müssen gründlicher suchen. Irgendwo muss es ein Versteck geben«, befahl Trimarchi, und nach noch nicht einmal fünf Minuten hörte er die etwas verzerrte Stimme von Capitano Foti in seinem Kopfhörer: »Chef, kommen Sie hier runter.«
    »Wo runter?«
    »In den Keller.«
    Trimarchi stürzte mit der Pistole im Anschlag die Treppe hinunter. Carracci und Armando Greco samt einiger seiner Männer folgten ihm.

    Capitano Foti stand am Eingang zum Keller.
    »Hier ist was Interessantes, Signor Colonnello«, verkündete er aufgeregt.
    »Was?«
    »Kommen Sie mit, ich zeige es Ihnen.«
    Sie durchquerten den gesamten Keller mit seinen Wänden aus groben Steinen und Beton, an denen große Weinfässer und Korbflaschen voll Olivenöl aufgereiht waren. Die Luft roch feucht und ein wenig modrig. Von der Decke hingennackte, von Metallgittern geschützte Glühbirnen. Der Boden war aus gestampftem Lehm. Vor der Wand am Ende des Kellergangs blieben sie stehen.
    »Sehen Sie!«, sagte der Capitano und zeigte auf den Teil der Wand, der als Weinlager, bestehend aus mehreren Flaschenreihen übereinander, diente. Ganz in der Nähe, an derselben Wand, stand ein alter Schrank.
    »Was ist in diesem Schrank?«, fragte Trimarchi.
    »Verschiedene Arbeitsgeräte und außerdem … das hier!« Foti machte die eine Schranktür auf und zog einen kleinen Trolleykoffer heraus. »Gucken Sie mal, Colonnello, ein Satellitentelefon in Spezialanfertigung.«
    Trimarchi schüttelte verblüfft den Kopf. Es sah genauso aus wie das, das sie in der Mafia-Höhle von Mazara del Vallo gefunden hatten.
    Flüchtig sah er wieder den Bunker vor sich, in dem er vor ein paar Jahren einen gefährlichen Capo der Cosa Nostra verhaftet hatte.
    »Aber das ist noch nicht alles, sehen Sie sich das an!«, fuhr Foti fort, der inzwischen wieder vor dem Weinlager stand.
    »Was gibt es denn noch?«, fragte der Colonnello zweifelnd. Auf den ersten Blick hatte er nichts Ungewöhnliches bemerkt. »Ist in den Flaschen etwas anderes als Wein?«
    »Nein, das meine ich nicht − passen Sie auf!« Er drückte mit der flachen Hand gegen die Wand. »Sehen Sie? Sie bewegt sich.«
    Der Colonnello zog die Augenbrauen hoch.
    »Sie sieht irgendwie seltsam uneben aus«, bemerkte er.
    »Wenn man dagegendrückt, gibt sie nach, als wollte sie sich um ihre eigene Achse drehen«, flüsterte Foti und stemmte sich mit beiden Händen gegen die Wand, die tatsächlich ein Stück zurückzuweichen schien.
    »Dottor Greco«, wandte sich Trimarchi an den Befehlshaber der NOCS -Einheit, »untersuchen Sie das mit Ihren Leuten. Entfernen Sie die Flaschen und reißen Sie die Wand ein, notfalls auch unter Einsatz von Sprengstoff.« Er trat ein Stück zur Seite und machte Platz. Auch die anderen wichen zurück.
    Es war nicht nötig, eine Sprengladung anzubringen, denn nachdem einige Flaschenreihen weggeräumt worden waren, gab die Wand unter stärkerem Druck nach und wurde zum Durchgang in einen kleinen Tunnel, der so niedrig war, dass man sich bücken musste, um hineinzugehen.
    Die Männer vom NOCS betraten ihn als Erste. Er war kaum mehr als zwei Meter lang und führte zu einer grob behauenen Treppe, die sie hinunterstiegen. Die Dunkelheit wurde undurchdringlich. Sie knipsten ihre Taschenlampen an und sahen in deren Strahlen einige Gestalten vor sich auftauchen.
    »Polizei!«, schrien sie. »Hände hoch! Niemand bewegt sich!«
    »Nicht schießen!«, antwortete die Stimme eines älteren Mannes. Gleich darauf ging eine Glühbirne an, die mit einem losen elektrischen Kabel an der Decke befestigt war. Antonio Russo saß mit finsterem, starrem Gesicht auf einem Bambushocker. Neben ihm waren vier Männer um einen kleinen Tisch versammelt, auf dem einige Schnapsflaschen und Gläser standen. An den Wänden hingen Stricke, Riemen, Zügel, Reitgerten, Sättel und von der Decke weitere

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