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Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Blutsverwandte: Thriller (German Edition)

Titel: Blutsverwandte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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vorbereitet, wieder aufzulegen, weil sich nur jemand verwählt hatte, doch dieser Anrufer war alles andere als entspannend. Sie knipste eine kleine Lampe neben ihrem Bett an, die ein weiches, gedämpftes Licht verbreitete.
    »Tatsächlich?«, sagte sie. Wieder unverbindlich.
    »Auf dem Sheffield-Anwesen ist ein Toter gefunden worden.«
    Sie merkte, wie die Anspannung von ihr abfiel. Jetzt hatte sie die Oberhand. »Warum erzählst du mir das?«
    »Sprich nicht in diesem Ton mit mir …«
    »Sprich meinen Namen nicht aus«, unterbrach sie ihn, da sie wusste, dass ihr Name als nächstes Wort aus seinem Mund gekommen wäre. Sie musterte sich im Spiegel über dem Bett, tippte sich eine Zigarette aus dem Päckchen auf dem Nachttisch und zündete sie an.
    »Rauchst du?«, fragte er.
    »Ja.« Sie blies einen Rauchring, da sie wusste, dass es ihn ärgern würde, wenn er es sähe.
    »Was belastet dich?«, fragte er, nun mit sanfterer Stimme.
    »Ich bin nicht diejenige, die angerufen hat.«
    Er wartete.
    Sie seufzte. »Wie schlimm sitzt du denn in der Tinte?«
    »Wir.«
    »Hmm. Okay. Wir.«
    »Es wurde noch kein Name veröffentlicht, aber als ich gehört habe … Na ja, es ist nur eine Frage der Zeit, und wahrscheinlich ziemlich wenig Zeit.«
    Sie schwieg.
    »Bist du noch dran?«, fragte er.
    »Vor zwei Jahren …«
    »Nicht das schon wieder!«
    »Vor zwei Jahren«, fuhr sie unbeirrt fort, »hat Du-weißtschon-wer meinen Job jemand anderem gegeben. Und was ist dabei herausgekommen?«
    »Du warst verreist.«
    »Dank dir!«
    »Willst du damit sagen, es wäre besser gewesen, wenn du hier gewesen wärst?«
    Sie zögerte, ehe sie antwortete. »Nein. Nur, dass ihr hättet warten sollen, bis ich wieder da war.«
    »Wir konnten nicht warten! Hör mal – wenn ich zugeben soll, dass die ganze Geschichte komplett aus dem Ruder gelaufen ist und alles in Butter wäre, wenn du es gemacht hättest, dann gut, ich gebe es zu.« Er hielt inne, konnte sich aber ein bitteres »Mal wieder« nicht verkneifen.
    Sie lächelte. Zog an ihrer Zigarette. Blies einen Rauchring.
    »Ich weiß die Adresse«, sagte sie.
    »Du weißt …« Er war völlig perplex. Sie genoss es, ihn so aus der Bahn zu werfen.
    »Ich kenne die Adresse, den Grundriss und die Hindernisse. Und ich bereite mich schon seit Wochen darauf vor.« Seit Jahren, fügte sie im Stillen hinzu.
    »Ich wollte eigentlich … du verblüffst mich einfach.«
    Nun war es an der Zeit, ein wenig nachzugeben. »Sag das Wort, und ich kümmere mich darum.«
    Längeres Schweigen trat ein, doch sie hörte ihn atmen, hörte, wie sich der Rhythmus durch eine bestimmte Art von Stress veränderte. Das fiel ihm immer so schwer. Sie wünschte, sie könnte bei ihm sein und seine Anspannung mit eigenen Augen sehen.
    »Bitte«, flüsterte er schließlich.
    »Aber sicher«, sagte sie, auf einmal besänftigend. Es war unsinnig und reizlos, ihn zu sehr zu provozieren.
    Sie sah auf den Wecker an ihrem Bett und ahnte seine nächste Frage voraus. Er enttäuschte sie nicht.
    »Wann?« Immer noch im Flüsterton.
    »In den nächsten Stunden. Ruf mich um zehn an. Nicht unter dieser Nummer.«
    »Natürlich nicht.«
    Sie rauchte ihre Zigarette zu Ende und lauschte, wie sein Atem ruhiger wurde.
    »Danke«, sagte er.
    »Gern geschehen.« Sie machte ein Kussgeräusch. »Bis dann.«
    »Sei vorsichtig«, sagte er, genau wie sie es erwartet hatte.
    »Du auch.«
    Er machte seinerseits ein Kussgeräusch und legte dann rasch auf.
    Sie drückte die Zigarette im – so gut wie nie benutzten – Aschenbecher am Bett aus. Dann sah sie in den Spiegel und fuhr sich mit den Händen über den Körper, von den Schultern bis zum Schritt. Sie räkelte sich wie eine Katze, eine sehr stolze Katze, erfreut von dem, was sie sah. Zeit, aufzustehen.
    Mit einem kleinen Lied auf den Lippen machte sie sich auf den Weg zur Dusche.
    Sie liebte ihre Arbeit.

16. KAPITEL
     
    MONTAG, 24. APRIL, 19:20 UHR BüRO DES CHEFREDAKTEURS, LAS PIERNAS NEWS EXPRESS
     
    John war noch in seinem Büro, als wir in die Redaktion zurückkehrten. Mark und ich informierten ihn kurz über die neuesten Entwicklungen, ehe Mark an seinen Schreibtisch ging, um seine Geschichte ein bisschen umzuschreiben – und zu versuchen, Jane Serre zu erreichen und sie zu einem Kommentar zu bewegen. Ich sprach noch immer mit John, als Mark den Kopf zur Tür hereinsteckte.
    »Sie hat ein Foto von ihrem Sohn, das sie mir zur Verfügung stellen würde. Wollen wir es bringen?«
    John sah auf die

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