Bluttat
Fairfax Avenue. Unwahrscheinlich, aber es war eine einfache Fahrt über den Laurel Canyon.
Das Nut House entpuppte sich als doppelte Ladenfront einen Häuserblock nördlich vom Farmer’s-Market/Grove-Komplex. Das Schild Parkplätze auf der Rückseite hielt sein Versprechen, und ich fand einen Platz neben einem grünen Lieferwagen mit Namen, Adresse und Webseite des Ladens unter einer riesigen Cashewnuss, die einer augenlosen Made ähnelte. Eine verschlossene Gittertür sicherte einen offenen Lieferanteneingang. Ich drückte auf die Klingel, und eine schwere Frau von Mitte sechzig mit Kopftuch schaute nach draußen, zog den Riegel zurück und trottete wortlos zurück zur Vorderseite des Ladens.
Er bestand aus einem großen Verkaufsraum, in dem zahllose Tonnen mit Bonbons, Kaffee, Tee, getrockneten und kandierten Dingen in allen Regenbogenfarben und Nüssen standen. Mindestens ein Dutzend verschiedene Mandeln. Auf einem Schild stand: Allergiker, entspannt euch - hier gibt’s keine Erdnüsse.
Die ohne Ausnahme weiblichen Kunden wanderten durch die Gänge und schaufelten Leckereien in grüne Tüten, die man von über Kopfhöhe angebrachten Rollen abreißen konnte. Der Mann in grüner Schürze, der an der Kasse stand, war Mitte fünfzig, stämmig und hatte runde Schultern und dunkle, wellige Haare. Sein Gesicht sah aus, als hätte er sich mit einer Wand gestritten und verloren. Seine Hände waren übergroß und klobig, und er scherzte locker mit zwei Frauen, die mit ihren Einkäufen vor ihm standen. Auf dem Internetfoto, das ich gefunden hatte, hatte er in einem Smoking Arm in Arm mit Sydney Weider dagestanden. Sie hatte sich sehr verändert. Martin Boestling nicht.
Ich schaufelte geräucherte Mandeln in eine Tüte, wartete, bis es ruhiger in dem Laden geworden war, und ging zu ihm.
Boestling tippte den Betrag in die Kasse. »Die werden Ihnen schmecken, eine indianische Familie in Oregon räuchert sie selbst.«
»Toll«, sagte ich, als ich bezahlte. »Mr. Boestling?«
Seine Augen wurden schmal. »Warum?«
»Ich suche nach einem Martin Boestling, der früher Filme produziert hat.«
Er steckte die Mandeln in eine Papiertüte, schob sie über die Theke und begann sich abzuwenden.
Ich zeigte ihm meinen Polizeiausweis.
»Ein Polizeipsychologe?«, sagte er. »Worum geht es hier eigentlich?«
»Ich berate die -«
»Und jetzt sind Sie im Nut House. Wie passend.« Sein Blick wanderte zu der Frau, die hinter mir wartete. »Die Nächste.«
Ich trat beiseite und wartete, bis sie abgefertigt war.
Martin Boestling fragte: »Kann ich sonst noch was für Sie tun, einkaufsmäßig?«
»Es geht um Sydney Weider«, sagte ich. »Und um Drew Daney.«
Seine großen Hände wurden zu Fleischknüppeln. »Was genau wollen Sie?«
»Ein paar Minuten Ihrer Zeit, Mr. Boestling.«
»Warum?«
»Daney ist Gegenstand einer Ermittlung.«
Schweigen.
»Es könnte ernst sein«, sagte ich.
»Sie wollen schmutzige Details.«
»Falls Sie welche haben.«
Er winkte die Frau mit dem Kopftuch zu sich. »Magda, übernehmen Sie. Ein alter Freund ist gerade reingeschneit.«
Wir gingen ein Stück die Fairfax entlang, fanden eine leere Bank an der Bushaltestelle und setzten uns. Martin Boestling hatte vergessen, seine Schürze abzulegen. Oder vielleicht auch nicht.
Er sagte: »Sydney war ein Miststück aus der Hölle, er war ein verdammter Scheißkerl, Ende der Geschichte.«
»Ich weiß von der Gonorrhö.«
»Wissen Sie auch, wie groß mein Schwanz ist?«
»Falls das relevant ist, kann ich es wahrscheinlich rauskriegen.«
Er grinste. »Man sollte doch annehmen, es wäre tatsächlich relevant, wo es auf die Größe ankommt und so. Ich hab Sydney geheiratet, weil sie klug und reich war, gut aussah und es liebte, zu vögeln. Es stellte sich raus, dass sie von dem Moment, als wir den Bund fürs Leben schlossen, einen Narren aus mir gemacht hat.«
»Sie war promiskuitiv.«
»Falls sie ein bisschen Zurückhaltung an den Tag gelegt hätte, hätte man sie promiskuitiv nennen können. Am Hochzeitstag vögelte sie einen meiner so genannten Freunde.« Er begann sie an den Fingern abzuzählen. »Der Junge vom Swimmingpool-Service, der Tennistrainer, der Aquariumsmann, ein Haufen Anwälte, mit denen sie arbeitete. Erst später, nach der Scheidung, kamen die Leute allmählich an und sagten es mir, das vorgetäuschte Mitleid im Blick. Tut mir leid, Marty, wir wollten keinen Staub aufwirbeln. Ich konnte es nicht beweisen, aber ich bin überzeugt, sie
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