Bluttat
behauptete, dass Drew Ehebruch mit seiner Frau beging.« Er zuckte zusammen. »Eine Behauptung, die sich als wahr herausstellte.«
»Erzählen Sie mir davon.«
Er schüttelte den Kopf. Schob seinen Teller weg. »Ich muss auch auf Unschuldige Rücksicht nehmen, die in diese Angelegenheit verwickelt -«
»Ein halbes Jahr, bevor Sie Drew auf die Schliche gekommen sind, waren er und Cherish im Rahmen ihres Sozialdiensts für Fulton in einen Mordfall verwickelt. Als Berater eines Jungen, der ein Kleinkind umgebracht hatte. Ich bin sicher, daran erinnern Sie sich, Dr. Wascomb.«
Er blinzelte zweimal, wollte etwas sagen, überlegte es sich anders.
»Sir?«
»Das arme kleine Mädchen.« Seine Stimme war heiser geworden. »Ist das noch nicht zu Ende? Nach all diesen Jahren?«
»Einer der Jungen, die Kristal Malley ermordet haben, ist selber ermordet worden.«
Wascomb zuckte erneut zusammen. »Du lieber Gott. Dann sollte ich vermutlich kein Blatt vor den Mund nehmen.« Er ließ die Zahnprothesen aufeinanderschlagen. »Drew beging Ehebruch mit einer Anwältin, die an dem Fall beteiligt war. Eine Strafverteidigerin.«
»Sydney Weider.«
Er nickte. »Es war ihr Mann, der mit medizinischen Untersuchungsergebnissen in mein Büro gestürmt kam und über das Seminar herzog, über meine Inkompetenz, wie ich so einen Menschen ausbilden könnte, ich wäre ein Heuchler, alle ›Bibel-Freaks‹ wären Heuchler.« Er wandte den Blick von mir ab. »Leider hab ich meinen Appetit verloren.«
»Tut mir leid«, sagte ich. Aber nicht so sehr, dass ich es auf sich beruhen lassen wollte. »Wir reden von Martin Boestling. Einem Filmproduzenten.«
»Ein lauter Mann. Damals hielt ich ihn für unmöglich. Nach einigem Nachdenken - nachdem der Schock nachgelassen hatte - zog ich in Betracht, was er durchgemacht hatte, und empfand Mitleid mit ihm. Ich rief ihn an und versuchte, mich zu entschuldigen. Er war liebenswürdig - für seine Verhältnisse.«
»Was er durchgemacht hatte«, sagte ich. »Mehr als Ehebruch.«
Er starrte ins Leere.
»Sie sagten, Boestling hätte medizinische Untersuchungsergebnisse mitgebracht. Reden wir von Labortests?«
Er nickte langsam. »Von sich und seiner Frau.«
»Er war infiziert worden. Mit Aids?«
»Nicht ganz so schlimm«, sagte Wascomb, »aber schlimm genug. Gonorrhö. Seine Frau hatte ihn angesteckt, und Boestling behauptete, Drew hätte sie angesteckt.«
Wascomb schüttelte den Kopf. »Die Implikation lautete natürlich: Promiskuität. Ich sah mir Drew genauer an, erfuhr von seinen Lügen und verwies ihn des Seminars. Seitdem haben wir keinen Kontakt mehr miteinander gehabt.«
»Und Cherish ging mit ihm«, sagte ich. »Weil sie eine pflichtbewusste Ehefrau war.«
»Weil sie sich schämte. Wie schon gesagt, wir sind eine kleine Gemeinschaft.« Er spielte mit seiner Gabel herum. »Wie geht es Cherish heute? Sind sie immer noch zusammen?«
»Das sind sie.«
»Hat Drew Reue empfunden?«
»Kann ich nicht sagen.«
»Ich habe immer gehofft, dass sie ihren Frieden findet … und jetzt sind Sie hier und stellen Fragen nach ihr.«
»Vielleicht kommt ja nichts dabei heraus, Sir.«
»Ist sie … hat sie ihren Charakter beibehalten, Dr. Delaware? Oder hat Drews Einfluss ihre Seele korrumpiert?«
Wenn du nur wüsstest. Ich sagte: »Soweit ich sehen kann, tut sie weiterhin gute Werke.«
»Und er? Was macht er?«
»Das Gleiche.«
Seine Augen wurden hart. »Sie können noch etwas lernen, Dr. Delaware. Die Beurteilung des Verhaltens reicht nicht immer aus. Es kommt darauf an, was unter der Oberfläche liegt.«
»Wie beurteilt man das, Sir?«
»Man beurteilt nicht«, sagte er. » Wir beurteilen nicht.« Er stand auf, um zu gehen. » Gott übernimmt die Beurteilung.«
»Noch eine Frage, Dr. Wascomb. Cherish hat mir erzählt, Troy Turner sei auf dem Grundstück Ihres Seminars begraben worden.«
Er legte eine Hand auf den Tisch, als müsse er sich abstützen. »Das ist zum Teil richtig.«
»Inwiefern?«
»Cherish fragte mich - sie bat mich. Wir haben einen kleinen Friedhof in San Bernardino. Für Dozenten und Bedürftige, die von Spendern und anderen vertrauenswürdigen Personen empfohlen werden. Wir betrachten es als einen Dienst an der Gemeinschaft.«
»Cherish galt als vertrauenswürdige Person.«
»Das tut sie immer noch, Dr. Delaware, es sei denn, Sie wollen mir etwas erzählen, das dagegen spricht.«
Ich schwieg.
Er sagte: »Dem Jungen ein Grab in geweihter Erde zu verschaffen war eine Frage
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