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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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des Mitgefühls für den Sünder. Nach einiger Überlegung hatte ich den Eindruck, es sei angemessen. Wir haben einen Gottesdienst für ihn veranstaltet.«
    »Wer war anwesend?«
    »Cherish und ich und meine Frau.«
    »Drew nicht?«
    »Drew ebenfalls«, sagte er. »Er wollte den Gottesdienst selbst abhalten. Ich beschloss, es selber zu tun.«
    »Was war mit Troys Mutter?«
    »Nein«, erwiderte Wascomb. »Cherish sagte, sie hätte vergeblich versucht, die Frau zu erreichen. Ich erinnere mich an den Tag. Später Frühling, schönes Wetter, die Luft war sauber. Ein kleiner Sarg, er machte kaum ein Geräusch, als er in die Erde hinabgelassen wurde.« Er legte Geld auf den Tisch.
    »Das geht auf mich.«
    »Nein, das kann ich nicht zulassen.«
    »Dann teilen wir uns den Betrag.«
    »In Ordnung.« Er lächelte mich an.
    »Es tut mir leid, falls das unangenehm für Sie war, Dr. Wascomb.«
    »Nein, nein, Sie tun wichtige Arbeit.« Er wandte sich zum Gehen und blieb stehen. Berührte mich an der Schulter. »Der Junge hat etwas Schreckliches getan, Dr. Delaware, aber beim Anblick des Sarges hätten Sie das nicht für möglich gehalten.«

30
    Heather kam vorbei und warf einen Blick auf Wascombs Teller. »Möchten Sie eine Tüte zum Mitnehmen haben?«
    »Nein, danke.«
    Sie sah Wascomb hinterher, der mit langsamen Schritten das Lokal verließ. »Er hat sein Essen kaum angerührt. Ist alles in Ordnung mit ihm?«
    »Es geht ihm gut.«
    »Ist er Ihr Dad?«
    »Nein«, sagte ich. Ich gab ihr den Rechnungsbetrag und weitere zehn Dollar. Breites Lächeln.
    »Haben Sie gestern gearbeitet?«
    »Hier?«, fragte sie. »Ja, gestern war ich hier.«
    »Haben Sie zwei Jobs?«
    »Drei. Hier, Kentucky Fried Chicken nach fünf, und donnerstags und freitags bin ich Babysitter für eine Notärztin am Glendale Memorial.«
    »Das ist ein harter Terminkalender.«
    »Das sagt mein Dad auch. Er setzt mir dauernd zu, dass ich mit einer Sache aufhören und mir einen schönen Tag machen soll.« Sie seufzte. »Ich spare für die Modeschule.«
    »Schön für Sie«, sagte ich. »Ist Ihnen gestern Morgen so gegen neun ein Paar aufgefallen, das zum Frühstück hergekommen ist? Sie hat lange blonde Haare; er ist groß und hatte einen ledernen Cowboyhut auf.«
    »Ach, die«, sagte sie. »Klar. Ich hab sie bedient. Ich erinnere mich an ihn, weil er diesem Schauspieler ähnlich sah, den mein Vater so mochte. Peter … Peter Soundso.«
    »Fonda?«
    »Genau. Es gibt diesen wirklich alten Film, den mein Dad sich immer wieder ansieht. Er ist mit Jack Nicholson, aber da ist er viel jünger und magerer.«
    »Easy Rider.«
    »Genau. Jack und ein anderer Typ und dieser Peter sind Motorrad-Hippies.« Sie kicherte. »Peter ist irgendwie süß, wenn man auf diese Retro-Hippie-Kiste steht. Daran hat mich dieser Typ - der Typ mit dem Hut - erinnert.«
    »Retro.«
    »Total in den Sechzigern. Seine Haare fielen ihm auf den Rücken, und sein Hemd hatte Druckknöpfe . Dadurch kam ich auf eine Idee für ein Kleid. Eine Art Cowboy-Punk-Ding.«
    »Originell.«
    »Danke. Wieso fragen Sie nach ihnen?«
    »Ich arbeite für die Polizei.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Sind Sie ein Cop?«
    »Ich arbeite als Berater.«
    »Wow«, sagte sie. »Haben die was Schlimmes angestellt?«
    »Sie sind nur Leute, an denen wir interessiert sind.«
    »Als Zeugen oder so?«
    »Etwas in der Art. Gibt es irgendwas, woran Sie sich im Zusammenhang mit ihnen erinnern?«
    »Eigentlich nicht. Sie haben nicht viel geredet.«
    »Miteinander?«
    »Weder miteinander noch mit mir. Ich bin eine richtige Plaudertasche - als ob ich Ihnen das noch sagen müsste. Ich rede immer mit den Gästen, sie bekommen dann den Eindruck, man wäre an ihnen interessiert, und das zahlt sich bei dem Trinkgeld aus. Bei den beiden hat es nicht funktioniert, die saßen nur da, als hätten sie sich gestritten.«
    »Haben sie was gegessen?«
    »Sie haben beide bestellt, aber nur er hat gegessen. Eier mit Speck. Sie wollte einen Pfannkuchen mit Milch haben, aber sie hat ihn nicht angerührt - wie der alte Typ, der mit Ihnen hier war. Ich dachte mir schon, dass da nicht viel bei rauskommen würde, und ich hatte Recht. Fünf Prozent Trinkgeld, was so was von jämmerlich ist. Sie hat bezahlt.«
    »Haben Sie irgendwelche Gespräche mitbekommen?«
    »Ich hab sie nicht miteinander sprechen sehen.«
    »Waren sie schon mal hier?«
    »Einmal«, sagte sie. »Letzte Woche. Lauren hat sie bedient. Es war abends, und meine Schicht war zu Ende.«
    »Wann in

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