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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sie sich mit einer Papierserviette das fleckige Kinn abtupfte -, bevor sie sich wieder auf den Burger stürzte. »Das war höchste Zeit«, sagte sie, wischte mit einem Finger Ketchup vom Teller und leckte ihn ab. »Ich sag Ihnen, manchmal könnte ich fünf davon essen.«
    »Was wollen Sie mir über Rand erzählen?«
    »Außer dass er’n Doofie is’?«
    »Kann nicht leicht gewesen sein, ihn aufzuziehen.«
    »Leicht is’ gar nix«, sagte sie. »Seine Mama aufziehen war nich’ leicht.«
    »Ihre Tochter hatte Probleme.«
    »Tricia war’n Doofie, genau wie er. Und der Blödmann, den sie geheiratet hat, auch. Es war sein Fehler, dass sie gestorben sind. Dauernd Strafzettel wegen Geschwindigkeitsüberschreitung, und getrunken hat er auch noch. Also geben sie ihm’nen Lkw.« Sie lachte. »Diese Idioten. So jemand geben sie’nen Lkw.«
    »Tricia hatte Schwierigkeiten in der Schule?«, fragte ich.
    Der Blick, mit dem sie mich bedachte, sprach von einem wachsenden Zweifel an meiner Intelligenz. »Das hab ich doch gesagt, oder nich’?«
    »Was für Schwierigkeiten?«
    Sie seufzte. »Als sie noch in die Schule ging, hatte sie keine Lust zu lesen, keine Lust auf’rithmetik, keine Lust zu gar nix. Da waren wir noch in Arizona, und sie hat sich meistens weggeschlichen und ist mit Jungs in der Wüste rumgelaufen, die schlechten Einfluss auf sie hatten.«
    »Wo in Arizona?«
    Anstatt zu antworten, sagte sie: »Es war höllisch heiß. Mein Mann hatte die tolle Idee, Kaktusse zu pflanzen, weil er gehört hatte, dass man viel Geld damit verdienen kann, Kaktusse an die Touristen zu verkaufen. ›Is’ ganz leicht, Margie, kein Wasser, man lässt sie einfach in Pötten, bis sie groß genug sind.‹ Yeah, und sorg dafür, dass der Hund sie nich’ frisst und von den Stacheln im Bauch verreckt, und dann musst du einen Stand am Highway einrichten und den ganzen Staub in der Hitze einatmen und hoffen, dass irgendwann ein Tourist anhält.« Sie warf ihrem leeren Becher einen Blick zu. »Ich hab Tag für Tag an dem Stand gesessen und zugesehen, wie die Leute an mir vorbeigebraust sind. Leute, die irgendwo hinwollten.« Sie zog einen Schmollmund. »Wissen Sie was? Auch Kaktusse brauchen Wasser.«
    Sie hielt mir ihren leeren Becher hin. Ich holte ihr noch einen Kaffee.
    »Also ist Tricia in Arizona aufgewachsen«, sagte ich.
    »Und in Nevada und Oklahoma, und davor haben wir in Waco, Texas, gelebt, und davor im Süden von Indiana. Na und? Hier geht’s nich’ darum, wo wir gewohnt haben. Es geht um Randolph und die böse Sache, die er gemacht hat.« Sie lehnte sich nach vorn gegen den Tisch, und ihr Busen ließ sich auf fettfleckigem blauem Plastik nieder.
    »Okay«, sagte ich. »Reden wir darüber.«
    Ihre Lippen zogen sich nach innen, ihre blauen Augen waren so dunkel geworden wie Kiesel aus Granit. »Ich hab ihm gesagt, er soll nich’ mit dem kleinen Monster rumhängen. Jetzt is’ unser ganzes Leben zu Scheiße geworden.«
    »Troy Turner.«
    »Mister, ich will nich’ mal den Namen von dem bösen kleinen Monster hören. Ich wusste, dass er Randolph in Schwierigkeiten bringt.« Sie trank den Becher leer, drückte und faltete ihn zusammen und legte ihre Hand auf das verformte Stück Pappe. Ihr Mund zitterte. »Hab nich’ gedacht, dass es solche Schwierigkeiten sein würden.«
    »Was an Troy hat Ihnen Angst gemacht?«
    »Mir? Ich hatte keine Angst vor dem kleinen Scheißer. Ich hab mir Sorgen gemacht. Um Randolph. Weil er blöd is’ und immer tut, was man ihm sagt.«
    »Ist Troy blöd?«
    »Er is’ böse. Wollen Sie was Sinnvolles tun, Sir? Dann sagen Sie dem Richter, dass Randolph nie von alleine so was getan hätte - hätte er gar nich’ tun können. Und das is’ alles, was ich dazu sage, weil Randolphs Anwalt gesagt hat, Sie wären nich’ unbedingt auf unserer Seite.«
    »Ich bin auf niemandes Seite, Mrs. Sieff. Der Richter hat mich dazu berufen, dass ich -«
    »Der Richter is’ gegen uns - wenn wir’n paar reiche Nigger wären, würde die Sache anders aussehen«, sagte sie schroff. »Und wie ich die Sache sehe, is’ das, was Sie tun,’ne Verschwendung von Zeit und Geld. Weil Randolph keine Chance hat, er wird irgendwo weggesperrt. Könnte’n richtiges Gefängnis sein oder’n Laden mit kleinen Monstern.«
    Sie zuckte mit den Achseln. Ihre Augen waren feucht, und sie wischte wütend daran herum. »Is’ sowieso egal. Er wird ganz lange sitzen müssen, und mein Leben is’ Scheiße geworden.«
    »Meinen Sie, er soll

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