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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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freigelassen werden?«
    »Warum nicht?«
    »Er hat ein zweijähriges Mädchen umgebracht.«
    »Das Monster hat das getan«, erwiderte sie. »Randolph war nur zu blöd, sich da rauszuhalten.«
    Ihr Enkel hatte mir etwas anderes gesagt.
    »Wenn Sie jemand die Schuld geben wollen«, sagte sie, »da gibt’s’ne Menge. Was is’ das für’ne Mutter, die’n kleines Kind allein lässt? Der sollten sie auch den Prozess machen.«
    Ich bemühte mich um ein ausdrucksloses Gesicht. Ohne Erfolg offenbar, weil sie eine Hand ausstreckte. »Hey, ich sag ja nich’, dass sie allein schuld war. Ich sag nur, alles sollte … berücksichtigt werden. Weil sich alles zusammen bewegen musste, damit es passieren konnte, verstehen Sie, was ich meine? Wie wenn alle Sternzeichen an Ort und Stelle sind. Wie wenn alle Teile von einem Puzzle zusammenpassen.«
    »Viele Dinge haben eine Rolle gespielt«, sagte ich.
    »Genau. Zuerst lässt sie ihr kleines Kind alleine. Zweitens, das Kind zieht einfach los. Drittens, Randolph geht mit dem Monster in das Einkaufszentrum, obwohl ich ihm gesagt hab, das soll er nich’ tun. Viertens taten meine Beine weh, sodass ich mich hinlege und ein bisschen schlafe, und Randolph schleicht sich raus. Sehen Sie, was ich meine? Es is’ wie … wie in’nem Film. Mit dem Teufel in der Hauptrolle, und wir sind die Leute, für die der Teufel der Widersacher ist. Als ob es ganz egal is’, was wir tun, es geht sowieso alles zum Teufel.«
    Sie stand mühsam auf und stützte sich auf ihren Stock. »Bringen Sie mich wieder zurück, okay? Wenn ich da drüben zu spät komme, würden mich diese Dreckskerle nur zu gern aussperren.«

6
    Ich brachte Margaret Sieff zurück zum Gefängnis, fuhr nach Hause und hörte den Anrufbeantworter ab. Rand Duchays Pflichtverteidiger, ein Mann namens Lauritz Montez, hatte zwei Nachrichten hinterlassen.
    Er hielt nichts von Smalltalk. »Können wir jetzt endlich miteinander reden, nachdem Sie mit meinem Klienten fertig sind?«
    »Sie können gern alle sachdienlichen Hinweise anführen, Mr. Montez.«
    »Nur einen Hinweis, Dr. Delaware, aber der ist entscheidend. Randy ist offensichtlich geistig behindert. Das können Sie auf keinen Fall übersehen haben. Welches Ausmaß hat die Behinderung?«
    Niemand nannte den Jungen Randy.
    Ich sagte: »Das wird alles in meinem Bericht stehen.«
    »Verschonen Sie mich damit«, erwiderte Montez. »Das hier ist nicht Gegenstand einer forensischen Debatte.«
    »Sie wissen, wie es läuft«, sagte ich. »Richter Laskin sieht alles als Erster.«
    »Ja, ja … was halten Sie denn von dieser Großmutter? Sie haben sie zum Mittagessen eingeladen. Sehen Sie darin keinen Interessenkonflikt?«
    »Ich hab ziemlich viel zu tun, Mr. Montez -«
    »Ganz locker, ich hab nur Spaß gemacht. Was halten Sie von ihr? Im Ernst.«
    »Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen -«
    »Kommen Sie, Dr. Delaware. Sie können keine ernsthaften Zweifel an seiner Unzurechnungsfähigkeit haben. Sie sind vielleicht daran interessiert zu hören, dass ich meinen eigenen Sachverständigen das volle Spektrum psychometrischer Untersuchungen durchführen lasse. Herbert Davidson, Lehrstuhlinhaber in Stanford, anerkannte Autorität auf dem Gebiet.«
    »Sein Lehrbuch hab ich im Studium gelesen«, sagte ich.
    »Wäre doch schade, wenn Ihre Ergebnisse von seinen erheblich abweichen würden.«
    »Wäre jammerschade«, sagte ich.
    »Wann bekomme ich also Ihren Bericht?«
    »Wenn Richter Laskin ihn Ihnen zuschickt.«
    »Klar«, sagte er. »Sie halten sich an Ihre Anweisungen. Gott bewahre, dass jemand sich als unabhängig erweist!«
    Troy Turner war so weit von Rand entfernt wie nur möglich untergebracht worden, in einer Eckzelle hinter einer dunklen Biegung des Korridors. Der Deputy, der mich begleitete, sagte: »Der wird Ihnen gefallen.«
    Er hieß Sherrill, machte Krafttraining, hatte einen rasierten Schädel und einen dichten, strohblonden Schnurrbart. Normalerweise strahlte er das Selbstvertrauen eines starken Mannes aus. Heute machte er einen besorgten Eindruck.
    »Knallharter Junge?«, sagte ich.
    Er verlangsamte seine Schritte. »Ich hab selbst Kinder. Vier eigene und einen Stiefsohn. Außerdem hab ich drei Jahre im Jugendstrafvollzug gearbeitet, deshalb kenne ich mich mit Kids aus. Im Gegensatz zu einigen meiner Kollegen weiß ich, dass manche Punks als Opfer angefangen haben. Aber der hier …« Er schüttelte den Kopf.
    »Hat er hier drinnen irgendwas angestellt?«, fragte ich.
    »Nee, nur

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