Bluttat
anzuschreien?«
»Er ist okay«, sagte sie. »Er macht Ausflüge.«
»Wohin zum Beispiel?«
»Nach hier und da.«
»Und was gibt es da?«
»Gemeinnützige…«
»Er nimmt Sie mit zu gemeinnützigen Organisationen?«
Schweigen.
»Sie helfen ihm, und die anderen Mädchen sind eifersüchtig«, sagte ich.
»Die Schlampen. «
»Er vertraut Ihnen.«
»Ich bekomme es.«
»Was bekommen Sie?«
Schweigen.
»Sie bekommen es, und deshalb helfen Sie ihm«, sagte ich.
»Hmh-mhm.«
»Was bekommen Sie?«
Langes Schweigen.
»Valerie? Was bekommen -«
»Liebe.«
»Sie wissen, was Liebe ist.«
»Wahrscheinlich ist er in eine Kirche gegangen«, sagte sie. »Ich kenne die Namen nicht. Ich will duschen -«
»Eine Kirche.«
Schweigen.
»Valerie, ich weiß, dass diese Fragen unangenehm sind, aber sie sind wichtig. Ist Cherish oft auf Drew wütend gewesen?«
»Manchmal.«
»Weswegen?«
»Weil er kein Geld verdient.« Sie ließ ihre Haare los, hielt eine Faust hoch und warf einen Blick auf das große Haus.
»Sie meinte, er würde nicht genug Geld verdienen.«
»Ja.«
»Wofür?«
»Sie wollte nach Vegas fahren.«
»Hat sie Ihnen das erzählt?«
Schweigen.
»Drew hat es Ihnen erzählt.«
Sie fing wieder an, die Haare um einen Finger zu wickeln.
»Drew hat Ihnen erzählt, dass Cherish nach Vegas gehen wollte.«
Achselzucken.
Ich sagte: »Klingt so, als hätte er mit Ihnen über alles geredet.«
»Hmh-mhm.«
»Wollte er Geld haben?«
Sie sah mich an. »Auf keinen Fall. Er war für die Seele.«
»Die Seele?«
»Gottes Werk«, sagte sie und legte die Hand auf eine Brust. »Er wurde auserwählt.«
»Und Cherish?«
»Sie machte es wegen dem Geld, aber Scheißpech, er wird’s ihr nicht geben.«
»Drew hat Geld, das er ihr nicht gibt?«
Ein Lächeln überzog ihr Gesicht.
Ich sagte: »Geheimes Geld.«
Sie schloss die Augen.
»Valerie?«
»Ich muss jetzt duschen.«
Sie schlang die Arme um die Brust, hielt die Augen geschlossen, und wenn ich sprach, summte sie. Wir saßen seit einigen Minuten schweigend da, als Milo mit Crandall Wascomb aus dem Würfel kam. Er warf mir im Vorübergehen einen Blick zu. Brachte den alten Mann nach draußen.
Er kam mit hochgezogenen Augenbrauen zurück. »Alles okay?«
»Valerie war eine große Hilfe, aber sie und ich sind erst mal fertig.«
Unter den Augenlidern des Mädchens bewegte sich etwas.
Milo fragte: »Eine große Hilfe?«
»Valerie sagt, Drew hat Geld, von dem Cherish nichts weiß.«
Valeries Augen öffneten sich. »Es ist seins. Sie dürfen es nicht haben.«
»Noch nie davon gehört, dass es dem gehört, der’s findet?«, fragte Milo.
Sie antwortete nicht. Klappte die Augen zu.
Lärm von der Vorderseite des Grundstücks ließ sie wieder aufgehen.
Ein Officer in Uniform kam durch das Tor.
»Jetzt wird es laut«, sagte Milo.
Dem Streifenpolizisten aus Van Nuys folgte sein Partner, dann erschienen sechs Mitglieder der neuen Abteilung Sexualverbrechen an Jugendlichen in dunkelblauen LAPD-Windjacken. Fünf weibliche Detectives, ein Mann, alle mit strahlenden Augen und unter Strom, bereit, jemanden zu verhaften. Kurz darauf tauchte ein für Sexualverbrechen im Revier Van Nuys zuständiger Detective namens Sam Crawford auf, der einen leicht verschnupften Eindruck machte. Er beriet sich mit der Leiterin der Jugend-Cops und ging wieder.
Die Leiterin war eine stämmige, drahthaarige Brünette in den Vierzigern. Milo instruierte sie, sie unterrichtete die anderen, und bis auf eine betraten ihre Leute den Würfel. Eine jüngere Polizistin, die sich als Martha Vasquez vorstellte, nahm Valerie unter ihre Fittiche und sagte: »Klar, Schatz, das kannst du machen«, als das Mädchen fragte, ob es duschen könne. Begleitete Valerie zu der umgebauten Garage, während sie den Rest des Grundstücks in Augenschein nahm.
Milo winkte mich zu sich, stellte mir die Brünette als Judy Weisvogel vor und sagte ihr, wer ich war.
»Ein Psychologe«, sagte sie. »Das kann ganz praktisch sein.«
Milo versorgte sie mit weiteren Informationen, wobei er den Schwerpunkt auf den sexuellen Missbrauch der Mädchen durch Drew Daney legte und erwähnte, dass er mehrerer Morde verdächtigt werde, ihr aber die Einzelheiten ersparte.
Weisvogel sagte: »Guten Morgen, Welt, die Sache wird kompliziert. Haben wir dort drüben einen Tatort?« Auf das große Haus zeigend.
»Ich hatte bis jetzt noch keine Zeit, mich umzusehen«, erwiderte Milo. »Zumindest ist der Hauptverdächtige auf der
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