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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Strähne schwarzen Haars um ihren Finger. Sah zu, wie es sich entrollte und an ihrer Taille vorbeifiel.
    Ich drehte mich wieder zu ihr um. »Geschah das einmal pro Woche? Oder öfter?«
    Sie schaute zu der Matratze wenige Zentimeter über ihrem Kopf hoch. Rollte die Schultern und schlug mit dem Fuß einen Rhythmus.
    »Valerie?«
    »Zeit zum Duschen«, sagte sie.
    »Wo duschen Sie?«
    »In dem anderen Bau.«
    »Im großen Haus?«
    »In dem andern Bau.«
    »Das Gebäude nebenan?«
    »Hmh-mhm.«
    Ich versuchte es noch mal mit Trish. »Ist Drew oft ausgegangen?«
    »Er war hier, außer wenn er ausging.« An Valerie gerichtet: »Zum Beispiel mit di-ir. « Ein Lächeln, das langsam breiter wurde.
    Valeries Augen blitzten.
    Trish sagte: »Erzähl’s ihm doch. Du bist die ganze Zeit ausgegangen. Deshalb musst du immer duschen.«
    Valerie stand von dem Bett auf und griff sie an. Trish wedelte hilflos mit den Armen. Ich ging dazwischen und zog Valerie weg. In der Mitte war sie weich, aber ihre Arme waren straff, und ihre Schultern waren Granitklumpen.
    »Es ist wahr«, sagte ein anderes Mädchen.
    Noch ein anderes meinte: »Er ist mit dir die ganze Zeit ausgegangen, da musstest du duschen.«
    »Du kannst immer duschen, wann du willst.«
    »Weil du schmutzig bist.«
    Valerie wehrte sich gegen meinen Griff. Sie schwitzte, und die Flüssigkeit spritzte von ihrem Gesicht auf meins.
    »Sie ist am Durchdrehen.«
    »Wie immer.«
    Trish sagte: »Er nimmt dich die ganze Zeit mit nach draußen!« -
    Valerie stieß einen Schwall von Obszönitäten aus.
    Wascomb wich zurück.
    Trish sagte: »Sie steht nachts auf und läuft rum wie ein … wie ein … Vampir. Deshalb hat sie Cherish gesehen.«
    »Sie weckt uns auf. Es ist gut, dass sie in dem andern Bau ist.«
    »Sag’s ihnen, Monica. Du schläfst jetzt auch in dem andern Bau.«
    Das einzige weiße Mädchen, das ein Mopsgesicht und rotblonde Haare hatte, starrte auf ihre Knie.
    »Monica geht aus.«
    »Monica darf duschen.«
    »Schlampe!«, schrie Valerie. Sie hatte aufgehört, sich zu wehren, aber sie schüttelte ihre Faust gegen eine Gruppe von Mädchen, dann gegen die andern. Ihre Augen waren hart, trocken, entschlossen. »Halt’s Maul!«
    »Gib’s zu, Monica! Du musst duschen!«
    »Er nimmt dich auch mit raus, Monicaaaa!«
    Monica ließ den Kopf hängen.
    »Gib’s zu, Monicaa!«
    Einzelne Bemerkungen vereinigten sich zu einem Sprechchor. »Gib’s zu! Gib’s zu! Gib’s zu! Gib’s zu!«
    Monica begann zu weinen.
    »Ihr blöden Fotzen!«, schrie Valerie.
    Wascomb sagte: »Diese Art von Ausdrücken ist wirklich nicht -«
    » Du bist die Fotze«, sagte Trish. »Du und Monica, ihr lasst euch jede Nacht ficken, und dann duscht ihr.«
    »Valerie fickt! Monica fickt! Valerie fickt! Monica fickt!«
    Wascomb stützte sich an der Wand ab. Seine Haut war kalkweiß. Seine Lippen bewegten sich, aber was er auch sagte, es wurde von dem Lärm verschluckt.
    Val machte einen Satz und riss sich fast los.
    Milo kam herüber, und wir führten sie aus dem Würfel hinaus.
    Der Sprechchor ging weiter, dann wurde er leiser. Hinter uns sickerte Crandall Wascombs dünne, zitternde Stimme an die Morgenluft. »… ein Gebet. Wie wär’s mit den Psalmen? Hat eine von Ihnen einen Lieblingspsalm?«

42
    Ich führte Valerie draußen zu einem Liegestuhl. Derselbe Stuhl, in dem Cherish Daney gesessen hatte, als wir das erste Mal hier gewesen waren. Ernst und den Tränen nahe hatte sie in einem Buch gelesen, wie man Kummer bewältigte.
    Ihre Trauer hatte einen ehrlichen Eindruck gemacht. Jetzt fragte ich mich, weswegen sie wirklich geweint hatte.
    »Ich will duschen.«
    »Gleich, Valerie.«
    »Ich will heißes Wasser .« Sie schlug die Knie gegeneinander. Schaute in den Himmel hoch. Verzog den Mund. Warf einen Blick zurück auf den Würfelbau, in dem es mittlerweile still war. »Es ist mein verdammtes Wasser, ich will es haben. Die Schlampen dürfen es nicht aufbrauchen.«
    »Es tut mir leid, dass sie das getan haben, Valerie.«
    »Die Schlampen .« Sie nahm ein Knäuel Haare von der Schulter, zog es durch ihren Mund und leckte daran.
    Ich sagte: »Sie wissen mehr als die andern. Haben Sie irgendeine Idee, wo Drew und Cherish hingegangen sind?«
    »Ich hab’s Ihnen gesagt. «
    »Sie haben gesagt, Drew ist vorher gegangen, und dass Cherish wütend war.«
    »Ja.«
    »Aber wo sind sie hingegangen, Valerie? Es ist wichtig.«
    »Warum?«
    »Cherish ist wütend auf ihn. Wenn sie nun weggegangen ist, um ihn

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