Bluttat
selbstständig.«
»Haben Sie sie häufig gesehen?«
»Fast nie. Dann kam Lara eines Tages vorbei, sie war nervös und verlegen. Ich wusste, sie wollte etwas von mir. Was sie wollte, war Geld für die Behandlung einer Fertilitätsstörung. Es stellte sich raus, dass sie es seit Jahren versuchten. Sie sagte, sie wäre ein paarmal schwanger geworden, hätte aber Fehlgeburten gehabt. Dann sei nichts mehr passiert. Ihr Arzt hielt es für eine Art Inkompatibilität. Ich wusste, dass sie etwas von mir wollte, wenn sie einfach so auftauchte.«
»Warum gab es so wenig Kontakt?«, fragte ich.
»Weil sie es so haben wollten. Wir haben sie zu jeder Familienfeier eingeladen, aber sie sind nie gekommen. Damals nahm ich an, es läge an ihm, aber jetzt bin ich mir nicht mehr sicher. Weil meine Therapeutin sagt, ich müsse die Möglichkeit akzeptieren, dass Lara als Komplizin in einer destruktiven Dyade fungiert hat. Als Teil des Prozesses.«
»Was für ein Prozess?«, fragte Milo.
»Der Heilungs prozess«, sagte Balquin. »Ich muss mein Leben wieder in den Griff bekommen. Ich habe ein gestörtes chemisches Gleichgewicht, das meine Stimmung beeinflusst, aber ich muss auch persönliche Verantwortung dafür übernehmen, wie ich in angespannten Situationen reagiere. Meine neue Psychotherapeutin versteht, was es heißt, einen Menschen zu verlieren, und sie hat mich an den Punkt gebracht, wo ich die Scheuklappen abnehmen kann, wenn es um Lara geht. Deshalb kam Ihr Anruf genau zum richtigen Zeitpunkt. Danach hab ich meiner Therapeutin erzählt, dass wir uns unterhalten würden. Sie meinte, das wäre Karma.«
Milo nickte und schlug die Beine übereinander. »Haben Sie Lara das Geld für die Behandlung gegeben?«
»Die beiden hatten keine Krankenversicherung. Ich weiß auch gar nicht, ob Fertilitätsstörungen von der Versicherung abgedeckt werden. Sie hat mir leidgetan, weil ich wusste, wie schwer es für sie war, zu uns zu kommen und die Hand aufzuhalten. Ich sagte ihr, ich würde ihren Vater fragen, und sie hat sich bedankt. Hat mich sogar umarmt.« Balquin blinzelte. Sie erhob sich und füllte ihr Glas auf. »Ich kann Ihnen etwas Alkoholfreies bringen.«
»Wir haben wirklich alles, was wir brauchen, Ma’am. Also war Ihr Mann einverstanden, für die Fertilitätstherapie zu bezahlen?«
»In Höhe von zehntausend Dollar. Zuerst sagte er, auf keinen Fall, dann hat er natürlich nachgegeben. Ralph hatte ein sehr weiches Herz. Lara hat den Scheck eingelöst, und das war das Letzte, was ich davon hörte. Danach war es wieder wie früher, sie reagierte nicht auf meine Anrufe. Meine Psychotherapeutin sagt, ich müsse mich damit abfinden, dass sie mich möglicherweise benutzt hat.«
»Was meinen Sie damit?«
»Es ist möglich, dass sie den Arzt nicht bezahlt hat.«
»Wie kommen Sie auf die Idee, Ma’am?«
Balquins Hand um das Glas wurde weiß. »Ich habe Lara neun Monate ausgetragen, und manchmal vermisse ich sie so sehr, dass ich es nicht aushalten kann, daran zu denken. Aber um meiner geistigen Gesundheit willen muss ich objektiv sein. Ich hatte immer den Verdacht, dass die zwei das Geld für etwas anderes ausgegeben haben, weil sie, kurz nachdem wir es ihnen gegeben hatten, in eine größere Wohnung gezogen sind und es immer noch kein Baby gab. Lara sagte, dass Barnett Platz für sein Klavier gebraucht hätte. Ich dachte, was für eine Verschwendung, weil er nur Countrysongs spielte, und das nicht besonders gut. Kristal kam erst Jahre später - als Lara sechsundzwanzig war.«
»Das muss doch toll gewesen sein«, sagte ich.
»Kristal?« Sie blinzelte erneut. »Ein süßes Kind, eine Schönheit. Nach dem bisschen, was ich von ihr gesehen habe. Da saß ich nun als Grandma und habe meine Enkelin nie zu Gesicht bekommen. Lara hat merkwürdige Entscheidungen getroffen, aber ich wusste, dass er seine Finger dabei im Spiel hatte. Er hat sie isoliert.«
»Warum?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie. »Dieser Mann hat nie auch nur ein freundliches Wort zu einem von uns gesagt. Trotz unserer Einstellung in Bezug auf die Hochzeit versuchten wir, nett zu sein. Als sie aus Vegas zurückkamen, haben wir eine kleine Party für sie gegeben, drüben in der Sportsman’s Lodge. Auf der Einladung stand ›Abendgarderobe‹. Er kam in einer schmutzigen Jeans und einem dieser Cowboyhemden - mit Druckknöpfen dran. Seine Haare waren lang und ungekämmt - mein Ralph war ein wirklich gepflegter Mann, Sie können sich vorstellen, was da los war.
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