Bluttat
Eichenholz, das im Lauf von Jahrzehnten gelb angelaufen war. Der Teppichboden war rostfarbener Plüsch mit blauen Flecken, und die Möbel waren beige, straff gepolstert und ziemlich neu, als ob man sie als Ensemble aus einem Ausstellungsraum herausgeholt hätte. Ein paneelierter Bartresen mit Wasseranschluss war mit Gläsern und Flaschen ausgestattet, und ein Flachbildfernseher stand auf der braun gefliesten Theke. Das Gerät war eingeschaltet. Eine Kontroverse im Gerichtssaal, ohne Ton - die Leute bewegten aggressiv die Lippen; ein glatzköpfiger, missmutiger Richter schwang den Hammer auf eine Weise, an der Freudianer ihre helle Freude gehabt hätten.
»Ich liebe das Zeug«, sagte Nina Balquin. »Es ist schön zu sehen, wie Idioten bekommen, was sie verdient haben.« Sie zielte mit ihrer Fernbedienung und schaltete den Apparat aus. »Darf ich Ihnen was zu trinken anbieten, meine Herren?«
»Danke, nein.«
»Es ist draußen ziemlich warm geworden.«
»Uns geht’s prima, Ma’am.«
»Na ja, ich trinke jedenfalls was.« Sie ging zur Bar und goss sich eine klare Flüssigkeit aus einem Chromkrug ein. »Machen Sie es sich bequem.«
Milo und ich setzten uns auf eins der beigefarbenen Sofas. Der Stoff war rau und körnig, und ich spürte die Hubbel an der Rückseite meiner Oberschenkel. Nina Balquin verbrachte einige Zeit damit, Eiswürfel in ihr Glas zu tun. Ich bemerkte, dass ihre Hände zitterten. Milo widmete dem Raum seine Aufmerksamkeit, und ich tat es ihm nach.
Ein paar Familienfotos hingen schief an einer hinteren Wand, so weit entfernt, dass man nichts darauf erkennen konnte. Gläserne Schiebetüren gaben den Blick auf einen kleinen rechteckigen Swimmingpool frei. Blätterklumpen und Dreck schwammen auf dem grünlichen Wasser. Eine Umrandung aus Betonplatten, die zu schmal für Liegestühle war, nahm den Rest des Gartens ein.
Geh raus, mach dich nass, komm wieder rein.
Nina Balquin nahm gegenüber von uns Platz und nippte an ihrem Drink. »Ich weiß, es ist eine Schweinerei, ich gehe nicht schwimmen. Ich hab Barnett nie den Pool saubermachen lassen. Vielleicht hätte ich das tun sollen. Dann wäre er wenigstens für eine Sache gut gewesen.« Sie trank noch ein bisschen.
»Sie können Barnett nicht leiden«, sagte Milo.
»Ich kann ihn nicht ausstehen. Weil er Lara so schlecht behandelt hat. Und mich. Warum erkundigen Sie sich nach ihm?«
»Hat er Lara vor oder nach dem Mord an Kristal schlecht behandelt?«
Bei der Erwähnung ihrer Enkelin zuckte Balquin zusammen. »Sie fragen, ich antworte? Gut, aber sagen Sie mir nur eins: Ist der Mistkerl in irgendwelchen Schwierigkeiten?«
»Das ist möglich.«
Balquin nickte. »Die Antwort lautet: Er war vorher und nachher gemein zu Lara. Sie hat ihn bei einem Rodeo kennen gelernt - können Sie sich das vorstellen? Sie ist auf gute Schulen gegangen, ihr Vater war Zahnarzt. Eigentlich lautete der Plan, sie auf die Uni gehen zu lassen. Aber in der Highschool sackten ihre Noten in den Keller. Trotzdem gab es noch Plan B, das Valley College. Und was macht sie nach der Abschlussprüfung? Nimmt einen Job auf einer Touristenranch in Ojai an und lernt Cowboy Buckaroo kennen, und als Nächstes muss ich hören, dass sie mich anruft, um mir mitzuteilen, dass sie verheiratet sind.«
Sie nahm einen großen Schluck, ließ die Flüssigkeit in ihrem Mund kreisen, schluckte und streckte die Zunge raus. »Lara war achtzehn, er war vierundzwanzig. Sie sieht zu, wie er Pferde oder Hunde oder was für Tiere auch immer mit dem Lasso einfängt, und plötzlich sind die beiden in einer billigen kleinen Kapelle in Vegas mit einem Autoschalter. Ihr Vater hätte sie … umbringen können.« Sie lächelte unbehaglich. »Metaphorisch gesprochen.«
Milo sagte: »Ich kann ihm nicht verübeln, wenn er verärgert war.«
»Ralph war außer sich. Wer wäre das nicht gewesen? Aber er hat nie ein Wort zu Lara gesagt, hat alles in sich hineingefressen. Ein Jahr später hat man bei ihm Magenkrebs diagnostiziert, und vier Monate danach war er nicht mehr unter uns.« Sie warf einen Blick auf den schmutzigen Swimmingpool. »Entschuldigen Sie bitte diese Phrase. Er war tot . Als er die Diagnose erhielt, wollten wir gerade ein anderes Haus kaufen, in Encino, im Süden des Boulevards, ein herrliches, riesiges Haus. Gott sei Dank hatte Ralph eine anständige Lebensversicherung.«
»Hat Lara Geschwister?«, fragte ich, immer noch bemüht, etwas auf den Fotos zu erkennen.
»Mein Ältester, Mark, ist
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