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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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war, hätten sie sich kennen können.«
    Er schlenderte erneut zum Kühlschrank, holte die Milchtüte heraus und leerte sie.
    Ich fragte: »Fährst du bald nach Westlake?«
    »Ich dachte an jetzt. Nestor hat einen Job in einer Imbissbude an der Alvarado bekommen. Ist das nicht ein netter Gedanke? Blutige Hände füllen deinen Burrito?«
    Ein Tourist, der auf dem Weg nach L.A. ist und »Westlake« in eines dieser Landkartenprogramme im Internet eingibt, könnte in Verwirrung geraten.
    Es gibt Westlake Village am äußersten westlichen Rand des Valley, eine Schlafgemeinde mit sorgfältig geplantem Industriegelände, edlen Einkaufszentren, schmucklosen Häusern mit Ziegeldächern, die hübsch auf eichenbestandenen Hügeln hocken, und hier und da einer Pferderanch von mehreren Hektar. Leute mit viel Geld und wenig Interesse an urbanen Vergnügungen ziehen nach Westlake, um von Verbrechen, Menschenmassen, Smog und Leuten wegzukommen, die nicht sind wie sie.
    Von alledem gibt es im Westlake District eine ganze Menge.
    Er liegt genau im Westen von Downtown, ist nach dem von Menschenhand gestalteten Gewässer benannt, das aus dem Sumpf geschaffen wurde, der der MacArthur Park einmal war, und hat die Bevölkerungsdichte einer Hauptstadt in der Dritten Welt. Die Alvarado ist die Hauptstraße, und sie ist vollgestopft mit Kneipen, Tanzsälen, Wechselstuben, in denen man Schecks einlösen kann, Discountgeschäften und Fastfood-Lokalen. Einige der vormals prachtvollen, in den Zwanzigerjahren errichteten Apartmentgebäude sind stehen geblieben, verstreut unter den hässlichen Nachkriegs-Instantkästen, die Geschichte und Architektur verdrängten und Westlakes Identität als erstklassige Wohngegend zerstörten. Einige der Gebäude waren in winzige Wohneinheiten unterteilt worden. Offizielle Einwohnerstatistiken erklären die Dinge nicht mal annähernd.
    Nach seiner Geburt war der Park zwei Jahrzehnte lang sonntags ein schöner Ort gewesen. Dann wurde er so sicher wie Afghanistan, voll mit Rauschgiftsüchtigen und Dealern, brutalen Schlägern und Pädophilen und wild dreinblickenden Leuten, die mit Gott redeten. Der Wilshire Boulevard teilt die Grünanlage in zwei Hälften, die ein Tunnel miteinander verbindet. Durch die graue, mit Graffiti beschmierte Röhre zu gehen war einmal lebensgefährlich. Jetzt bedecken Wandgemälde die Prahlereien der Gangs, und die zumeist armen Hispanoamerikaner, die den District bewohnen, picknicken nach der Sonntagsmesse am Rand des Gewässers und hoffen das Beste.
    Milo hatte sich von ihrem Beginn am San Vicente für die Sixth Street entschieden. Er bog nach links ab und fuhr nach Süden auf die Alvarado. Die breite Straße war voll wie immer, an den Kreuzungen wimmelte es von Fußgängern, manche entschlossen, manche ohne Ziel. Es war besser, im Freien zu sein und schmutzige Luft einzuatmen, als in dem grässlichen Zimmer zu sitzen, das man mit acht Fremden teilte.
    Der zivile Einsatzwagen kroch mit dem übrigen Verkehr vorwärts. Die Sprache der Schilder war Spanisch, auf dem Bürgersteig wurde billige Handelsware verhökert. Plastiktüten mit Obst und Nelkensträuße in unnatürlichen Farben wurden von kleinen Männern mit zimtfarbener Haut angeboten, die ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten, um die Grenze zu überqueren. Hinter uns lag der Park.
    Milo fragte: »Löst er sich im Regen auf?«
    »In letzter Zeit hat es nicht viel geregnet«, sagte ich.
    »Dann löst er sich eben im Smog auf … na, sieh dir das an.« Er neigte den Kopf zum Fenster auf der Beifahrerseite.
    Ich drehte mich um und sah nichts Außergewöhnliches. »Was?«
    »Vor dem Fotostudio dort drüben ist gerade ein Heroindeal abgewickelt worden. Die Säcke machen sich nicht mal mehr die Mühe, es zu verbergen - okay, da wären wir.« Er parkte im Halteverbot. Eine Schlange von Leuten stand vor dem Ausgabefenster der Taqueria Grande. Das Gebäude war aus blauem Stuck, der an den Ecken weiß abgestoßen war. Eine Erweiterung hätte ihm die Größe einer Einzelgarage verliehen.
    Milo sagte: »Ich würde gern die Taqueria Pequeña sehen«, rückte sein Schulterholster zurecht, schlüpfte in sein Jackett und stieg aus.
    Wir stellten uns hinten an. Der Geruch von Schweinefleisch, Mais und Zwiebeln wehte aus dem Fenster bis zum Bordstein. Die Preise waren gut, die Portionen großzügig. Die Kunden bezahlten mit schmierigen Dollarnoten und Münzen und zählten ihr Wechselgeld sorgfältig. Zwei Leute arbeiteten an dem Imbissstand, ein junger

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