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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Mann an den Fritteusen und eine kleine, rundliche Frau mittleren Alters, die sich um die Kundschaft kümmerte.
    Der Mann an den Fritteusen war etwa zwanzig, dünn und hatte ein spitzes Kinn. Er trug ein blaues Halstuch auf dem Kopf. Was man von seinen Haaren sehen konnte, war kurz geschoren, und seine Arme waren von Tätowierungen bedeckt. Um ihn herum spritzte Fett durch die Luft. Es gab keinen Spritzschutz, und ich konnte sehen, wie kleine Tröpfchen auf seinen Armen und seinem Gesicht landeten. Das musste wehtun. Er arbeitete gleichmäßig und ließ sich nichts anmerken.
    Der Mann vor uns nahm seine Tamales, seinen Reis und sein agua de tamarindo , und wir traten nach vorn. Die rundliche Frau hatte ihre Haare hochgesteckt. Das Make-up, das sie heute Morgen aufgelegt hatte, stand gegen den Schweiß auf verlorenem Posten. Ihr Stift schwebte über dem Block, und sie blickte nicht hoch. »Qué?«
    Milo sagte: »Ma’am«, und zeigte ihr seinen Ausweis.
    Es dauerte ein bisschen, aber schließlich lächelte sie. »Ja, Sir?«
    »Ich suche nach Nestor Almedeira.«
    Das Lächeln schloss sich sofort, wie eine Seeanemone, wenn man sie anstößt. Die Frau schüttelte den Kopf.
    Milo blickte zu dem Mann mit dem Kopftuch. »Das ist er nicht?«
    Die Frau neigte sich zur Seite und schaute um Milos massige Gestalt herum. Mehrere Kunden hatten sich hinter uns angestellt, aber jetzt begannen sie wegzugehen. »Carlos.«
    »Könnten wir bitte Carlos’ Ausweis sehen?«
    »Er hat keinen Führerschein.«
    »Ich sehe mir an, was er hat, Ma’am.«
    Sie wirbelte herum und rief etwas auf Spanisch. Der Mann mit dem Kopftuch verkrampfte sich, nahm die Hand von der Fritteuse und warf einen Blick zur Hintertür.
    Milo sagte: »Sagen Sie ihm, wenn er nicht Nestor ist, gibt es kein Problem. Überhaupt keins.«
    Die Frau rief lauter, und der junge Mann erstarrte. Sie legte die kurze Distanz zwischen ihnen mit drei ruckartigen Schritten zurück, redete und gestikulierte und streckte die Hand aus. Der junge Mann zog ein gelbes Stück Papier aus der Tasche.
    Die Frau nahm es und händigte es Milo aus. Eine Quittung von Western Union, die bestätigte, dass Carlos Miguel Bermudez fünfundneunzig Dollar und dreiundfünfzig Cent zu einem Postamt in Mascota, Mexiko, telegrafiert hatte. Das Datum der Transaktion war das von gestern.
    »Das ist alles, was er hat?«, fragte Milo.
    »Er is’ nich’ Nestor«, sagte die Frau.
    »Ist Nestor gefeuert worden?«
    »Nein, nein.« Die Augenlider der Frau schienen schwerer zu werden. »Nestor is’ tot geworden.«
    »Wann?«, fragte Milo.
    »Vor ein paar Wochen«, sagte die Frau. »Glaube ich.«
    »Glauben Sie?«
    »Nestor is’ nich’ oft hier gewesen, als er noch am Leben war.«
    »Woher wissen Sie, dass er tot ist?«
    »Seine Schwester sagt mir. Ich gebe ihm Job, weil ich sie mag, nette Frau.«
    »Wie ist Nestor gestorben?«
    »Sie nich’ gesagt.«
    »Wie lange hat Nestor hier gearbeitet - offiziell?«
    Sie runzelte die Stirn. »Vielleicht ein Monat.«
    »Er war nicht oft hier, wie?«
    »Nich’ sehr oft.« Noch ein Blick an uns vorbei. Keine Kunden. »Sie nich’ wollen essen?«
    Milo gab ihr das gelbe Stück Papier zurück, und sie steckte es in ihre Schürze. Carlos stand immer noch da und sah nervös aus.
    »Nein, danke«, sagte Milo. Er lächelte Carlos an. Der biss sich auf die Unterlippe. »Wie heißt Nestors Schwester, Ma’am?«
    »Anita.«
    »Wo wohnt sie?«
    »Sie arbeitet bei dem dentista - drei Blocks weiter.«
    »Wissen Sie, wie der Zahnarzt heißt?«
    »Chinese«, sagte sie. »Schwarzes Haus. Sie wollen trinken?«
    Milo bestellte eine Limonade, und als sie ihn einzuladen versuchte, legte er einen Fünfer auf ihre Theke, was sie zum Lächeln brachte.
    Als wir wieder bei seinem Wagen ankamen, hatte sich erneut eine Schlange gebildet.

22
    Dres. Chang, Kim, Mendoza und Quinones praktizierten in einem einstöckigen Haus, dessen Außenhaut aus glänzenden schwarzen Keramikfliesen bestand. Weiße Graffiti bedeckten den unteren Teil der Fassade. Auf dem Schild über der Tür stand: Schnelle Kredite, Schmerzlose Zahnmedizin, Alle Kassen.
    Drinnen war ein Wartezimmer voller Leute mit Schmerzen. Milo klopfte an das Fenster der Sprechstundenhilfe. Als es geöffnet wurde, fragte er nach Anita Almedeira.
    Die asiatische Sprechstundenhilfe nahm ihre Brille ab. »Die einzige Anita, die wir haben, heißt Moss mit Nachnamen.«
    »Dann würde ich gern mit ihr sprechen.«
    »Sie hat viel zu tun, aber ich will

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