Bluttat
gegenüber gerecht, warmherzig und objektiv gewesen war.« Er sah mich an. »Das Treffen, zu dem er nicht erschien. Vielleicht war das der Grund dafür, ihn umzubringen.«
Wir gingen ins Haus zurück, machten zwei Bier auf und setzten uns an den Küchentisch.
Milo leerte seine Flasche und stellte sie beiseite. »Was hältst du von folgender hässlicher Erklärung, Alex: Wenn Cherish und Malley sich nicht erst bei der Verhandlung kennen gelernt hätten? Es spielte sich schon was ab zwischen ihnen, bevor Kristal ermordet wurde. Sie wollte ihn heiraten und musste die Konkurrenz ausschalten. Wie seine bereits existierende Familie. Also besorgte sie sich einen kleinen Auftragsmörder und begann mit dem Nachwuchs.«
»Cherish hat Troy dafür bezahlt, Kristal umzubringen?«
»Sie kannte Troy schon vorher. Sie steht auf Psychologie, hielt nach einem kaltblütigen kleinen Psychopathen Ausschau und fand ihn auch. Troy hat dir erzählt, dass er reich werden würde. Cherish hielt ihn bei der Stange, indem sie ihm nicht nur versprach, ihn früher rauszuholen, sondern auch noch mit einem Topf voll Gold am Ende des gottverdammten Regenbogens lockte. Stattdessen lässt sie ihn kaltmachen. Sechs Monate später kommt Phase zwei: Lara wird abserviert.«
»Lara ist mit Barnetts Revolver erschossen worden«, sagte ich.
»Also hat entweder Barnett sie selber abgeknallt, oder Cherish hatte als seine Freundin reichlich Gelegenheit, sich den 38er aus seiner Sammlung zu besorgen. Ich wette, dass sie beide Dreck am Stecken haben. Erinnerst du dich, wie sauer Nina Balquist darüber war, dass Barnett Lara hat einäschern lassen, anstatt eine Begräbnisfeier abzuhalten? Warum diese Eile, wenn man nichts zu verbergen hat?«
»Das einzige Problem ist«, sagte ich, »es ist acht Jahre später, und Cherish und Barnett sind nicht verheiratet. Warum sollten sie das alles wegen einer Affäre im Verborgenen durchmachen?«
»Hey«, sagte er, »Beziehungen sind Schwerstarbeit. Die Leidenschaft ist abgekühlt, was auch immer.«
»Nicht so sehr, dass sie auf Rendezvous im Motel verzichten.«
»Okay, sie haben entdeckt, dass gelegentliche Sexspielchen mehr Spaß machen, als wenn man sich häuslich niederlässt. Oder Cherish will nicht auf das ganze Geld vom County und die Einkünfte aus Drews Nebentätigkeiten verzichten. Scheidungen benachteiligen üblicherweise die Frau, stimmt’s? Sieh dir Weider an. Cherish behält das Haus, die Kids, die Aura der Geistlichkeit und hat außerdem ihren Spaß.«
»Könnte sein«, sagte ich. »Es passt auf jeden Fall zu Allisons Vermutung, was den Vorsatz angeht. Troy wurde bezahlt und nahm zur Sicherheit Rand mit. Rand war nicht von Anfang an eingeweiht, aber irgendwie hat er es rausbekommen.«
Er rieb sich das Gesicht. »Trotzdem hab ich Schwierigkeiten damit, den Mord an Kristal Barnett in die Schuhe zu schieben. Schließlich hat er Jahre darauf gewartet, Vater zu werden. Er ist so weit gegangen, sich Geld für eine Fertilitätstherapie zu leihen.«
»Nina Balquin hat den Verdacht, das Geld wäre nie für eine Behandlung verwendet worden.«
»Barnett und Lara müssen etwas unternommen haben, Alex. Sie hatten ein Kind. Wenn Cherish eine kleine Miss Hitler ist, kann ich mir vorstellen, dass sie das Kind des anderen Schimpansen eliminieren will. Aber dass Barnett sein eigenes Kind um ihretwillen umbringen soll?«
Ich hörte die Frage, aber mein Gehirn war woanders. Seine Erwähnung Nina Balquins hatte mich im Geist wieder in ihr Haus versetzt. Die gegenüberliegende Wand.
»Oh nein«, sagte ich.
»Was ist?«
»Das Babyfoto von Kristal. Ihre Augen. Sie sind groß und braun. Barnett ist blauäugig, und Lara hatte auch blaue Augen. Ich erinnere mich, wie ich sie im Gerichtssaal gesehen habe, sie hatte riesige graublaue Augen, an denen sie dauernd rumwischte, weil sie die ganze Zeit weinte. Zwei braunäugige Eltern können ein helläugiges Kind zeugen, aber das Gegenteil ist so gut wie unmöglich, nur durch Spontanmutation.«
»Kristal war nicht das Kind des Cowboys?«
»Nachdem sie sich das Geld geliehen hatten, hat es noch sechs Jahre gedauert, bis Lara schwanger wurde.«
»Lara hat sich eine andere Art Fertilitätstherapie besorgt.« Sein Lächeln war boshaft. »Beide haben sich mit anderen eingelassen, aber Lara hat einen Beweis zur Welt gebracht, und damit wurde Barnett nicht fertig.«
»Barnett hat Lara dominiert und isoliert«, sagte ich. »Ein weiterer Grund für sie, woanders nach Liebe zu suchen.
Weitere Kostenlose Bücher