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Bluttat

Bluttat

Titel: Bluttat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Überraschung. »Ich habe mir die Freiheit genommen, mich über Sie zu informieren, Dr. Delaware. Ihre Beratertätigkeit für die Polzei scheint sich auf Mordfälle zu konzentrieren. Das hat mich schockiert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Cherish in irgendein Verbrechen verwickelt ist, von Mord ganz zu schweigen. Sie ist ein sanftmütiger Mensch. Wie ich Ihnen sagte, eine unserer besten Studentinnen.«
    »Aber sie hat kein Examen gemacht.«
    »Das war äußerst unglücklich«, sagte er. »Aber es hatte nichts mit ihr zu tun.«
    Ich wartete.
    Wascomb sah hinüber zur Theke. Heather stand dort und redete mit der Frau an der Kasse.
    »Doktor?«, sagte ich.
    »Cherishs Missgeschick war meinem nicht unähnlich«, sagte Wascomb. »Hinsichtlich Baylord Patterman.«
    »Hatte sie etwas mit der Unfallgeschichte zu tun?«
    »Nein, ich wollte auf die Analogie hinaus. In der Bibel stehen wiederholt Warnungen davor, sich in schlechte Gesellschaft zu begeben. Cherish und ich haben beide darin versagt, diese Warnungen zu beachten, aber ich war der Lehrer und sie die Schülerin, also nehme ich an, dass ihr Irrtum zum Teil mir anzulasten ist.«
    »Cherish wurde für etwas verantwortlich gemacht, das ein Freund tat.«
    »Cherish ist ohne eigenes Verschulden in eine unangenehme Lage geraten.«
    Heather brachte unser Essen. »Hier ist es, Leute!«
    Wascomb lächelte zu ihr hoch. »Es riecht wundervoll, meine Liebe.«
    Sie zog die linke Augenbraue hoch. »Lassen Sie es sich schmecken.«
    Er sprach ein stilles Gebet und halbierte dann seinen Stapel Pfannkuchen, indem er ihn bis ganz nach unten durchschnitt. Er drehte den Teller und schnitt wieder und wieder, bis der Stapel in Achtel aufgeteilt war. Lauritz Montez hätte es gutgeheißen.
    Montez und Wascomb hatten sich beide dafür entschieden, sich um Sünder zu kümmern. Ich vermutete, man konnte ihnen keinen Vorwurf daraus machen, dass sie die Illusion einer geordneten Welt suchten.
    Wascomb aß mit solchem Vergnügen, dass es mir wie eine Schande vorkam, ihn zu unterbrechen. Ich widmete mich meiner eigenen Portion Pfannkuchen und fragte schließlich: »Wer war Cherishs schlechter Freund?«
    Er legte seine Gabel hin. »Ist das absolut notwendig für Ihre Ermittlungen?«
    »Das kann ich nicht beantworten, bevor ich es weiß, Doktor.«
    »Ich weiß Ihre Aufrichtigkeit zu schätzen.« Er wischte sich den Mund, nahm die Brille ab, berührte seine Schläfen mit den Fingerspitzen. »Es war kein Freund, sondern ihr Mann.«
    »Drew Daney?«
    Langsames Nicken.
    »Wie hat er sie in Schwierigkeiten gebracht?«, fragte ich.
    »Oh«, sagte Wascomb, als ob die Erinnerung ihn ermüdete. »Ich hatte seinetwegen von Anfang an Bedenken. Wir sind eine kleine Einrichtung und leiden chronisch an Geldknappheit, weshalb wir bei der Aufnahme selektiv vorgehen müssen. Unser typischer Student ist Absolvent eines Bibel-College mit einem hervorragenden Abschlusszeugnis, der in der evangelikalen Tradition ausgebildet ist. Cherish war so ein Fall. Sie war die Beste ihrer Klasse im Viola Mercer College in Rochester, New York.«
    »Und Drew?«
    »Drew behauptete, eine sehr respektable Schule in Virginia besucht zu haben. In Wahrheit hat er die Highschool abgebrochen. Weiter ging seine Ausbildung nicht.«
    »Er hat bei seiner Bewerbung gelogen?«
    »Er hat Zeugnisabschriften gefälscht.« Wascomb seufzte. Er schob seinen Teller beiseite, von dem er ein Drittel gegessen hatte. »Sie halten mich zweifellos für einen leichtgläubigen Narren. Oder für nachlässig. Ohne übermäßig defensiv klingen zu wollen, möchte ich betonen, dass dies eine absolute Ausnahme war. Der überwiegende Teil unserer Absolventen ist draußen in der Welt und tut das Werk des Herrn auf vorbildliche Weise.«
    »Drew muss gut gewesen sein, wenn er Sie getäuscht hat.«
    Er lächelte. »Das ist sehr nett von Ihnen, Sir. Ja, er sagte tatsächlich die richtigen Dinge und schien sich in der Heiligen Schrift sehr gut auszukennen. Wie sich dann herausstellte, beschränkte sich seine religiöse Erfahrung auf eine Tätigkeit als Berater in verschiedenen christlichen Ferienlagern.«
    »Er lernte den Jargon«, sagte ich.
    »Genau.«
    »Wann kam das alles ans Licht?«
    »Vor siebeneinhalb Jahren.«
    Ein präzises Gedächtnis. Sechs Monate nach dem Mord an Kristal Malley.
    »Was hat Sie veranlasst, seine Vorgeschichte zu überprüfen?«, fragte ich.
    »Jemand anders hat seine Vorgeschichte überprüft«, sagte Wascomb. »Ein sehr wütender Mann, der

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