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Blutträume

Blutträume

Titel: Blutträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Hooper
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sich nicht in kurzer Zeit ein Dutzend Opfer an ebenso vielen verschiedenen Stellen greifen und abschlachten. Einmal würde es ihm vielleicht gelingen, zweimal, falls er großes Glück hat, aber nicht öfter. Er braucht einen Standort. Sicher, abgelegen, wo er das, was er tun will, ohne allzu große Angst vor Entdeckung tun kann.«
    Dani rührte sich. »Etwas wie ein Lagerhaus. Wie der Keller eines sonst leer stehenden Lagerhauses.«
    Hollis nickte. »Wie ein Lagerhaus. Wenn das Schicksal mit dem Laternenpfahl winkt, wird man aufmerksam.«
    »Aber ist das denn die Spur, der wir folgen sollen?« Dani wurde immer unruhiger. »Oder hat es damit gar nichts zu tun?«
    »Genau genommen«, erwiderte Hollis im Ton allmählicher Erkenntnis, »stellt sich uns eine noch viel schwierigere Frage. Becky hat nämlich nicht gesagt, wir sollen der Spur folgen, sondern nur, dass uns jemand eine Spur hinterlässt. «
    Nach einer Weile allgemeinen Schweigens sagte Dani: »Und in meinem Traum tappen wir in eine Falle.«
    Noch bevor sich jemand dazu äußern konnte, klopfte es an der Tür. Ein älterer Deputy streckte den Kopf herein und wandte sich entschuldigend an Marc.
    »Wir dachten, das sollten Sie wissen, Sheriff.«
    »Was ist?«
    »Letzte Nacht bekamen wir einen Anruf von einer jungen Frau, die glaubte, auf dem Heimweg von der Arbeit verfolgt worden zu sein, und dass jemand in ihre verschlossene Wohnung eingedrungen sei.«
    »Wurde etwas gestohlen?«
    »Nein, das ist ja das Seltsame. Es wurde etwas dagelassen. Eine Halskette. Shorty sieht sie sich gerade an.«
    Marc runzelte die Stirn. »Ich nehme an, sie ist sich sicher, dass es kein Freund war, der sie dagelassen hat.«
    »Da ist sie sich absolut sicher, Sheriff. Sie ist ziemlich mitgenommen, aber nicht der Typ, der das grundlos ist. Als sie heute Morgen ihre Wohnungstür öffnete, um zur Arbeit zu gehen, fand sie ein Dutzend rote Rosen auf ihrer Schwelle – mit einem Gruß, der sie noch mehr beunruhigte. Sie hat es gemeldet, und diesmal meinten die Deputys, Sie sollten mit ihr sprechen.«
    Marc musterte seinen Deputy. »Ich nehme an, einer der Deputys waren Sie?«
    »Ja, Sir.«
    »Sie waren gestern mit am Tatort, stimmt’s, Harry?«
    »Ja, Sir.« Deputy Walker, sichtlich um Fassung bemüht, fügte hinzu: »Ich kenne Bob Norvell, und ich kenne Beckys Eltern. Und ich denke, Sie sollten wirklich mit Marie Goode reden. Sie könnte durchaus Grund haben, verängstigt zu sein.«
    Gabriel Wolf parkte den Jeep ein gutes Stück weit vor dem unvermittelten Ende der alten, unbefestigten Zufahrtsstraße und stieg aus. Er ging nicht ganz bis zum Rand, nur nahe genug, um hinuntersehen zu können und festzustellen, dass ein Frühjahrshochwasser vor einiger Zeit den breiten Bachlauf verändert hatte, worauf ein großes Stück der alten Straße weggeschwemmt worden war.
    Es war zwar nicht der Grand Canyon, doch es ging trotzdem ziemlich steil hinunter zu dem träge fließenden Bach.
    »Oh, Mist«, sagte er. »Muss wohl näher ran.«
    Er holte das Fernglas aus der großen Reisetasche auf dem Rücksitz und ging vorsichtig zurück zum besten Aussichtspunkt, den er hatte finden können. Von dort aus hatte man einen guten Überblick über Prophet County, ohne dafür auf einen Berg steigen zu müssen. Diesmal hielt er sich nicht nur ein gutes Stück von dem brüchigen Rand entfernt, sondern auch im dürftigen Schutz einer kleinen Baumgruppe, die gerade ihre alljährliche gedeckte Herbstfärbung annahm.
    Niemand sollte ihn hier oben sehen.
    Er justierte die Bildschärfe des Fernglases und schwenkte erst einmal über die weitere Umgebung, in der die kleine Stadt Venture lag, ausgedehnter, als er erwartet hatte. Früher war sie ein wichtiger Haltepunkt der Züge von Atlanta Richtung Norden gewesen. Die Trasse hatte durch Venture geführt und war weiter längs der östlichen Hügelkette der Blue Ridge Mountains verlaufen. Auf dieser Bahnlinie wurden Baumwolle, Tabak und Pekannüsse befördert, wie auch Steine und andere Mineralien, die aus Steinbrüchen weiter südlich kamen.
    Stirnrunzelnd musterte Gabriel das, was er von Venture sehen konnte. Er kannte Kleinstädte, die im Schatten des Fortschritts auf der Strecke geblieben waren, die verlassen wurden, wenn Eisenbahnlinien stillgelegt wurden, raffgierige Holzwirtschaft tiefe Wunden in Berghänge geschlagen hatte und Baumwolle und Tabak nicht mehr gediehen oder in anderen Landstrichen angepflanzt wurden. Doch diese kleine Stadt hier hatte sich entweder

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