Blutträume
besser.«
»Ich bin bereit, diese Theorie zu testen.«
»Das ist keine Theorie. Und das Letzte, was wir brauchen, ist eine Prügelei zwischen dir und Bishop. Lass es einfach, okay? Er hatte gute Gründe, sich Roxanne zu nähern, wo und wann er es tat. Ich stimme seinen Gründen zu. Roxanne stimmt seinen Gründen zu.«
Das tue ich, weißt du. Drei Schritte mehr, und ich hätte den Bewegungsmelder für das Flutlicht ausgelöst. Und die Hundewache der Nachbarschaft alarmiert. Und Bishop konnte mich auf keine andere Weise aufhalten, ohne dieselben Hunde zu wecken. Stimmt’s?
»Also, ich …«
»Gabe. Lass es gut sein.«
Gabriel war ein dickköpfiger Mann, doch er war nicht dumm. »Wenn du das sagst, John. Aber es muss mir ja nicht gefallen.«
»Ich hab noch nie an Wunder geglaubt.«
»Ja, ja.« Gabriel hielt den Blick weiter auf Bishop gerichtet, der ein paar Meter entfernt und außer Hörweite stand, auf diesem abgelegenen Platz oberhalb von Venture.
Er ist Telepath, Gabe. Glaubst du wirklich, es gibt für ihn so etwas wie »außer Hörweite«?
Bishop drehte den Kopf und sah Gabriel mit erhobener Braue an, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Stadt richtete.
»Mist.«
John, der weder anwesend und telepathisch war, hatte jedoch in den letzten Jahren genug Zeit mit Paragnosten verbracht, um nonverbale Kommunikation aufzuschnappen – selbst auf extreme Entfernung. »Gibt’s da etwas, das ich wissen sollte?«, fragte er ruhig.
»Nein. Mir ist nur gerade wieder eingefallen, warum ich nicht gerne mit Telepathen arbeite.«
»Du kannst ihm vertrauen, Gabe.«
»Bei allem nötigen Respekt, John«, sagte Gabe und benutzte absichtlich die Worte seines Arbeitgebers, »darüber bilde ich mir lieber meine eigene Meinung.«
»In Ordnung. Aber bei diesem Job gehört es zu deinen Befehlen, seinen Anweisungen zu folgen, wie du meinen folgen würdest.«
»Bist du dir da sicher? Eine Parallelermittlung neben der polizeilichen zu führen ist das eine, und wir haben es auch schon früher getan. Aber diesmal jagen wir ein gottverfluchtes Monster, und je eher alle Beteiligten die Köpfe zusammenstecken und ihre Aufzeichnungen vergleichen, desto größer ist unsere Chance, ihn aufzuspüren, bevor noch jemand stirbt.«
»Und glaubst du ehrlich, Bishop oder ich würden etwas tun, um eine Ermittlung vorsätzlich abzulenken oder die Festnahme so einer Bestie auch nur für einen einzigen Moment zu verzögern?«
»Nein. Das glaube ich nicht.« Dieses Eingeständnis war eher ein unbehagliches als ein widerwilliges. »Aber irgendjemand verfolgt immer gewisse Absichten, und Bishop geht ein Ruf voraus.«
»Was heißt das?«
»Du weißt genau, was das heißt. Er legt nie alle Karten auf den Tisch, John, und ich wette, das hat er diesmal auch nicht getan. Ob er und Miranda nun etwas gesehen haben, das er zu vermeiden hofft, oder ob er nur davon überzeugt ist, einen besseren Plan zu haben als alle anderen, er wird es für sich behalten.«
»Keiner von uns will, dass sich Danis Vision bewahrheitet«, rief ihm John ins Gedächtnis.
»Das weiß ich. Und wenn ich an Bishops Stelle wäre, mit einer Vision, die mich vor dieser besonders grausigen Auswirkung warnt, würde ich absolut dafür sorgen, dass meine Frau und Partnerin unter Schloss und Riegel ist, und das weit weg. Damit habe ich kein Problem.«
»Aber?«
»Aber er sollte nicht hier sein. Er war ebenfalls Teil der Vision, und jeder Mitspieler, den wir in Reichweite des Mörders bringen, macht es umso wahrscheinlicher, dass tatsächlich geschieht, was Dani gesehen hat.«
»Vielleicht. Oder vielleicht ist die richtige Person am richtigen Ort genau das, was nötig ist, das Ergebnis zu verändern.«
»John, wie oft haben Maggie und du uns eingebläut, vorsichtig mit Vorahnungen umzugehen, da wir nicht wissen können, ob unser Handeln etwas noch Schlimmeres auslöst? Zum Teufel, das ist praktisch unser Mantra.«
Ein kurzes Schweigen trat ein, dann sagte John: »Manchmal müssen die Dinge schlimmer werden, bevor sie sich bessern.«
»Was zum Teufel soll das denn heißen?«
»Das heißt, arbeitet mit Bishop zusammen, Gabe. Ihr beide, du und Roxanne. Haltet alle Sinne offen, und seid auf alles vorbereitet. Und vergiss bitte nicht, dass wir alle auf derselben Seite stehen, ja? Berichte täglich.«
»In Ordnung.« Gabriel klappte langsam sein Handy zu und war nicht überrascht, als er Bishop bereits auf sich zukommen sah. Er wartete, bis der andere Mann ihn erreicht hatte.
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