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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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seine Nähe mit instinktiver
Angst.
Beides war ihm bisher vollkommen gleichgültig gewesen. Aber wenn ausgerechnet
sie so reagieren sollte ...
    Es dauerte nur zehn Minuten, bis der Telepathische Dämpfer,
wie die Jäger das Mittel nannten, zu wirken begann. Für Lukas fühlte es sich
an, als würde ein schlecht eingestellter Radiosender immer klarer. Nach einer
Viertelstunde lagen Tonys Gedanken vor ihm wie ein offenes Buch, wie er es von
allen Sterblichen gewohnt war.
Ihre Gefühle und Erinnerungen, von dem Moment an, als sich zum ersten Mal ihre
Blicke trafen, bis zu den Geschehnissen in Tonys winziger Wohnung. Jedes
Detail. Deutlicher sogar, als sie sich bewusst erinnern konnte.
Die Verwirrung, aber auch die Sehnsucht, die sie getrieben hatte, nach ihm zu
suchen, statt zurückzuweichen, wie es vernünftig gewesen wäre.
Bei der Erinnerung, wie er seine Zähne in ihren Oberschenkel trieb, brach Lukas
den Kontakt ab.
Noch vor Minuten hätte er geschworen, dass es eine unsinnige Vorstellung war,
ein Bluttrinker sollte die Gedanken seiner Gefährtin nicht kennen. Wäre nicht
alles viel einfacher, wenn er wüsste, was in Tony vorging?
In diesem Augenblick begriff er etwas Entscheidendes.
Es gab Grenzen, die nicht überschritten werden sollten. Auch nicht – und grade
nicht - in der intimsten Beziehung.
    „Sie wird uns nicht verraten“, versicherte er seinem Vater.
„Es wäre mir lieber, sie würde hiervon nichts erfahren.“
„Ich wüsste keinen Grund, warum ich es ihr sagen sollte“, stimmte Johann zu.
    Lukas atmete auf, als nach etwa einer halben Stunde Tonys
Telepathiezentren wieder zu arbeiten begannen. Wie ein feiner, dichter Nebel
schlossen sich die Barrieren um ihre Gedanken. Sie hatte keinen Schaden
davongetragen.
    Ihm war noch immer schleierhaft, wie er sich verhalten
sollte, als er die Bibliothek verließ. Er wusste nur, dass seine Bemühungen
nicht vergeblich sein mussten.
Zwar haderte Tony verständlicherweise mit der Vorstellung von Blut trinkenden,
beinahe unsterblichen Wesen. Doch ein ganz wesentlicher Teil von ihr hatte sich
mit ihrer Existenz bereits arrangiert. Es war jener Teil, der sich Zeit ihres
Lebens beengt gefühlt hatte und es schien ein Zusammenhang mit ihrer
telepathischen Begabung zu bestehen.
     
    Lukas betrat das Wohnzimmer wortlos, begrüßte die Frauen mit
einem Nicken und machte es sich in einem Sessel bequem. Mit halbem Ohr der
Unterhaltung lauschend versuchte er, sich eine Strategie zurechtzulegen.
    Tony verhielt sich schweigsam, vermied es, in seine Richtung
zu sehen.
Viel hing davon ab, wie sie die Ereignisse der letzten Nacht verarbeitete. Er
wusste jetzt, es geschah nicht aus Abneigung, wenn sie steif und unbeholfen
reagierte. Doch auch wenn Tony ihn begehrte, bedeutete das noch lange nicht,
dass sie bereit war, sich auf eine Beziehung mit ihm einzulassen. Über die
lebenslange Verbindung zwischen Bluttrinker und Gefährtin wollte er vorläufig
nicht einmal nachdenken, egal welchen Illusionen seine Mutter sich hingab.
    Es war nicht mehr wie zu Beginn des neunzehnten
Jahrhunderts, als seine Eltern sich trafen. Damals schien es ganz
selbstverständlich, dass Johann Nora fest an sich band, nachdem sie das Haus
ihrer großbürgerlichen Familie für ihn verlassen hatte. Heute lagen die Dinge
anders. Die meisten Menschen würden es für ausgesprochen unvernünftig halten,
eine verbindliche Beziehung einzugehen, ohne eine angemessene Probezeit.
Von einer Symbiose, wie sie ein Bluttrinker mit seiner Gefährtin lebte, gar
nicht zu reden.
    Er fühlte sich nicht wirklich wohl mit dieser Entscheidung,
die unweigerlich dazu führen musste, dass seine jetzt schon bestehende
Empfänglichkeit für Tony immer intensiver wurde, ohne ihm irgendwelche
Ansprüche zuzugestehen. Er hatte bereits an diesem Abend, als er ausging um
sich zu nähren gespürt, dass die Dinge sich für ihn veränderten.
Um schnell fertig zu werden, hatte er eine der wenigen einschlägigen Kneipen
aufgesucht, die Klarenberg bot. Die Prostituierte war durchaus attraktiv und
keineswegs abstoßend gewesen. Dennoch hatte es ihn Überwindung gekostet, ihr
Blut zu nehmen. Tatsächlich war es ihm nur gelungen sich zu sättigen, weil er
sich vorstellte, es wäre Tonys Hals, in den er seine Fänge schlug.
Der Gedanke, mit der Frau, die er schließlich vorgeblich zu diesem Zweck
bezahlte, Sex zu haben, kam ihm nicht einmal.
Dann waren mit Tonys schwindender Abwehr ihre Gefühle und Gedanken über ihn
hereingebrochen.
Die

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