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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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seiner Umgebung zusammensetzten. Der
überwiegende Teil seines Geruchssinns befasste sich jedoch mit den Lebewesen,
die ihn umgaben. Er konnte Angst riechen, Zorn, Freude und Leidenschaft. Und er
konnte den Gesundheitszustand eines Sterblichen anhand seiner
Körperausdünstungen ablesen. Der Geruch war es auch, der am lebhaftesten mit
seinen Instinkten verbunden war. Die Düfte von Blut und Sex bildeten die
stärkste Konkurrenz zu Lukas Verstand.
    Er ließ Tony eine Weile an der Oberfläche seines
Bewusstseins mitschwimmen , gab ihr Gelegenheit, die Unterschiede zu
ihren Sinnen zu erkennen.
    Dann sah Tony sich selbst durch Lukas Augen. Er
zeigte ihr den verführerischen Duft ihres Blutes und ließ sie den Herzschlag hören , der es durch ihre Adern pumpte. Sie fühlte die Mischung aus Hunger
und Verlangen, die sie in ihm auslöste und noch etwas anderes.
Eine sanftere, aber tiefer gehende Sehnsucht, die er unterdrückt hatte, bis er
die gleichen Emotionen tief im Inneren ihres Geistes vorfand. Ebenso untrennbar
mit ihrer Wahrnehmung seiner Person verbunden.
    Lukas erinnerte sich an ihre erste Begegnung, ließ sie
wissen, was er gefühlt und getan hatte. Tony empfand es als große
Erleichterung, den Beweis vor Augen zu haben, dass er sie nicht zu
Intimitäten gezwungen hatte.
Während sie sich liebten und er von ihr trank, hatten sich seine und ihre
Gefühle zu ungeahnter Intensität verbunden. Für ihn ebenso berauschend wie für
sie. Und ebenso unerwartet.
Tony empfand sein Bedauern mit. Er durfte sie nicht wiedersehen. Die Kontrolle
über sie war noch schwieriger geworden. Widerwillig tilgte er ihre Erinnerung
an ihn – das dachte er jedenfalls. Er verließ Tonys Appartement schnell,
beendete die Versuchung.
    Lukas ließ ihr Zeit, diese Eindrücke mitzuempfinden und von
allen Seiten zu betrachten. Dann löste er Tonys Hände von seinen Schläfen. Da
sie eine ungeübte Telepatin war, reichte das aus, um den Kontakt abzubrechen.
    Einen Augenblick war sie verwirrter denn je. Die Vielfalt
der Sinneseindrücke war berauschend gewesen. Wieder davon abgeschnitten zu
werden fühlte sich an, als hätte man ihr eine Käseglocke übergestülpt.
Aber jetzt war nicht die Gelegenheit, all diese Erfahrungen zu verarbeiten.
Lukas hielt ihre Hände fest. Er atmete tief, als müsste er all seinen Mut
zusammennehmen.
    „Könntest du dir vorstellen ... ich meine ... vielleicht,
wenn du noch ein bisschen länger Zeit mit mir verbringen würdest ...“
Er brach ab, verärgert über seine Unbeholfenheit.
Teufel auch, warum ist das so schwer?
    Ein neuerlicher Blitz, dem augenblicklich ein
ohrenbetäubender Donnerschlag folgte, ließ Tony zusammenzucken. Schwere
Regentropfen trommelten auf den Terrassenbelag, benetzen innerhalb Sekunden
Haar und Haut.
Lukas Blick verfinsterte sich, als Tony lachte. Aber sie warf die Arme um
seinen Hals und drückte sich fest an ihn.
„Ja“, flüsterte sie an seinem Ohr. „Ich will auch mit dir zusammen sein.“

16
    Kurz nach Sonnenaufgang klopfte Nora an Lukas Tür und trat
ohne Aufforderung ein. Tony zog sich panisch die Decke unters Kinn. Nora
entging das Peinliche an dieser Situation offenbar völlig.
„Guten Morgen ihr beiden!“, flötete sie gut gelaunt.
Lukas gab nur ein verschlafenes Grunzen von sich. Es schien ihn weder zu überraschen
noch zu stören, dass seine Mutter sie nackt in einem zerwühlten Bett vorfand.
    „Das wird ein herrlicher Tag, Tony. Komm nach unten. Ein
wunderbares Frühstück wartet auf dich.“
Tony fühlte sich so beschämt, dass sie instinktiv ablehnen wollte. Aber ihr
Magen war anderer Meinung. Sie konnte unmöglich behaupten, keinen Hunger zu
haben. Nora musste das Knurren von der Tür aus hören.
    „Lass die Nachteule schlafen.“ Nora trat näher und
strubbelte ihrem Sohn die zerzausten Haare.
Lukas schien halbwegs aufzuwachen. Er drehte sich um, rutschte auf Tony zu und
küsste sie. „Mach dir nichts draus“, murmelte er. „Nora kann es nicht ertragen,
wenn Besuch im Haus ist und sie nicht im Mittelpunkt steht. – Aua!“
Nora hatte Lukas in den Oberarm gekniffen.
„Wenn du frech wirst, mache ich die Jalousien auf. – Zieh dich an, Tony, und
komm in die Küche.“ Damit rauschte sie aus dem Zimmer.
    Tony saß im Bett, die dünne Decke an sich gerafft. „Gott ist
das peinlich.“
Lukas zog sie wieder in die Kissen zurück.
„Es ist völlig sinnlos, in einem Haus, in dem jeder im Kopf des anderen
herumstochern kann, so zu tun als ob.“
„Du meinst,

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