Bluttrinker (German Edition)
einen
Vampircop. Die Serie stammt zwar aus den Achtzigern ...“Lukas ungläubiger Blick wanderte über Jan weiter zu Etienne. „Ihr habt
den Namen für euren Laden aus einer Vampirserie aus den Achtzigern?“
Er schüttelte lachend den Kopf.
18
Das Publikum des Raven bestand keineswegs nur aus
Vampiren. Es gab eine Menge Besucher in den Zwanzigern, aber auch einige ältere
Paare. Relativ normal wirkende Menschen in Abendgarderobe oder Freizeitkleidung
mischten sich mit Gothik-Anhängern und Leuten, die sich als Vampire verkleidet
hatten. Tony war überrascht, in dieser wilden Mischung eine ganze Reihe echter
Bluttrinker auszumachen. Erstaunlich, wie leicht es ihr fiel, Lukas Artgenossen
zu erkennen.
Außerdem gab es zwei Dutzend ausgesprochen hübsche, offenherzig bekleidete
Mädchen. Sie beobachteten wachsam die Gäste und schlossen sich, auf knappe
Gesten von Etienne hin, dem einen oder anderen Besucher an. Es waren stets
echte Vampire ohne Begleitung, denen sie ihre Aufmerksamkeit widmeten. Diese
Paare verschwanden nach einer Weile durch eine unauffällige Tür in einem
versteckten Winkel neben der Bar. Auch einige Bluttrinker, die bereits in
Begleitung erschienen waren, suchten diese Räumlichkeiten auf.
Jan betätigte sich als Discjockey und sorgte für ein abwechslungsreiches
Musikprogramm. Nach dem zweiten Glas Champagner fühlte Tony sich locker genug,
um mit Lukas, trotz der hohen Absätze, ausgelassen zu tanzen. Sie staunte über
sich selbst und die Zeit verging wie im Flug. Sie war nicht der Typ, der die
Nächte durchtanzte. Allerdings hatte sie auch noch nie einen Partner wie Lukas
gehabt.
Gegen drei Uhr morgens taten Tony die Füße weh und sie wurde
langsam müde. In den vergangenen Tagen hatte sie versucht, sich an Lukas
Zeiteinteilung anzupassen und nicht besonders gut geschlafen.
Lukas führte sie zu einer der Nischen und sie amüsierte sich über seine
besitzergreifende Art. Während er die Sterblichen, die um sie herumwimmelten,
völlig ignorierte, sorgte er dafür, dass er sich stets zwischen ihr und den
anderen Vampiren befand.
Der Longdrink den Lukas ihr bestellte, enthielt reichlich Alkohol. Sie war
durstig und bemerkte kaum, wie schnell sie trank. Ihr Kopf fühlte sich schon
bald schwummrig an.
Erneut beobachtete sie, wie ein Pärchen durch die verdächtige Tür verschwand.
Diesmal stellte sie die Frage, die sie beschäftigte.
„Sag mir die Wahrheit. Ist das hier so eine Art Bordell?“
„Die Disco ist nur Tarnung.“ Ein schiefes Grinsen breitete sich auf seinem
Gesicht aus. „Das ist so üblich. Etiennes eigentliches Geschäft ist eine
Blutbar.“
Lukas war hungrig. Tony spürte sein Verlangen. Er zog sie näher an sich, küsste
sie lange und ließ seine Lippen zu ihrem Hals wandern. Seine Zunge bedeckte
ihre Halsschlagader mit Hitze.
„Regel Nummer eins lautet: Hier draußen wird nicht gebissen. Trink dein Glas
aus“, flüsterte er in ihr Ohr.
„Lieber nicht. Ich fühl mich schon richtig wuschig.“ Ein Gedanke schoss ihr
durch den Kopf. „Wirst du etwa betrunken, wenn du mich jetzt beißt?“
Er knabberte an ihrem Ohrläppchen.
„Ganz genau. Trink aus! Dann zeige ich dir, wie eine Bar für Bluttrinker
aussieht.“
Sollte sie wütend auf ihn sein? Er flößte ihr Alkohol ein,
um sich an ihrem Blut zu betrinken? War das nicht irgendwie abartig?
Sie hatte eindeutig zu viel getrunken, wenn sie das nicht mehr beurteilen
konnte. Sie musste ihm klarmachen, was sie davon hielt. Oder nicht?
Kurz entschlossen kippte Sie den Rest ihres inzwischen
warmen Drinks hinunter und ließ sich von ihm aus der Nische ziehen. Sie
bemerkte noch, wie Etienne Lukas fragenden Blick mit einem wissenden Lächeln
beantwortete. Schon waren sie hinter der mysteriösen Tür. Lukas dirigierte sie
einen kurzen, rot ausgekleideten Flur entlang.
Das Hinterzimmer war schummrig beleuchtet, von langsamer
Rockmusik erfüllt und die Wände komplett mit rotem Plüsch überzogen. Die Mitte
nahm ein glänzender Tresen mit Barhockern ein.
Yvette mixte gekonnt einen Cocktail. Offenbar für den weiblichen Part des
Pärchens, das vor ihr eng umschlungen knutschte.
An den Wänden reihten sich zahlreiche Türen aneinander. Die Zwischenräume
füllten üppige rote Polstermöbel aus. Darauf rekelten sich Frauen und Vampire,
die mehr oder weniger intensiv miteinander beschäftigt waren.
Lukas führte sie an die Bar und half ihr auf einen der
Hocker.
„Ich brauche ein Glas Wasser, sonst falle ich um“, erklärte sie, als
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