Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
Vom Netzwerk:
Kommst du oft hierher?“
„Nein! Tony, ich mache mir wirklich nichts aus Etiennes – wie soll ich das
nennen – Sortiment. Ich war das letzte Mal in den Sommerferien voriges Jahr
hier, um die Jungs zu besuchen. In den Hinterzimmern war ich nur einmal, als
die beiden den Laden aufgemacht und mir alles gezeigt haben. Ich hatte
eigentlich nicht vor, dich mit nach hinten zu nehmen. Das war eine blöde Idee.
Es liegt auch an diesem Kleid“, fügte er in anklagendem Tonfall hinzu.
    Das kühle Wasser und die Gewissheit, dass Lukas nicht
plötzlich zu einer Bestie mutieren und vor Wildfremden über sie herfallen
würde, ließ ihre Panik abflauen. Er hatte ihr nichts vorgemacht. Sie wusste,
wer und was er war.
    Ihre eigenen Moralvorstellungen verdankte sie der religiösen
Erziehung ihrer Großmutter und der bürgerlichen Biederkeit ihrer Eltern. Welche
Bedeutung konnte diese Weltsicht für Wesen haben, die sich von Menschenblut
ernährten?
„Mir tut es leid. Dass ich so ausgerastet bin.“
„Braucht es nicht. Es war meine Schuld.“
„Nein, das hat mit Schuld nichts zu tun. - Vielleicht hättest du dir nicht
grade eine alte Jungfer als Freundin aussuchen sollen.“
Lukas lachte leise, stellte die Wasserflasche weg und setzte sich neben ihr
aufs Bett. Sanft hob er ihr Kinn an, damit sie ihm in die Augen sah.
„Ich bin selbst überrascht. Dass du ein bisschen unerfahren bist, gefällt mir
erstaunlich gut.“
Tony schnaubte und ließ sich gegen seine Brust sinken.
„Das Mauerblümchen und der Vampir. Ich hab dir den Abend verdorben.“ Sie
schielte auf die Vorderseite seiner Jeans.
Lukas rutschte in die Mitte des Bettes und legte sich auf die Seite, den Kopf
auf den Ellbogen gestützt.
„Jetzt unterschätzt du mich. So schnell gebe ich nicht auf.“
Tony gab sich einen Ruck, streckte sich neben ihm aus und schmiegte sich in
seine Arme.
    Nein, sie wollte sich diese Nacht nicht verderben lassen.
Ebenso wenig Ihre Zeit mit ihm. Sie mochte sich nicht vorstellen, wie sehr es
schmerzen würde, wenn er sie verließ.
Ihr Selbstverständnis ließ keine allzu großen Illusionen zu. Was sah dieser
unglaubliche, aufregende Mann überhaupt in ihr? Eines Abends würde er aufwachen
und erkennen, dass diese unscheinbare, verklemmte Person weit unter seinen Möglichkeiten
lag. Nicht zuletzt der Anblick Yvettes und der anderen Mädchen hatte sie daran
erinnert. In diesem Moment nahm sie sich vor, nie wieder schockiert zu sein.
Sie wollte jeden Augenblick genießen, solange es eben dauerte.
    Lukas zog sie an sich, küsste und streichelte sie. Mit ihm
allein fühlte sie sich vollkommen sicher. In dem Maße, in dem der Schreck
verblasste, kam das Verlangen zurück.
„Betrinkt ihr euch wirklich, indem ihr von betrunkenen Menschen trinkt?“
Lukas verzog das Gesicht.
„Es gibt Bluttrinker, die sich auf der Straße irgendwelche Besoffenen suchen.
Die haben das gleiche Problem wie ihre Wirte. Du warst vorhin bloß beschwipst.
Ein wenig Alkohol wirkt auf uns genauso anregend wie auf Menschen.“
    Tonys Blick fiel auf die Champagnerflasche. Sie war geöffnet
und mit einer Metallkappe wieder verschlossen worden.
„Warum stellen sie so viele Gläser hin, wenn sämtliche Männer, die hierher
kommen, sowieso keinen Sekt trinken?“
Lukas wiegte nachdenklich den Kopf. „Ich weiß nicht, ob es klug ist, dir das zu
beantworten. Du hast dich grade erst von deinem letzten Schock erholt.“
„Oh!“ Nun ja, in dieses Bett passten gewiss eine Menge Leute. Kurz entschlossen
sprang Tony auf und nahm die Flasche aus dem Kühler.
„Willst du immer noch einen Schwips haben?“ Tony öffnete den Verschluss und
füllte eines der Gläser. Natürlich lief es über, aber sie ließ sich davon nicht
beirren, machte das Glas voll und prostete ihm zu.
„Na schön, Lukas“, sagte sie, „ich nehme den Kampf auf.“
„Mit dem Teufel Alkohol?“
„Mit allen gegenwärtigen und zukünftigen Frauen“, antwortete Tony ernst, „die
dir über den Weg laufen. Sie werden dich mir nicht wegnehmen, nur weil ich
verklemmt bin. Von jetzt an wirst du diese Ausrede nicht mehr haben, wenn du
mich verlässt.“
„Tony, was redest du denn da?“
Sie kippte den Champagner hinunter und füllte nach. Der Alkohol stieg ihr
augenblicklich zu Kopf. Kein Wunder. Sie hatte seit Mittag nichts mehr
gegessen, fiel ihr ein.
    Jetzt war der richtige Zeitpunkt, Lukas vorzuführen, was sie
noch mit Nora gekauft hatte.
Wenn nicht jetzt, dann nie, redete sie sich zu, während sie das

Weitere Kostenlose Bücher