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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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du: Läuft noch was zwischen den
beiden?“
Tony verschluckte sich an ihrem Glühwein und hustete so heftig, dass Nora ihr
die Tasse wegnahm. Einige Umstehende rückten, so weit es das Gedränge zuließ,
von ihr ab.
„Um Gottes willen, Nora! Wenn ich fromm wäre, würde ich glauben, dass wir alle
vier das Ergebnis einer unbefleckten Empfängnis sein müssen. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass da jemals etwas gewesen sein soll. Ich meine, es muss wohl,
aber …“
„Und deine Eltern haben ein Häuschen …?“
„So ein Sechziger Jahre Reihenhaus. Eigentlich nicht schlecht. Es ist geräumig
und das Grundstück riesig. Aber es sieht ziemlich übel aus. Besonders was die
Einrichtung angeht. Eiche rustikal, Regale mit Zinnbechern und bahamabeige
Fliesen. Die Zwerge im Vorgarten hat Mutter weggeräumt, als ein paar jüngere
Leute anfingen, die Teile für cool zu halten.“
„Hhm“, machte Nora. „Und diese beiden lädst du jetzt in die Penthousewohnung
deines Freundes ein, der aussieht, wie ein junger Gott. Dort werden sie den
umwerfend gut aussehenden Vater deines Freundes treffen, der einen aufregenden
Beruf und Geld wie Heu hat. Und der mit einer Frau verheiratet ist, die jünger
aussieht als du. - Ich sehe es ein. Du bist offensichtlich nicht fähig für dich
zu sorgen und kein Mensch würde dich je beneiden.“
     
    Tony bemühte sich, aufrecht und locker zu stehen, wie Nora
es mit ihr geprobt hatte. Dennoch fühlte sie sich in der neuen Kleidung noch
nicht richtig wohl.
Die Sachen, die Nora für sie gekauft hatte, erinnerte sie sich.
Lukas Mutter hatte ihre Kreditkarte über den Ladentisch geschoben, bevor Tony
auch nur den Preis der knallengen Designerjeans und der tief ausgeschnittenen
roten Bluse in Erfahrung brachte. Besonders die Wildlederstiefel mussten teuer
gewesen sein.
    Das große, goldene Medaillon mit dem riesigen Granat, das an
einer kunstvoll geschmiedeten Kette ihr Dekolleté zierte, war ihr ein wenig
peinlich. Der Schmuck musste sehr alt und ein Vermögen wert sein.
    In dem Kosmetiktermin, den Nora für sie arrangierte, sah Tony
noch den geringsten Sinn und eigentlich hatte sie vorgehabt zu schwänzen. Doch
am Ende hatte sie auf Lukas Bitte hin nachgegeben und ihren Teil des Planes
komplett erfüllt. Schließlich verlangte Nora, entgegen ihrer Befürchtungen,
nicht einmal, dass sie ihre Mutter in irgendeiner Form zur Rede stellte. Sie
vertrat die Ansicht, Tonys Äußeres müsse für sich sprechen.
     
    „Willkommen, Mama. Papa. Habt ihr die Einfahrt gut
gefunden?“ Tony durchbrach das Schweigen, während ihre Mutter jede Veränderung
ihrer Tochter genau registrierte. Erst jetzt ging Tony auf, wie krass diese
Unterschiede Margarethe erscheinen mussten.
Sie war nicht länger die unscheinbare graue Maus, die sie kannte, sondern eine
attraktive junge Frau, die von einem gut aussehenden Mann begehrt wurde. Und
ihre Aufmachung stellte klar, dass sie sich dessen bewusst war – und es zu
genießen verstand.
Es erschreckte Tony ein wenig. Mit einem Mal begriff sie Noras Plan – und hatte
das Gefühl, es könnte tatsächlich funktionieren!
    „Ich hoffe, wir stehen auf dem richtigen Platz“, ergriff ihr
Vater das Wort. „Da unten gibt es fünf Parkplätze und drei waren frei.
„Das ist schon in Ordnung. Die Garage gehört komplett zu dieser Wohnung.“
Alfred Lemberg blickte säuerlich drein, nach Lukas Erklärung. Als hätte er ihm
mitgeteilt, das Essen sei angebrannt. Seine Frau verdrehte die Augen.
    Tony vermied es, Lukas Blick zu begegnen. Sein Jeep und der
schnittige kleine Mazda, den Nora Tony geliehen hatte, damit ihr ein
Auto zur Verfügung stand, wenn Lukas nicht da war, kamen ebenfalls auf die
Liste der Dinge, die ihren Eltern gegen den Strich gingen.
Margarete Lemberg setzte ihr typisches, zuckriges Lächeln auf, das sie immer
zur Schau trug, wenn sie nur auf eine Gelegenheit zum Gegenschlag wartete.
    „Bitte kommt und macht es euch bequem.“ Tony führte ihre
Gäste zu der ausladenden Polstergarnitur. „Lukas Eltern werden sicher gleich
kommen.“
„Das kann noch einen Moment dauern“, widersprach Lukas in fröhlichem Tonfall.
„Nora schafft es selten pünktlich zu einer Einladung.“
Tony wollte widersprechen. Nach ihren eigenen Erfahrungen war Lukas Mutter
ausgesprochen pünktlich und zuverlässig. Doch dann ließ sie die Sache auf sich
beruhen. Vermutlich gehörte das zum Plan.
    Lukas füllte vier Sektgläser mit Cassislikör auf, während die
Lembergs versuchten, auf den

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