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Bluttrinker (German Edition)

Bluttrinker (German Edition)

Titel: Bluttrinker (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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und es gab Gerüchte, Bodo sei daran
nicht unbeteiligt gewesen. Wenig später gab es ein Feuer, bei dem Everets
Mutter zu Tode kam. Es hieß zwar, es sei Selbstmord aus Kummer gewesen ...“
„Bei allen Geistern der Hölle! Das ist doch gar nicht möglich, oder?“ Lukas sah
um Zustimmung heischend seinen Vater an. „Niemand kann seine eigene Gefährtin
umbringen. Ich meine, das ist doch viel schlimmer, als würde man sich selbst
umbringen!“
Jeremias antwortete, bevor Johann den Mund aufmachen konnte. „Du musst nicht
jeden Blödsinn glauben, den die Leute sich erzählen.“
„Ein Bluttrinker verhungert, wenn seine Gefährtin stirbt. Aber es heißt, dass
der Mord an der eigenen Gefährtin die Blutsverbindung auflöst.“
Jeremias gab ein missbilligendes Schnauben von sich. „Das ist kompletter
Blödsinn, Johann! Wie kann ein intelligenter Mann wie du diesen abergläubischen
Hokuspokus glauben? Ich habe meine Gefährtin auch verloren. Und es ist ja wohl
offensichtlich, dass ich nicht verhungert bin. Man kann mir vieles vorwerfen,
aber gewiss nicht, dass ich meine Frau umgebracht hätte! Diese Abhängigkeit
zwischen blutsverbundenen Paaren ist rein psychisch bedingt. Es gibt absolut
keinen physischen Grund, warum ein Bluttrinker den Tod seiner Gefährtin nicht
überleben sollte.
Ich sage nicht, dass es nicht hart wäre. Aber es geht vorüber, wie so ziemlich
alles.
Der Grund, dass einer wie Bodo nicht leidet, wenn er seine Gefährtin verliert,
liegt auf der Hand: Er hat nie irgendetwas für sie empfunden. Die Alten Götter
sind stolz darauf, keine emotionalen Bindungen einzugehen.“
    Jeremias blickte seinen ehemaligen Schülern eindringlich in
die Augen.
„Ich erzähle euch diese Dinge, damit ihr versteht, womit wir es zu tun haben.
Besonders du, Etienne! Das ist kein Spiel. Es ist nicht damit getan, dass ein
paar Jäger im Raven auftauchen und Peter verscheuchen. Wir müssen vor
allem diese Geschichte zwischen Johann und dem Rat klären. Ihr braucht den
Schutz des Rates hinter euch, sonst machen die Kerle euch fertig. Wenn nicht
heute, dann morgen. Wenn Peter versagt, kommen andere, die mächtiger sind als
er.“
    Johann stapfte im Zimmer auf und ab wie ein Tiger im Käfig.
„Wenn ich eine vernünftige Idee hätte, wie ich diese Scheiße klären kann, würde
ich es längst tun. Wenn nicht bald etwas geschieht, mache ich mich auf den Weg
nach Straßburg und knöpfe mir diesen Idioten Antonius persönlich vor. Alle
anderen Kontaktversuche ignoriert der arrogante Affe einfach.“
„Ich bezweifle, dass Antonius dich vorlassen würde. Und wenn dein Temperament
mit dir durchgeht, lieferst du ihm nur einen Vorwand dich festzusetzen.
Ich hätte diese verknöcherte Nervensäge in den Atlantik zurückwerfen sollen,
als er mit den Spaniern aus der Neuen Welt heimkehrte, statt seine Kandidatur
für den Rat zu unterstützen.“
„Du hättest für den Rat kandidieren sollen, statt einmal mehr jemand anderen
vorzuschieben.“ Eine Mischung aus altem Ärger und Belustigung lag in Johanns
Stimme.
Jeremias verzog angewidert das Gesicht.
„Es genügt, dass ich mich als Jäger eigenhändig verhaften müsste. Ich muss die
Gesetzte, an die ich mich nicht halte, nicht auch noch selbst erlassen. Das
geht sogar mir zu weit.“
„Das spielt doch jetzt gar keine Rolle“, unterbrach Lukas. „Wir müssen
überlegen, wie wir den Rat überzeugen können.“
„Das ist doch ganz klar“, ließ Etienne sich vernehmen. „Wir stellen Peter und
Harald eine Falle. Wir tun so, als würde ich auf sein Angebot eingehen. Wir
lassen sie ihre Ware herbringen und ihre Kundschaft anschleppen
und sorgen dafür, dass die Ratsgardisten im richtigen Moment auftauchen.“
„Großartiger Plan, Etienne“, spottete Lukas. „Und wie willst du beweisen, dass
du nicht mit den Verbrechern unter einer Decke steckst, wenn sie deinen Laden
hochnehmen?“
„Aber wenn wir die Gardisten rufen ...“
Johann fiel dem jungen Bluttrinker ins Wort. „Es nützt nichts, wenn wir den Rat
zu Hilfe rufen. Wir stehen bereits unter Verdacht. Sie werden glauben, dass wir
unsere Komplizen ans Messer liefern, um uns reinzuwaschen.“
    Etienne gab ein frustriertes Stöhnen von sich. Die Männer
sahen einander ratlos an. Irgendwie landeten aller Augen auf Jeremias. Der
uralte Jäger legte lässig die Füße auf Johanns Schreibtisch, verschränkte die
Finger im Nacken und blickte grinsend in die Runde.
„Sieht aus“, meinte er gedehnt, „als müsste Jeremias mal wieder die

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