Bluttrinker (German Edition)
Karre aus
dem Dreck ziehen.“
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„Warum soll ich glauben, dass du etwas anderes im Sinn hast,
als einen dir ergebenen Gefolgsmann rauszuhauen? Du sagst selbst, dass du
geradewegs aus Johanns Haus kommst. Warum sollte ich dir in dieser Sache
vertrauen?“
Jeremias schlug mit der flachen Hand wütend auf die intarsienverzierte
Mahagoniplatte von Antonius Schreibtisch.
„Eben weil Johann einer meiner treuesten Gefolgsleute ist! Deshalb ist es
lächerlich, ihn zu verdächtigen.“ Aufgebracht sprang er auf und beugte sich
über den Tisch, sah dem Ratsvorsitzenden fest in die Augen. „Wenn du Johann
beschuldigst, könntest du das ebenso gut mit mir selbst tun. Glaubst du, dass
ich mit den Alten Göttern zusammenarbeite? Dass ich mich nach dreitausend
Jahren Kampf meinen ärgsten Feinden unterworfen habe?“
Jeremias wusste, dass er sein Ziel erreichen würde, als Antonius seinem Blick
auswich.
„Dann erwartest du stattdessen, dass ich meinem besten Mitarbeiter misstraue?“
„Keineswegs.“ Der Jäger schüttelte den Kopf. „Ich empfinde nicht mehr
Sympathien für Marius, als er für mich. An seiner Treue, dem Rat gegenüber,
zweifele ich nicht. Allerdings kann man ihn täuschen.
Ich fürchte, seine persönliche Abneigung gegen meine Person macht ihn in dieser
Situation blind. Oder sein Misstrauen meinen Leuten gegenüber. Ich vermute,
dass Marius den Informationen, die er sehr wohl besitzen mag, eine falsche
Bedeutung beimisst.“
Während er sprach, wanderte Jeremias in dem geräumigen,
altmodischen Büro auf und ab. Schließlich blieb er vor dem Schreibtisch stehen
und musterte den Mann, den er seit Jahrtausenden kannte, gespannt.
„Marius hat, wie du weißt, die letzten Jahrzehnte damit zugebracht ein Netzwerk
aufzubauen. Es ist uns bereits mehrfach gelungen, mithilfe dieser Verbindungen
Pläne der Alten Götter zu vereiteln.“
„Womöglich einmal zu oft“, gab Jeremias zu bedenken und ließ sich wieder in den
antiken Besuchersessel sinken.
Antonius Finger spielten mit einem dicken, schwarzen Füllhalter. „Du willst mir
einreden, die Alten hätten Marius bewusst Fehlinformationen zugespielt?“
Jeremias zuckte die Achseln. „Du verrätst mir nicht, was Marius in der Hand zu
haben glaubt. Aber du weißt, dass kein Jäger in der Lage ist, mich von
Angesicht zu Angesicht zu belügen. Ich habe die absolute Gewissheit, dass
Johann kein Verräter ist!“
Jeremias ließ Antonius Zeit, seine Worte zu überdenken.
„Also gut!“ Der Ratsmann warf unwillig seinen Füller auf die
Schreibunterlage. „Ich sage nicht, dass du mich restlos überzeugt hast. Aber
ich werde mich auf deinen Plan einlassen. Wenn sich alles so verhält, wie du
sagst - und glaube mir, ich werde mich sehr genau davon überzeugen - gehe ich
davon aus, dass Marius Informationsquelle von den Alten Göttern entdeckt und
damit wertlos geworden ist.“
„Und du wirst dich nicht länger in die Angelegenheiten meiner Jäger mischen! –
Antonius, ich habe den Rat ins Leben gerufen wie die Organisation der Jäger!“
„Willst du mir drohen? Jetzt, nachdem du deinen Willen bekommst?“
„Nein, ich will dich daran erinnern, wer und was ich bin! Johann mag vor deinem
Übergriff kapituliert haben. Ein ernsthafter Konflikt zwischen dem Rat und den
Jägern könnte die Welt, wie er sie von Geburt an kennt, ins Wanken bringen. Ich
habe viele Welten gekannt, bevor ich beschlossen habe, den Anstoß zu dieser zu
geben. Die Welt dreht sich weiter, Antonius, und irgendwann hat sich das eine
oder andere überlebt und muss weichen. Das wissen wir doch beide sehr gut,
nicht wahr?“
„Etienne wird mit einem telepathischen Verhör
zurechtkommen“, vermutete Johann. „Ich mache mir Sorgen um Jan. Er wird sich
weigern. Wenn ihm sein Leben lieb ist, bleibt ihm kaum etwas anderes übrig. Der
Junge weiß zu viel.“
„Etienne ist der Haupteigner des Raven. Mit ein bisschen Glück gibt sich
Antonius mit seiner Aussage zufrieden. Selbst wenn er auf einem Verhör von Jan
bestehen sollte, können wir uns vielleicht auf einen Vollstrecker einigen, mit
dem alle Beteiligten einverstanden sind.“
Johann atmete tief durch, als er sich in seinem Bürosessel zurücklehnte.
„Damit steht unser Plan. Was hast du jetzt vor?“
Jeremias erhob sich und strebte zur Tür. „Ich gehe auf die Jagd. Auch ein alter
Knochen wie ich muss gelegentlich trinken.“
Auf dem Bildschirm begann ein Icon zu blinken. Jeremias war
schon beinahe aus der Tür.
„Die Burg ist in der
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