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Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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erfreulichere Version der Lage konstruieren und die Fakten dadurch so verhüllen, wie man einen ramponierten, alten Toaster mit einem Tuch verhüllte, auf das ein paar kitschige Kätzchen gestickt waren.
    Kurz, der äußere Anschein war ein zentraler Bestandteil von Kraits Beruf.
    Rasch dahinschreitend und mit seinem gepflegten Lächeln auf den Lippen, erreichte er das Ende der Gasse und trat auf den Gehsteig, der an der Hauptstraße entlangführte. Er blickte erst nach rechts und dann nach links, und da sah er den ihm inzwischen wohlbekannten Wagen schräg am Bordstein halten. Die Schnauze zeigte in Kraits Richtung, und die Frau stieg gerade ein.
    Auf fünfzehn Meter Entfernung konnte er mit seiner SIG P245 mindestens die inneren Ringe einer Zielscheibe treffen. Normalerweise traf er sogar mehrfach ins Schwarze.
    Der Wagen war mindestens dreißig, vielleicht sogar fünfunddreißig Meter weit entfernt, weshalb er eilig auf ihn zuschritt. Er musste näher herankommen.
    Die P245 besaß ein sechsschüssiges Magazin. Drei Patronen waren noch übrig, und Ersatzmunition hatte er nicht dabei.
    Weil er eigentlich beauftragt worden war, den Mord als Folge eines brutalen sexuellen Übergriffs aussehen zu lassen, hatte er nicht eingeplant, die Frau zu erschießen. Daher
hatte er keinen Grund gesehen, sich bis an die Zähne zu bewaffnen.
    Nun hatte die Lage sich geändert.
    Er war schon auf zwanzig Meter herangekommen, als man ihn offenbar gesehen hatte. Der Wagen setzte sich rückwärts in Bewegung und wurde dabei rasch schneller.
    Wäre aus dieser Richtung gerade ein anderes Fahrzeug gekommen, so wäre der flüchtende Wagen damit kollidiert oder zumindest hinreichend aufgehalten worden. In dieser Nacht jedoch drehte das ewige Rad des Kosmos sich in Harmonie mit dem Maurer, der am Lenkrad saß, weshalb es diesem gelang, bis zur nächsten Kreuzung zurückzustoßen. Dort machte er einen eleganten Schlenker, raste in die Nebenstraße gegenüber und war verschwunden.
    Selbst diese Entwicklung entlockte Krait weder ein zorniges Knurren noch einen Fluch. Frustriert, aber lächelnd steckte er die Pistole wieder ein und schritt weiter den Gehsteig entlang, allerdings nicht mehr so rasch wie vorher.
    Selbst wenn er sich deutlich von der übrigen Menschheit unterschied und ihr überlegen war, wie es an anderen Tagen den Anschein hatte, besaß er dennoch einen rechtmäßigen Platz in dieser elenden Welt. Genauer gesagt, nahm er eine gehobene Position ein. Deshalb stellte er sich manchmal vor, er gehöre einem geheimen Herrschergeschlecht an.
    Als Fürst der Erde war er verpflichtet, sich seiner Stellung gemäß zu verhalten. Das hieß, er musste immer geziemend nobel auftreten, mit Stil, Anmut und ruhigem Selbstvertrauen, um zu jeder Zeit eine Aura von Macht und unerbittlicher Zielstrebigkeit auszustrahlen.
    An der Kreuzung angelangt, wandte er sich nach rechts und überquerte die Hauptstraße. Dabei hatte er nicht vor, Carrier und seinem Schützling zu Fuß zu folgen. Es ging ihm nur darum, Abstand zu der Gasse zu gewinnen, in der sein Chevy inzwischen wahrscheinlich brannte wie Pech im Fegefeuer.

    Wenn die Polizei den Wagen fand, suchte sie womöglich die Straßen der Umgebung ab, um nach verdächtigen Fußgängern Ausschau zu halten. Die Beamten konnten Krait zwar nichts anhaben, aber es war ihm lieber, seine Lage nicht zu komplizieren, indem er mit ihnen in Berührung kam.
    Hinter sich hörte er Sirenen.
    Ohne zu laufen, denn das tat er nie, beschleunigte Krait seine Schritte und ging ruhig und selbstbewusst weiter. Mit gehobenem Kinn, zurückgenommenen Schultern und gereckter Brust bot er das Bild eines Fürsten beim Abendspaziergang. Das Einzige, was ihm noch fehlte, um das Bild perfekt zu machen, waren ein Gehstock mit Silbergriff und diensteifriges Gefolge.
    Auf dem Weg zur nächsten Querstraße wurden die Sirenen lauter und kamen näher, dann verklangen sie allmählich, bis sie gar nicht mehr zu hören waren.
    Nach einer Weile kam er in ein Viertel mit respektablen, zweistöckigen Einfamilienhäusern. In dieser angenehmen kalifornischen Nacht sahen sie mit ihren viktorianischen Holzschnitzereien, den durchbrochenen Ziegelschornsteinen und den steilen Giebeldächern aus, als befänden sie sich zur falschen Zeit am falschen Ort.
    Unter den blühenden Ästen eines Jacarandabaums blieb Krait stehen, direkt vor einer Einfahrt, auf der verstreut vier Ausgaben der Lokalzeitung in durchsichtigen, wetterfesten Hüllen lagen.
    Wenn man in

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