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Blutvertrag

Blutvertrag

Titel: Blutvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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gewusst, dass ich ihm vertrauen kann.«

44
    Aufrecht im Bett sitzend las Krait Eine unerbittliche Krebserkrankung von Toni Zero. Seinen grünen Tee und die Kekse hatte er dabei bald vergessen. Der erzählerische Schwung der Autorin war stark, ihre Prosa strahlend und sicher. Sie wusste um die Notwendigkeit von Understatement, aber auch um den Wert der Übertreibung.
    Vor allem jedoch gefielen ihm die verführerische Verzweiflung, die tief sitzende Hoffnungslosigkeit und die zersetzende Bitterkeit. Angesichts einer derart düsteren Weltsicht wären selbst dem größten Optimisten die Argumente ausgegangen.
    Hingegen hätte Wormwood, der eifrige Teufelslehrling in C. S. Lewis’ Dienstanweisung für einen Unterteufel , aus diesem Buch viel darüber lernen können, wie man unschuldige Seelen auf die schiefe Bahn brachte. Womöglich hätte selbst sein Onkel, der alte Screwtape, noch den einen oder anderen Trick aufgeschnappt.
    Erfreulich fand Krait auch den Zorn der Autorin. Dieser war der Verzweiflung zwar immer untergeordnet, doch sie servierte ihn in kleinen Portionen, die berauschend boshaft und rachsüchtig waren.
    Eine Weile dachte Krait, er habe die größte Schriftstellerin des Jahrhunderts entdeckt. Zumindest nahm er an, sie würde seine Lieblingsautorin werden.
    Mit der Zeit wurde jedoch deutlich, dass die Autorin frustriert von der vorsätzlichen Ignoranz war, zu der die Menschheit unvermeidlich neigte. Dazu gesellte sich Entrüstung
über die Grausamkeiten, die Menschen einander zufügten. Offenbar empfand die Autorin die Welt als hoffnungslos, glaubte aber wohl, das müsse nicht so bleiben.
    Schlimmer noch, sie sehnte sich anscheinend nach einer Welt, in der Versprechen gehalten wurden, in der Vertrauen nicht enttäuscht wurde, in der Ehre etwas galt und in der Mut zu neuem Mut anspornte. Aus diesen Gründen verlor sie schließlich Kraits Bewunderung.
    Die Verzweiflung in ihrem Buch entsprach eindeutig nicht dem, was sie wirklich fühlte. Eher hatten üble Erfahrungen sie davon überzeugt, dass sie sich so fühlen sollte . Die Momente des Zorns, die im Text aufloderten, waren durchaus real, aber für Kraits Geschmack weder intensiv noch zahlreich genug.
    Als er am Abend einen Rundgang durch Paquettes Haus gemacht hatte, da hatte er auch einen Blick auf das Bücherregal im Wohnzimmer geworfen, dort aber keinen einzigen Roman von Toni Zero gesehen. Offenbar hatte sie ihre Bücher in einen Schrank oder auf den Dachboden verbannt, was vermuten ließ, dass sie ihre mangelnde Überzeugungskraft inzwischen selbst eingesehen hatte.
    Auch das historische Ford Coupé, die Sammlung von Romanen bestimmter anderer Schriftsteller und die Einrichtung des Hauses wiesen darauf hin, dass diese Frau ein ärgerlich hoffnungsvolles Herz besaß.
    Krait trug ihr Buch ins Badezimmer und warf es in die Toilettenschüssel. Dann leerte er seine Blase. Statt die Spülung zu betätigen, schloss er den Deckel, damit der Roman sich ordentlich vollsaugen konnte.
    Ein solches Verhalten stand zwar nicht im Einklang mit seinem Reinlichkeitsempfinden, doch es war notwendig.
    Ins Bett zurückgekehrt, stellte er fest, dass die Thermoskanne den Tee schön warm gehalten hatte. Die Kekse waren lecker.

    Als er sich zu einem zwei- bis dreistündigen Nickerchen ausstreckte, nahm er die Pistole mit unter die Decke. Sein Mobiltelefon behielt er lose in der Hand.
    Er würde genau in der Haltung aufwachen, in der er eingeschlafen war, mit dem Telefon in der Hand. Er träumte nie und hatte auch nie einen unruhigen Schlaf. Anders gesagt, er schlief wahrhaftig wie ein Toter.

45
    Diesmal saß Linda am Steuer, während Tim das Kabel seines neuen Rasierapparats in den Zigarettenanzünder steckte, um sich zu rasieren.
    Als er fertig war, sagte er: »Ich kann dieses Gefühl einfach nicht ausstehen.«
    »Welches Gefühl?«
    »Das von den Stoppeln; die jucken dermaßen. Komischerweise macht es mir dagegen überhaupt nichts aus, wenn meine Kleider so voller Schweiß sind, dass es zum Himmel stinkt.«
    »Vielleicht sollte es dir was ausmachen.«
    »Läuse, aufgesprungene Lippen, Hitzepickel, dieser trockene graue Hautpilz und riesige Kakerlaken – das halte ich alles aus, solange mich mein Bart nicht juckt.«
    »Hm. Die meisten Typen verschweigen beim ersten Date, dass sie auf trockenen grauen Hautpilz stehen.«
    Tim legte den Rasierapparat in seine Schachtel zurück. »Das erste Date dauert auch meistens nicht so lange.«
    »Wo gibt es eigentlich riesige

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