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Blutwind

Blutwind

Titel: Blutwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Melander
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guckte mit einem ausdruckslosen Blick zurück. »Allerdings wurde sie nicht vergewaltigt. Kannst du dich erinnern, wann du gegangen bist?«
    »Das war so …« Christian dachte nach. »Es war spät, und ich hatte einiges getrunken … Gegen halb zwei, denke ich. Vielleicht ein bisschen später.«
    Lars faltete das Foto zusammen und steckte es wieder ein.
    »Warst du mit jemandem zusammen? Gibt es irgendwen, der bezeugen kann, dass du um halb zwei gegangen bist?«
    »Leider nein.« Ein schiefes Lächeln. »Ich gehe gern allein in die Stadt.«
    »Und deine Eltern? Waren sie noch wach, als du nach Hause gekommen bist?«
    Christian schüttelte den Kopf.
    »Muss ich jetzt einen Anwalt anrufen?« Sein Lächeln wurde breiter. Niemand sagte ein Wort. Lars’ Handy brummte in der Hosentasche. Er hielt Christians Blick stand und nahm den Anruf entgegen.
    »Frelsén hier. Ich erspare dir die Details. Du willst wissen, ob das Profil zu Stine Bangs und Louise Jørgensens Vergewaltiger passt?«
    »Ja.«
    Frelsén machte eine Pause.
    »Leider nein.«
    »Und … Caroline?«
    »Auch nicht. Ich schicke die Probe jetzt an die Rechtsmedizin. Wenn schon, dann machen wir das natürlich ordentlich. Aber es wird am Ergebnis nichts ändern. Es ist nicht der, den du suchst.«
    Lars bedankte sich bei Frelsén, beendete das Gespräch und steckte sein Handy wieder ein.
    »Gute Neuigkeiten?«, erkundigte sich Christian.
    »Eigentlich schon.« Er reichte ihm die Hand. »Tja, das war’s so weit. Danke für deine Hilfe. Und entschuldige, dass wir gestört haben. Es kann sein, dass wir dich noch mal ins Präsidium bitten, um dir ein paar andere Fotos zu zeigen.«
    »Wenn ich helfen kann …«
    Lars nickte Sanne zu. Sie konnten gehen.
    »Ach, übrigens …« Christian drehte sich um. »Ich habe Maria heute Abend hierher zum Essen eingeladen. Ich hoffe, ihr hattet nichts anderes vor?«
    »Nein, das wird sicher nett. Weißt du, wo sie jetzt ist?«
    »Leider nein. Ich habe sie seit gestern Abend nicht mehr gesehen.« Er trocknete sich mit dem Handtuch den Nacken ab. »Die Sache mit ihrer Freundin ist grässlich.«
    »Ja.« Lars sah Carolines Gesicht vor sich. Dann zwang er sich zu gehen. »Wir müssen weiter. Komm, Sanne.«
    Die fette lange Schlange wand sich im Sonnenlicht über den Lyngbyvej. Schnelle Autos auf dem Heimweg von der Arbeit, Feierabend. Wochenende im Ferienhaus. Aufgekrempelte Hemdsärmel, das Radio lief. Lars saß hinter dem Lenkrad und folgte dem Rhythmus des Verkehrs. Er war sich so sicher gewesen. Christians sonderbares Benehmen am Vortag. Das helle Haar und die blauen Augen. Und zumindest an einem Abend war er im Penthouse gewesen. Alles hatte gepasst. Vielleicht aber auch zu gut? Er überholte einen bronzefarbenen Grand Vitare, glitt zurück auf die rechte Spur. Zum Glück hatte er seinen Verdacht niemandem gegenüber erwähnt. Er fing an zu schwitzen.
    »Was sagst du?« Sanne betrachtete ihn von der Seite.
    »Was ich sage?« Hatte sie etwas gesagt, hatte er etwas verpasst? Dann wusste er, was sie meinte. »Ach, zu Lund? Das ist dein Fall.«
    »Hör schon auf, du bist der Erfahrene hier. Du kennst die Gegend.«
    Im Radio schnulzte sich Chris Isaaks durch Wicked Game .
    »Tja, ich fürchte, das hat nicht viel gebracht. Er hat nichts gesehen oder gehört.«
    Sanne hob eine Augenbraue.
    »Die meisten Menschen werden nervös, wenn die Polizei an die Tür klopft«, fuhr er fort. »Haben sie irgendetwas verbrochen, haben sie vergessen, ein Bußgeld wegen Falschparkens zu bezahlen, sind sie irgendwo bei Rot über die Ampel gegangen? Liegt der Rest des Joints, den sie gestern geraucht haben, noch im Aschenbecher?«
    Sanne lachte.
    »Ich kann mir kaum vorstellen, dass Lund Shit raucht.«
    »Du würdest überrascht sein, wenn du wüsstest, wie verbreitet das ist. Aber das waren nur Beispiele.« Er holte die Zigarettenschachtel heraus, quetschte sie zusammen. Eine Letzte. Besser, er wartete. »Ich meine nur, dass er nichts mit der Entführung und dieser Operation zu tun hat. Wie hast du sie genannt?«
    »Enucleatio bulbi.«
    »Genau. Ihr sucht nach einem Einzelgänger, der vermutlich früher einmal mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist, vielleicht hat er Feuer gelegt oder vergewaltigt …«
    »Also derselbe Typus, den du jagst?«
    »Ja, so ungefähr.« Schweigend fuhren sie unter der S -Bahnbrücke an der Ryparken Station hindurch. Sanne zog ihr Handy heraus, konzentrierte sich auf das kleine Display. Lars warf einen Blick auf das

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