Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
zog eine Braue hoch. »Das würde ich wohl kaum zulassen.«
»Wir brauchen etwas, womit wir den Kelch einschmelzen können, sobald der Dämon gefangen ist«, sagte Rafe. »Jackson, können Sie einen Ofen oder so etwas auftreiben?«
»Da bin ich Ihnen schon einen Schritt voraus. Eine Dame aus meiner Gemeinde hat eine Töpferwerkstatt. Sie bringt mir einen ihrer tragbaren Brennöfen her und hilft mir, ihn hinter dem Altar aufzustellen. Er wird eingeheizt sein, bevor Sie wiederkommen.«
»Super! Jackson, schaffen Sie das alles allein?«, fragte Moira. »Rafe, willst du nicht lieber …«
»Oh nein!«, unterbrach Rafe sie. »Wir wissen nicht, in welcher Verfassung Grant Nelson ist. Er zeigte heute Morgen schon deutliche Symptome, zum Beispiel die Kopfschmerzen, und er war nicht bei der Sache.«
Dem konnte sie nicht widersprechen. »Okay, schieben wir das Unvermeidliche nicht länger auf. Bereit?«
Rafe nahm seine Tasche und fasste nach seinem Dolch.
»Gehen wir!«
ACHTUNDZWANZIG
G rant machte sich ernsthaft Sorgen um Julie.
Für wenige Minuten verwandelte sich das Presslufthämmern in seinem Kopf in ein stetes Pochen, und er glaubte schon, die Aspirin, die er eingeworfen hatte, zeigten endlich Wirkung. Aber es konnte auch daran liegen, dass er sich einmal mit etwas anderem als seinen eigenen Problemen beschäftigte.
Ihm wollte das Bild von Nadines Tattoo nicht aus dem Kopf, das genauso aussah wie Julies. Es war ungewöhnlich und auffallend gut gemacht. Grant erinnerte sich, dass er diese erotische Stelle wieder und wieder geküsst hatte.
Für einen Detective war er selten blöd, stellte er fest. Er wusste so gut wie nichts über Julie Schroeder und ihre Freundinnen, und alles, was Fern sagte, ergab einen Sinn. Designerdrogen. Julie hatte nie high gewirkt, zumindest nicht, wenn er mit ihr zusammen war, aber Grant wusste von seinen zwei Jahren bei der Sitte, dass die großen Dealer nie selbst konsumierten und schon gar nicht den richtig harten Stoff. Sie betrieben das Geschäft um des Geldes und der Macht willen, nicht um high zu sein.
Grant wollte nicht glauben, dass Julie mit Drogen dealte.
Aber ihm war auch bewusst, dass er sie oder Wendy nicht ernsthaft zu Nadine befragt hatte. Warum nicht? Müdigkeit galt nicht als Ausrede. Sorgte er sich unbewusst, dass Julie in illegale Sachen verwickelt war? Hatte er Angst, dass sie nicht die war, für die er sie hielt? Warum war ihm das überhaupt wichtig, wo sie doch eine eher unverbindliche Beziehung führten?
Es war ihm wichtig. Julie war ihm wichtig. Ja, verdammt, womöglich liebte er sie sogar, auch wenn es eine verkorkste Art von Liebe war, eher lustorientiert als emotional aufgeladen. War das normal? Nein, denn er war nicht normal. War er nie gewesen, seit er mit vierzehn von seiner achtzehnjährigen Babysitterin entjungfert worden war. Er hatte seiner zweifach geschiedenen Mutter erklärt, dass er keinen Babysitter mehr brauchte, nur war Sylvia Nelson unerbittlich gewesen und hatte ihn nicht über Nacht allein lassen wollen, wenn sie geschäftlich verreisen musste.
Sie hatte ja keine Ahnung, was er in diesen Nächten mit Monica Jergens anstellte! Anfangs hatte Monica ihn verführt; er war ein frühreifer Junge gewesen, verantwortlich für seinen kleinen Bruder, weil die Mutter so oft weg war, und er hatte Videospiele und Sport gemocht. Nach dem ersten Mal jedoch hatte Grant seine Kindheit hinter sich gelassen. Und merkwürdigerweise machte ihn das jetzt traurig.
Er fuhr den Sepulveda Boulevard hinunter, auf dem selbst jetzt, am Samstagmittag, die Straßendirnen unterwegs waren. Grant war kein Kind mehr. Im Leben und in seinem Job hatte er zu vieles gesehen. Diesen Huren war egal, wie hart er sie fickte oder wie lange er brauchte; sie nahmen es hin, weil sie dafür bezahlt wurden.
Er verlangsamte seinen Wagen, bis er die Straße entlang kroch. Die Nutten guckten zu ihm, wandten sich aber gleich ab. Er war ein Cop! Und er durfte nicht mit einer Nutte herummachen. Noch nie hatte er dafür bezahlt, also warum sollte er es jetzt tun? Und woher kam eigentlich dieser völlig überdrehte Drang, eine Frau zu bumsen, ganz gleich welche und ohne an die Nachwirkungen zu denken? Seine Karriere war schließlich kein Klacks, seine Gesundheit noch viel weniger.
Wieso konnte er an nichts anderes mehr als an Sex denken? Er war ein Mann, ja, und er dachte oft an Sex, aber doch nicht ununterbrochen und so bildhaft, dass ihm dauernd Fantasien durch den Schädel schwirrten!
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