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Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)

Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)

Titel: Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Brennan
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sie hatte sich gerächt. Sie glühte förmlich vor Freude, wenn sie daran zurückdachte, wie ihre Mutter sie angefleht hatte, das Ritual abzubrechen, das mit Susans grausamem Tod endete.
    Auge um Auge, Zahn um Zahn, teure Mama!
    Nicole betrat die leere Tanzfläche, als Wendy gerade fertig war. Nicole, die Ahnungslose. Nicole, die Dumme. Nicole, das Baby. Ihre Schwester hatte nie zu schätzen gewusst, was Wendy für sie getan, dass sie Nicole aus den schrecklichen Klauen der Mutter befreit hatte. Nicole wollte Susan damals einfach umbringen, aber wo blieb da der Spaß? Wo blieb die Befriedi gung, wenn Susan nicht erlitt, was Wendy dreifach hatte durch leiden müssen?
    Nicole fragte: »Was machst du da?«
    »Ich bringe Schutzzauber an.« Gott, war sie blöd!
    »Pam hat angerufen. Grant Nelsons Partner fuhr eben bei ihr zu Hause vor.«
    »Pam weiß, was sie zu tun hat«, erwiderte Wendy.
    »Aber …«
    Wendy streckte einen Finger in die Höhe, damit ihre erbärmliche kleine Schwester den Mund hielt. »Ich werde dir zeigen, wie leicht und vergnüglich Siegen ist, wenn eine begabte Magierin es richtig angeht. Vielleicht lernst du noch was.«
    Julie konnte Moira O’Donnell nicht finden. Sie wohnte nicht mehr in dem Hotel, und Julie hatte keine Ahnung, wo sie stecken könnte. Moira musste ihre Aura mit einem sehr starken Schutz zauber umgeben haben, denn Nicole hatte erzählt, dass nicht ein mal Fiona O’Donnell sie aufspüren konnte, und es ging das Gerücht, dass Fiona praktisch jeden fand, den sie aufspüren wollte.
    Jedenfalls war es wohl zwecklos, weiter nach Moira zu suchen, also verlegte Julie sich auf Grant. Sie konzentrierte sich auf sein Bild, seinen Namen, sein Gesicht, sein Energiemuster. Dann entspannte sie ihren Geist, schwebte und bewegte sich bald direkt auf ihn zu. Sie ließ sich auf der Astralebene treiben, und trotz allem, was geschehen war, genoss sie das berauschende Gefühl von Freiheit.
    Ohne ihre Stimme wusste Julie nicht, wie sie sich Grant mitteilen sollte. Sie konnte ihre Astralprojektion recht gut kontrollieren, vermied es aber, mit anderen zu kommunizieren – Lebenden wie Toten –, weil es sie in Lebensgefahr bringen konnte. Kommunikation verlangte nach extremer Fokussierung und Energie, die sie nur zurückgewann, indem sie in ihren Körper zurückkehrte.
    Der Astralleib war dem physischen stets psychisch verbunden. Solange ihre Astralprojektion bei Kräften war, würde ihr nichts passieren. Schwächelte sie jedoch, oder erlitt ihr Geist oder ihr physischer Körper eine Verletzung, zog das unsichtbare Band sie erbarmungslos zurück in ihren Leib. Und falls dieser bei ihrer Rückkehr noch von dem Dämon besessen war, käme sie nie wieder heraus. Vor allem aber könnte sie den Dämon nicht davon abhalten, Grant zu töten.
    Julie konzentrierte sich weiter auf ihn, stellte sich vor, wie sie ihn berührte, ihn küsste, bei ihm war. Ihr Leib flog über die Stadt. Dieses vollkommene Einssein mit der Luft ließ sich in einem Körper überhaupt nicht nachvollziehen. Wer noch nie eine Astralprojektion in Reinform erlebt hatte, konnte wahre innere Ausgeglichenheit weder verstehen noch würdigen. Nur wenn Julie ein Geist war, konnte sie eine echte Symmetrie dazwischen herstellen, menschlich bzw. göttlich zu sein. Und je öfter sie auf natürliche Weise eins mit der Erde wurde, desto mehr sehnte sie sich danach. Der einzige, nicht unerhebliche Nachteil bestand darin, dass ihr physischer Körper ohne ihren Geist verwundbar war.
    Sie erschauderte, als wehte ein kalter Lufthauch über sie hinweg, und erkannte, dass sie über der Gerichtsmedizin von Los Angeles schwebte.
    Zuerst dachte Julie, ihre Gedanken hätten sie melancholisch gemacht, doch da irrte sie leider.
    Je näher sie dem Leichenschauhaus kam, desto nervöser wurde sie. Ihr Geist wehrte sich gegen ihren Willen, wollte weg fliegen, doch sie durfte ihn nicht lassen, weil sie wusste, dass Grant dort drinnen war.
    Für einen kurzen Moment dachte sie, er wäre tot. Sie ignorierte ihre Gefühle, die sie warnten, und begab sich in die Gerichtsmedizin hinunter.
    Alle sahen sie an.
    Hier wimmelte es von Schemen, den Spuren der Toten, die hier gewesen waren. Aber gewiss hielten sich nicht mehr alle hier auf, sonst wäre das Gebäude völlig überlaufen gewesen. Schließlich kamen wöchentlich Hunderte von Leichen in die Gerichtsmedizin. Aber schon ein Dutzend Erscheinungen dieser Art waren schaurig, und sie sahen Julie. Nein, sie sahen sie nicht bloß;

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