Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
Gasse hinten an. Vielleicht spüre ich dort einen Zauber. Der Student könnte mit einem Fluch belegt gewesen sein.«
»Denkst du, dass du die Magie nach zwei Tagen noch fühlen kannst?«
»Möglich. Nachdem ich dem Dämon Neid so nahe war, glaube ich, dass ich eine Restenergie erkennen würde, abgesehen von dem Gestank, den die Dämonen hinterlassen.«
»Ihr Geruch hält sich nicht lange.«
»Wahrscheinlich keine zwei Tage.«
Sie begaben sich hinter das Gebäude in die Gasse, die über mehrere Blocks parallel zum Wilshire Boulevard verlief. Moira entspannte sich und lenkte all ihre Sinne auf die Energie in diesem Bereich. Aber Rafes Nähe lenkte sie ab. Sie fühlte seine Emotionen, und diese richteten sich sämtlichst auf sie, sogar als er sich in der Gasse umsah. Das beeinträchtigte ihre Sinne.
»Rafe, ich muss allein dorthin gehen. Du bringst meinen Kopf durcheinander.«
»Bist du sicher?«
Sie lächelte besonders strahlend, in der Hoffnung, Rafes Sorgen zu zerstreuen. Vergebens, denn er wirkte kein bisschen erleichtert.
»Falls etwas ist – ich bin gleich hier.«
Moira lief langsam die Gasse entlang. Sie erstreckte sich bis zur nächsten Querstraße auf der anderen Seite, war sehr schmal und schien kaum für etwas anderes genutzt zu werden als die Unterbringung der vier Müllcontainer. Bei einigen unbeschilderten Türen zu beiden Seiten handelte es sich vermutlich um Notausgänge für das Personal.
Craig Monroe war mit heruntergelassenen Hosen gefunden worden, ohne Anzeichen äußerlicher Gewalteinwirkung. Ohne das Dämonenmal auf dem Rücken des Studenten wäre Moira nicht einmal hier. Man hätte den Fall als menschliches Verbrechen, nicht als übernatürlichen Mord eingestuft.
Was hatte den Dämon zum Velocity gezogen? Ihn veranlasst zu bleiben? Warum hatte er die tödliche Rage nicht möglichst schnell, möglichst weit verbreitet? Vielleicht bedurfte es dazu mehr als des simplen Kontakts. Moira wurde allmählich klar, dass diese Dämonen sehr viel komplizierter funktionierten, als irgendeiner von ihnen erahnte. Was war nötig, damit ein Dämon auf jemanden einwirkte? Es war über zwei Wochen her, dass die sieben Todsünden befreit wurden. Hielt der Dämon Lust sich von Anfang an in Los Angeles auf, oder war er erst kürzlich hergekommen? Der Dämon Neid hatte es geschafft, viele Leben und Familien binnen nur zwei Tagen zu zerstören – warum brauchte die Lust dann so viel länger?
Moira ging weiter in die Gasse. Obwohl zwischen den hohen Bauten kaum direktes Sonnenlicht eindrang und die tagealten Abfälle ihren Geruchssinn unschön blockierten, war sie doch lieber hier als in der Gerichtsmedizin, wo sie zugucken musste, wie ein Toter aufgeschnitten wurde.
Die Polizeimarkierungen waren verschwunden – und Kreideumrisse wie in den Filmen konnte es ohnehin keine gegeben haben –, trotzdem erkannte Moira genau, wo die Leiche gefunden worden war. In der Mitte der Gasse, zwischen zwei Müllcontainern, fand sich ein erstaunlich sauberes Zement quadrat. Vermutlich hatte die Spurensicherung hier alles einge sammelt, um mögliche Indizien zu sichern.
Dort beugte Moira sich vor. Sie bemerkte einen schwachen Geruch an der grauen Ziegelmauer, ungefähr in der Höhe, in der ein sitzender Körper an der Mauer lehnen würde. Ihr Herz schlug schneller, als sie auf einen Flecken sah, der getrocknetes Blut hätte sein können. Aber das war doch unmöglich! Craig Monroe hatte keinen einzigen Kratzer aufgewiesen.
Moira berührte die Mauer, worauf eine Schmerzwelle über ihre Haut jagte, sodass sie einen Satz rückwärts machte.
Eine seltsame Unruhe überkam sie, sobald der Schmerz nachließ. Sie wollte weit wegrennen, aber wenn sie nicht herausfand, was in dieser Gasse vor sich ging, wer sollte es dann tun? Sie atmete bewusst langsamer, konzentrierte sich. »Spin nensinn« hatte Rico in einem raren Anfall von Humor ihre scharfen Instinkte genannt. Intuition, sechster Sinn, wie immer andere es betiteln mochten, sie besaß es zur Genüge. Und sie arbeitete hart daran, das zu entziffern, was ihr Unterbewusstsein ihr an Gedanken und Gefühlen lieferte. Nur war das nicht einfach. Und es machte ihr, ehrlich gesagt, auch keinen Spaß. Ihre Sinne zu öffnen, bedeutete, dass sie ihre Schutzschilde herabließ, wodurch sie verwundbar wurde. Einen anderen Weg gab es aber nicht, um sicher zu sein, ob in diesem Bereich dämonische oder magische Energie gewirkt hatte.
Sie griff in ihre Jacke, um ihre Waffen bereit zu
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