Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
vorhatte, in jener Nacht mit Courtney zu gehen. Sie hatte gepackt, als sie hörte, was Sie in der Kirche sagten. Es hielt sie davon ab, denselben Fehler wie Courtney zu begehen. In der Nacht habe ich keine Tochter verloren, sondern es wurde eine gerettet. Hätte ich beide verloren …« Er holte tief Luft. »Sie haben Caroline überzeugt, sich von der Magie abzuwenden. Heute ist sie auf dem College und studiert Psychologie. Ich habe Ihnen schreckliche Vorwürfe gemacht, weil ich nur meinen Verlust wahrnahm. Bisweilen erkennen wir nicht, welche Wirkung wir auf andere haben. Ich begriff nicht, dass meine Trauer um die Mutter der beiden unerträglich für meine Töchter war. Genauso wie ich nicht begriff, dass mein Zorn über Courtneys Entscheidung sie erst recht aus dem Haus trieb. Sie haben versucht, sie zu retten, aber das konnten Sie gar nicht, weil ich sie längst vertrieben hatte. Doch Sie haben Caroline gerettet, mit Gottes Hilfe, wie ich glaube. Ich danke Ihnen von Herzen und bitte Sie aufrichtig um Vergebung.«
»Natürlich«, flüsterte Moira. »Dennoch stehe ich zu meinem Versagen wie auch zu meinen Erfolgen.«
»Deshalb sind Sie so stark.«
»Ich würde sagen, wir haben dann alles.« Sie wollte ihm die Akte zurückgeben, doch er schüttelte den Kopf.
»Behalten Sie sie. Lesen Sie die Akte gründlich, und seien Sie sehr vorsichtig! Diese Leute sind hinterhältig.«
Jackson begleitete sie nach draußen zu ihrem Truck. »Haben Sie etwas von Courtney gehört?«, fragte Moira. »Oder wissen Sie, wo sie ist?«
»Nein. Ich suche weiter. Sie weiß, dass sie jederzeit nach Hause kommen kann. Leider müssen wir alle ab und zu daran erinnert werden, dass Gott ein vergebender Vater ist. Er verzeiht mehr, als ich ihr zu verzeihen gewillt war. Ich wünsche mir nur, dass es ihr gut geht, sonst nichts.«
Nun war es Moira, die Jacksons Hand ergriff und ihn warnte: »Sie müssen auch vorsichtig sein! Die Liebe macht uns blind.«
Rico kehrte schweren Herzens nach Olivet zurück. Er wusste nicht, warum er beunruhigt war. Seit der Bericht aus Santa Louisa eingetroffen war, dass der Dämon Neid gefangen genommen wurde, wusste er, dass Moiras Blut eine Waffe dar stellte. Und nun hatte er den Beweis. Ihr Schicksal war be siegelt.
Er rief den Kardinal an, der beim ersten Läuten abnahm.
»Der Test war positiv.«
»Es hat gewirkt?« Seine Stimme klang ruhig, aber unverkennbar hoffnungsvoll, als hätte er bis eben an seiner eigenen Theorie gezweifelt.
»Ja. Der Dämon ist tot.«
Aber der Mann, den der Dämon besessen hatte, würde nie mehr derselbe sein. Das Opfer lag auf einer gesonderten Station in einem Krankenhaus, auf der viele Dämonenopfer gepflegt wurden. Die wenigstens von ihnen wurden wieder gesund.
»Gute Arbeit, Rico! Das Blatt wendet sich.«
»Ich halte es für besser, wenn wir diese Information so lange wie möglich unter Verschluss halten. Wenn sie bekannt wird, ist Moira in großer Gefahr.«
»Sie haben Ihre Bedenken bereits dargelegt, Rico. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es unnötig, die Wahrheit zu enthüllen, doch Sie verstehen gewiss, dass die Zeit kommen wird.«
»Dann wird sie zur Gefangenen. Das dürfen wir ihr nicht antun!«
»Anders können wir sie nicht schützen, wie ich Ihnen wohl kaum erklären muss. Spricht es sich herum – und das wird es früher oder später –, werden abtrünnige Jäger hinter ihr her sein, ebenso wie die Hexenzirkel. Sie alle werden ihre Anstrengungen auf die Suche nach Moira konzentrieren.«
Ja, das wusste Rico, und er hasste es. Er würde tun, was immer er konnte, um Moira zu beschützen.
»Gott segne Sie, mein Sohn«, sagte der Kardinal.
Rico legte auf. Ihm war nicht nach Feiern zumute, und zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich nicht gesegnet.
DREIZEHN
S kye saß stocksteif in ihrem Sessel bei Starbucks und lauschte Detective Nelsons Gezeter darüber, dass sie sich in seine lau fenden Ermittlungen einmischte. Sie blickte ihn über den Tisch hinweg an und beschloss, ihn sich erst einmal austoben zu lassen. Er war offensichtlich erschöpft und kochte vor Wut.
Nachdem er ihr erzählt hatte, wie er Rafe und Moira in der Gasse fand und die beiden einfach verschwanden, als er kurz aus dem Raum ging, setzte er nach: »Die können von Glück reden, dass ich sie nicht gleich verhaftet habe! Ich habe nichts gesagt, aber Ihre sogenannte Beraterin trug eine Waffe, und ich bezweifle, dass sie eine Genehmigung für das verdeckte Tragen einer 38er
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