Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
Sie hatte Lily auf dem Altar liegen und wollte deren Körper dem Dämon Neid geben, was wir verhindert haben. An dem Ritual nahm Nicole Donovan teil. Sie muss es sich gemerkt und ihrer Psychoschwester Wendy erklärt haben.«
»Aber der Dämon hat Nadines Körper verlassen, als du hinter ihr her warst, demnach war er nicht gefangen. Warum ließ er sich überhaupt so lange festhalten? Nachdem wir den Neid vor zwei Wochen überwältigen konnten, hätte ich gedacht, dass sich von den anderen keiner mehr freiwillig einem Sterblichen unterwirft.«
Moira wandte sich vom Fenster ab. »Ich weiß es nicht. Aber da es einem Sukkubus ausschließlich um Sex und Männerseelen geht, spielt der Dämon Wollust vielleicht mit ihnen, weil es ihm Spaß macht. Oder …« Sie stutzte.
»Oder was?«
»In meiner Vision sagte der Dämon, er müsste sich ein neues Gefäß suchen.«
»Meinst du die Vision, die dich gegen die Mauer geschleudert hat?« Rafe kam zu ihr und legte eine Hand an ihre Wange. Ihr war klar, dass sie nach dem Angriff in der Gasse und nach Nadines Kopfnüssen entsetzlich aussehen musste. Ihre Hand brannte noch, obwohl Rafe sie verbunden – und geküsst hatte.
Nervös schluckte sie. Seine Nähe brachte sie durcheinander. »Sie könnte herausgezogen und in eine neue Hülle gesteckt worden sein.«
»So schnell?«
»Ich weiß es nicht! Dämonen sind wie Jo-Jos. Manchmal können sie an die Stelle zurückgeholt werden, an der sie auf die Erde kamen. Als würden sie an einer unsichtbaren Nabelschnur hängen, die sie mit der Höllenpforte verbindet, durch die sie getreten sind.«
»Wenn das stimmt, wieso können wir sie dann nicht alle zurück zu den Klippen in Santa Louisa holen und von dort wieder in die Hölle jagen?«
Sie dachte nach. »Vielleicht müssen wir genau das machen. Andererseits ist Anthony sicher, dass wir nicht mit allen sieben auf einmal fertigwerden. Wir wissen viel zu wenig!«
»Ich hoffe, Dr. Lieber kann uns einiges verraten«, sagte Rafe leise. »Wir müssen den Raum versiegeln.«
»Er ist noch da.«
»Wer?«
Sie nickte zum Fenster, ehe sie die Vorhänge zuzog. »Grant Nelson. Er sitzt in seinem Wagen und guckt hier rauf.« Rafe reichte Moira einen Salzbeutel, den sie entgegennahm. »Ich mag mir gar nicht ausmalen, was der Zimmerservice morgen denkt«, murmelte sie schmunzelnd. Sie hatte sich längst damit abgefunden, dass sie anders als die meisten anderen Leute war, seltsam, wunderlich. Normalerweise kümmerte es sie nicht, was irgendjemand über sie denken mochte, denn sie war immer allein gewesen – nicht unbedingt physisch, aber emotional auf jeden Fall. Doch jetzt fühlte sie sich dank Rafe beinahe wie ein Mitglied der Gesellschaft … beinahe. Würde diese Barriere jemals ganz verschwinden?
Nein, sie sollte sich lieber ihrer Aufgabe widmen. »Stell die Kreuze auf, und vergiss die Lüftungsschlitze nicht!«
»Alles okay, Moira?«, erkundigte Rafe sich besorgt.
»Ja, einfach super.«
Mehrere Minuten lang arbeiteten sie schweigend. Moira war angespannt, müde und hasste das Gefühl, nicht hierher zu passen.
»Hat Nadine dich gesehen?«, fragte Rafe leise.
»Mich gesehen? Sie sagte, sie könnte nicht sehen, aber es war offensichtlich, dass sie …«
»Nein, bevor der Dämon verschwand, vor dem Donner.«
Moira hielt inne. »Ich glaube, sie hat mich gesehen, als ich über die Straße lief.«
»Was ist, wenn der Dämon die Begegnung mit dir meiden wollte?«
»Mit mir? Wieso das denn? Ich konnte den Dämon Neid nicht davon abhalten, dich anzugreifen oder mich oder Pater …« Sie hüstelte, weil sie einen Kloß im Hals hatte.
»Aber er hat vielleicht einen Plan, und wir haben Neid hinreichend geschwächt, dass Anthony ihn in die Falle locken konnte. Falls dieser Dämon dachte, dass du ihm gefährlich werden könntest …« Er brach mitten im Satz ab.
»Was? Raus damit, Rafe! Was denkst du?«
»Rico wollte dein Blut für irgendetwas. Bist du nicht neugierig, wofür?«
»Nein«, log sie.
Er sah sie ungläubig an.
»Eins nach dem anderen, Rafe! Ich will jetzt nicht darüber nachdenken, was mit mir nicht stimmen könnte.«
»Wie kommst du auf die Idee, dass etwas mit dir nicht stimmt?«
»Er wollte mein Blut – das ist schlicht krank! Ich mag mir gar nicht vorstellen, was er damit anstellt.« Aber natürlich konnte sie nicht aufhören, daran zu denken, nachdem Rafe es nun angesprochen hatte. Sie blickte auf ihre Hand hinab, die Rafe aufgeschnitten und in die brennenden
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