Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
sehen. »Verdammt, ich hatte ihm gesagt, er soll schnellstens verschwinden! Ich wusste gleich, dass es ein Fehler war, ihn mitzunehmen!« Moira wollte ihn nicht auf dem Gewissen haben, nicht noch jemanden verlieren.
Ein leichtes Beben setzte unter ihren Füßen ein, und sie sprinteten zur Straße hinunter.
Dort kam ihnen ein Wagen entgegen. Es war Skyes Truck, an dessen Steuer Jackson saß. Rafe und Moira sprangen hinein, und Jackson brauste mit quietschenden Reifen davon.
»Wir haben ihn!«, verkündete Jackson. »Sie haben es geschafft. Ich habe den Kelch in der Kiste.«
Moira konnte sich nicht recht darüber freuen. Sie knallte ihre Faust auf die Rückenlehne des Beifahrersitzes. »Wir haben den Dämon nicht! Diese Frau …«
Rafe ergriff ihre Hand und drückte sie. »Wir haben das gemacht, wovon wir glaubten, dass es funktioniert. Der Exorzismus hat nicht gewirkt, also überlegen wir uns etwas anderes.«
»Was denn?«, fragte Moira. »Wir brauchen eine Strategie, aber wir haben keine Zeit!«
»Hören Sie, wir haben den Kelch! Das ist ein großer Pluspunkt für die Guten«, beschwichtigte Jackson sie.
Rafe sah Moira an, und sie wurde rot vor Scham, weil sie die Beherrschung verloren hatte. »Mach dich nicht fertig, weil du eine solche Wut auf Nicole Donovan hattest. Ich wollte sie selbst umbringen.«
»Ich hätte es getan, wärst du nicht gewesen. Ich konnte nur an ihren Gesichtsausdruck denken, als der Pater ermordet wurde.«
Rafe hielt immer noch ihre Hand, und sie fühlte etwas Feuchtes. Als sie die Innenbeleuchtung anstellte, erkannte sie das Blut an ihren Fingern. Sie schob Rafes Jacke beiseite und zog sein T-Shirt hoch. »Warum hast du nicht gesagt, dass du verletzt bist?«
»Es ist nicht schlimm.«
Sie verkniff sich ihre Schelte und holte den Verbandskasten aus ihrem Rucksack.
»Alles okay?«, erkundigte Jackson sich und drehte sich zu ihnen um.
Moira betrachtete die Wunde. »War das Nicole mit ihrem Dolch?«
»Ja, als sie mir auf den Rücken gesprungen ist. Es ist bloß ein Kratzer.«
»Ist es nicht«, murmelte Moira. Sie konzentrierte sich darauf, die Wunde zu reinigen und zu verbinden. Derweil bemühte sie sich, das Bild von der Besessenen aus ihrem Kopf zu verscheuchen, deren Körper wieder und wieder auf dem Boden aufgeschlagen war.
»Wir finden die Antworten, Moira«, versicherte Rafe. »Und wir haben den Kelch, den sie nun nicht wieder benutzen können.«
»Aber die Preisfrage lautet doch: Können wir ihn benutzen, um die Wollust in die Hölle zurückzujagen?«
Nachdem er Moira und Rafe ins Hotel gefahren hatte, sicherte Jackson den Kelch im Kellertresor seiner Kirche. Die Alarmanlage war aktiviert. Erschöpft und zugleich aufgewühlt schritt er über den Parkplatz zum Pfarrhaus.
Mit Dämonenjagd kannte er sich aus und hatte auch schon an einigen Exorzismen teilgenommen, allerdings nur als Helfer oder Zuschauer und unter kontrollierten Bedingungen. Er hatte keine Ahnung, was nötig war, was Moira und Rafe tun oder wie viel Kraft sie aufwenden müssten, um den Dämon zu schlagen, der ihren Tod wollte. Sie hatten im Einklang gearbeitet, vollkommen aufeinander abgestimmt, was gleichermaßen faszinierend wie beängstigend anzusehen gewesen war.
Wenigstens war es jetzt erst einmal vorbei.
Jackson war kein Trinker, aber heute Nacht – oder vielmehr: heute Morgen – schenkte er sich einen doppelten Scotch ein, bevor er in sein Arbeitszimmer ging. Dort setzte er sich an seinen Schreibtisch und fuhr den Computer hoch. Während er wartete, trank er seinen Whiskey und tröstete sich mit der Tat sache, dass er Moira nicht angelogen hatte. Nein, er war ehrlich zu ihr gewesen, denn er suchte immer noch nach Courtney.
Niemals wäre er auf den Gedanken gekommen, irgendwo einzubrechen, um an die Informationen zu gelangen, die er brauchte – und von denen er annahm, dass Wendy Donovan sie besaß. Aber als sich die Gelegenheit ergab, griff er zu. Wie hätte er das nicht tun sollen? Das Leben seiner Tochter, ihre unsterbliche Seele stand auf dem Spiel. Er durfte nicht untätig zusehen und nicht versuchen, sie zu retten.
Falls Wendy Donovans Kontaktliste und ihre Computerdateien nicht halfen, seine Tochter aufzuspüren, besäße er zumindest ein umfassenderes Verzeichnis der Hexen in Amerika, das er seinen Daten hinzufügen konnte. Jackson war zuversichtlich, dass er Courtney eines Tages finden würde. Er wusste, wie die Hexe hieß, die seine Tochter rekrutiert hatte, und nun konnte er mit
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