Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
Wendys Akten deren Verbündete ausfindig machen. Diese wiederum würden ihn am Ende zu seiner Tochter führen.
Er würde Courtney retten, und wenn es ihn seinen letzten Atemzug kostete!
ACHTZEHN
N achdem Moira Rafe auf das Bett in ihrem Hotelzimmer geholfen hatte, schnitt sie mit ihrem Messer sein T-Shirt über der Wunde auf. Ihr notdürftiger Verband hatte gehalten, war aber inzwischen durchgeblutet. Die Wunde musste wieder aufge gangen sein. Verdammt!
»Schade, ich mochte das T-Shirt«, murmelte Rafe mit geschlossenen Augen.
»Du besitzt einen ganzen Berg schwarzer T-Shirts«, entgegnete Moira. Rafe war blass, aber immerhin hatte er seinen Humor nicht verloren. Ihre Hände zitterten leicht, als sie vorsichtig den Verband abnahm und die Verletzung inspizierte.
Die Blutung hatte wieder aufgehört, doch die Wunde war tief genug, dass Moira überlegte, ob sie Rafe in ein Krankenhaus bringen sollte. Was, wenn die Klinge ein lebenswichtiges Organ verletzt hatte? Sie musste sehr lange hingestarrt haben, denn Rafe machte ihr klar: »Krankenhaus kommt nicht infrage! Mir geht es gut.«
»Du hast viel Blut verloren.« Sie zeigte ihm den blutgetränkten Verband. »Wie fühlst du dich? Ehrlich! Nicole hat dich mit ihrem Athame getroffen, und wir dürfen nicht ausschließen, dass die Klinge vergiftet oder verflucht war oder …«
»Mir geht es gut! Ich bin bloß müde, genau wie du. Ich glaube, in dem Minikühlschrank habe ich Orangensaft gesehen.«
Sie stand auf und ging hin. »Ich habe gar nicht mehr daran gedacht, dass es hier sogar einen Kühlschrank gibt. Sonst wohne ich ja nur in verwanzten Billigmotels, wo man die Zimmer bar im Voraus bezahlt.«
Sie holte einen Orangensaft für Rafe und ein Wasser für sich aus dem Kühlschrank. Dann griff sie auch nach der Miniflasche Wodka.
»Ich wusste gar nicht, dass du harten Stoff trinkst«, scherzte Rafe.
»Ich? Oh nein, allerhöchstens mal Bier. Der ist für dich.« Sie schob ein zusammengefaltetes Handtuch unter ihn. »Das ziept jetzt.«
»Nicht …«, begann er, doch sie goss schon die halbe Flasche über seine Wunde. »Mist!«, keuchte er und biss sich auf die Lippe.
»Ich habe dich gewarnt. Tut mir leid.« Sie küsste die Stelle neben der Wunde, was ihr erst richtig bewusst wurde, als ihre Lippen seine warme Haut berührten, den Alkohol schmeckten und sie den Schweiß von ihrem Kampf mit den Hexen roch.
Schweigend reinigte und verband sie Rafes Wunde wieder und versuchte, nicht darauf zu achten, wie aufmerksam er sie beobachtete. »Du wirst es überleben«, sagte sie, was eigentlich flapsig klingen sollte, sich jedoch sehr erleichtert anhörte. Schließlich sah sie ihn an. Er nahm ihre Hand und küsste sie. »Danke.«
Ihr rasendes Herz wurde endlich etwas langsamer. Der Adrenalinschub der letzten Stunde verebbte. »Aber falls du ein Stechen merkst, wieder blutest oder Fieber kriegst, bringe ich dich ins Krankenhaus! Oder zurück nach Santa Louisa, damit Dr. Fielding sich das ansieht.«
»Noch brauche ich keinen Leichenbeschauer«, erwiderte er grinsend.
»Ich meine es ernst!« Sorge und Angst rangen in Moira, sodass sie am liebsten aufgestanden und hin und her gelaufen wäre, aber Rafe ließ ihre Hand nicht los. Er zog sie zu sich hinunter.
»Mir geht es gut, Süße. Aber es ist nett, dass sich jemand um mich sorgt.«
Für einen kurzen Moment dachte sie an seine Wunde, wollte ihm nicht wehtun. Doch seine nackte Brust befand sich unter ihr, seine Lippen waren nur Zentimeter von ihren entfernt, und seine Augen bannten sie.
»Mir geht es gut«, wiederholte er flüsternd.
Sie küsste ihn, weil sie nicht wollte, dass er weiter beteuerte, ihm fehlte nichts, obwohl es nicht stimmte. Er war mit einem Dolch attackiert worden, hätte sterben können. Sie zitterte heftig. Sie beide waren Partner, und Moira hätte es sich niemals verzeihen können, sollte er bei einer ihrer Operationen sterben.
Ach was, sie waren mehr als Partner!
»Ich darf dich nicht verlieren«, sagte sie, während sie seine Lippen, sein Kinn und seinen Hals mit ihrem Mund streifte. »Das darf ich nicht.«
Der Gedanke, dass dies ihre letzte Nacht auf Erden gewesen sein könnte, machte ihr schreckliche Angst. Seit zwei Wochen redeten sie beide um den heißen Brei, was ihre Gefühle für einander betraf. Jedes Mal, wenn Rafe das Thema ansprach, wich Moira aus. Sie wollte nicht über ihre Küsse oder ihre Berührungen reden, auch nicht darüber, wie sehr er ihr fehlte, wann immer sie getrennt
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