Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)

Dämon war bereits zum Teil befreit. Ein heißer Luftschwall, der entsetzlich nach Hölle stank, füllte die Falle vom Boden bis zur Decke aus. Die Energie, die von ihm ausging, warf Moira und Rafe um. In der Falle drehte sich der Dämon schneller und schneller, konnte jedoch nicht heraus.
    Moira verstand nicht, wie Rafes Exorzismus in so kurzer Zeit wirken konnte. Aber wenn der Dämon von selbst den weiblichen Körper aufgab, warum hatte er dann Nadines nicht früher verlassen? Was ging hier vor? Warum war der Dämon nicht in dem Kelch gefangen? Diese Nummer überforderte sie gnadenlos, und für einen Moment kamen Moira ernste Zweifel, dass sie das hier überlebten.
    »Was tut ihr da?«, schrie Wendy, die in die Kammer stürmte. »Hört sofort auf!«
    Moira wartete nicht, bis Wendy sich gefasst hatte. Sie klemmte sich den Kelch wie einen Football unter den linken Arm, verpasste Wendy einen Fausthieb in den Magen und rammte ihr das Knie ins Gesicht, als sie einknickte.
    Aus dem Augenwinkel nahm Moira eine Bewegung wahr. Sie drehte sich um, doch es war zu spät. Nicole Donovan, die fiese Hexe aus Fionas Zirkel in Santa Louisa, schlug ihr das Heft des Athame an den Kopf. Moiras schnelle Reflexe minimierten den Schlag, der durchaus tödlich hätte sein können, und sie schaffte es, den Kelch nicht fallen zu lassen, obwohl ihr schwummrig wurde. Sie stolperte über Wendy, die sich aufrappelte, und fiel auf die Knie.
    Rafe trat Nicole den Dolch aus der Hand. Der Dämon brüllte in seiner Falle, und der bewusstlose Frauenkörper schwebte zur Zimmerdecke auf, ehe er unsanft zu Boden knallte. Gleich stieg er wieder nach oben.
    »Rafe, der Dämon bringt sie um!«, schrie Moira.
    Wendy krabbelte in den Raum und fing an, einen Zauber zu singen, den Moira gut kannte. Es war ein Fesselzauber, der den Dämon zähmen sollte.
    Sie wollte die arme Besessene nicht bei dem Dämon lassen, fürchtete jedoch, dass sie nichts für sie tun konnte.
    »Moira!«, rief Rafe. »Moira! Weg!«
    Sie zögerte, nur leider hatte sie keine Ahnung, wie sie der gefangenen Kellnerin helfen sollte. Nicole stürzte sich auf Moira, wurde aber von Rafe mit einem Kinnhaken abgewehrt.
    Moira sah Jackson, der in der Zimmerecke lag und Mühe hatte, auf die Beine zu kommen. Sie lief zu ihm, half ihm auf und gab ihm den Kelch. »Beeilung, Jackson, wir müssen hier raus! Schnell!«
    »Wo ist Rafe?«
    »Ich hole ihn, laufen Sie!«, befahl sie dem Pastor.
    Sie wandte sich wieder um, blinzelte, weil sie immer noch benommen war, und sah Nicole, die Rafe von hinten ansprang. Sie hatte ihr Athame wieder, dessen polierte Klinge im Dämmerlicht aufblitzte. Rafe schüttelte Nicole ab, die erneut auf ihn zustürmte und ihn umwarf.
    Moira rannte hin und packte Nicoles Hand mit dem Dolch, bevor sie ihn in Rafes Niere rammen konnte. Es haftete bereits Blut an dem Messer. Moira wurde übel. »Rafe!«, schrie sie, während sie mit Nicole rang.
    »Alles okay!« Er sprang auf und entwand Nicole den Dolch, während Moira sie am Boden hielt. Nicole bäumte sich unter ihr auf, worauf Moira ihr mit dem Knie in den Bauch stieß.
    »Du Schlampe!«, keuchte Nicole. »Das wird dir noch leidtun! Wenn Fiona dich in die Finger kriegt, wirst du dir wünschen, tot zu sein!«
    »Wo ist sie?« Moira drückte Nicole nach unten, einen Arm an deren Hals und auf ihrem Bauch kniend.
    Nicole spuckte ihr ins Gesicht. Moira drückte fester, sodass sie Nicole die Luft abschnürte. Dieses Miststück hatte zugeguckt, wie Pater Philip von einem Dämon ermordet wurde, den sie herbeigerufen hatte! Sie verdiente es nicht zu leben.
    »Moira, wir müssen weg!«
    Sie hörte Rafes Stimme kaum.
    »Wo steckt Fiona?!«, brüllte Moira.
    Nicoles Gesicht lief rot an.
    Rafe zerrte Moira von Nicole. »Schluss, Moira! Jetzt nicht!«
    Moira wollte Nicole Donovan töten. War sie deshalb genauso schlecht wie ihre böse Mutter? Lange schon trieb Vergeltung sie an. Aber war sie eine Mörderin?
    »Verschwinden wir!« Rafe nahm ihre Hand.
    Wendy war ganz damit beschäftigt, den Dämon zu bändigen. Doch die Hexe war mächtig, und Moira fühlte, dass der Dämon sich ergab. Zunächst merkte sie gar nicht, dass der Raum sich mit Elektrizität füllte.
    Sie sah zu Nicole, die auf dem Boden lag, nach Luft rang und einen Zauber sprach.
    »Raus hier!«, rief Moira Rafe zu. Sie wollte gar nicht wissen, welche Tricks Nicole noch im Ärmel hatte.
    Sie rannten die Treppe hinauf zum obersten Stockwerk und aus dem Haus. Jackson war nirgends zu