Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
ringste meiner Verpflichtungen dort dar. Ihnen ist gewiss bekannt, mit welchen Widrigkeiten wir gegenwärtig konfrontiert sind.«
Der Kardinal nickte und drehte sich zu den bunten Glasfenstern um. »Dies sind finstere Zeiten«, äußerte er. »Solche schweren Prüfungen haben wir alle noch nicht erlebt, Anthony. Während ich St. Michael unterstützte, habe ich immer geglaubt, dass wir die richtigen Taten selbstloser Männer brauchten, die das Gleichgewicht wahren, bis unser Herr wiederkommt.«
Anthony hörte ein »Aber«, auch wenn der Kardinal es nicht aussprach.
»Die … Dramatik, mit der die sieben Todsünden befreit wurden, wie auch die darauffolgende Gefangennahme einer von ihnen hat große Aufmerksamkeit auf den Orden gelenkt. Wir konnten viele Einzelheiten unter Verschluss halten, aber seit Philips Tod in den Vereinigten Staaten, so kurz nach den Priestermorden in der Mission, die St. Michael verwaltet hatte, nehmen die Fragen zu. Unsere Gegner, die seit Generationen bemüht sind, den Orden aufzulösen, gewinnen an Zuspruch. Ihre Anwesenheit hier kann dem Orden große Dienste erweisen und die Gegenstimmen eindämmen. Sie handeln mit den besten Absichten, doch sie verstehen einfach nicht, worum es geht.«
Anthony war sprachlos. Der Kardinal wollte, dass er sich aus dem aktiven Kampf zurückzog und das Kloster rettete? Dafür musste es doch andere geben, die weit geeigneter waren als er! Und wie konnte er Skye und Rafe in der Schlacht gegen die Sieben alleinlassen?
Der Kardinal fuhr fort: »Die wenigen Gönner, die sich der Orden über die Jahre erhalten konnte, schwanken zusehends, seit Philip nicht mehr da ist. Er war die stille treibende Kraft und verstand sich darauf, bei den Gläubigen um Spenden zu werben. Seine Reise zu verschiedenen Gemeinden weltweit vor über zehn Jahren brachte dem Orden substanzielle Mittel ein, wie Sie wissen dürften. Und diese waren nötig, um sowohl das Kloster als auch Olivet zu finanzieren, von den Reisen und Sonstigem ganz abgesehen. Ich muss Ihnen gewiss nicht erklären, wie dürftig es derzeit um die Mittel bestellt ist.«
»Hier geht es also ums Geld«, fasste Anthony enttäuscht zusammen.
»Nicht nur ums Geld.«
»Bei allem gebührenden Respekt, Kardinal, aber meine Fähigkeiten sind auf dem Schlachtfeld besser verwandt als in einer Festung – vor allem in diesen gefährlichen Zeiten. Uns bleiben keine Jahre, die sieben Todsünden aufzuhalten, sondern wenige Monate. Wir haben eine gefangen und finden die anderen. Und Olivet und St. Michael wiederzuvereinen wäre ein Desaster. Wir haben beide vor über hundert Jahren getrennt, weil ein Hexenzirkel uns beinahe zerstört hätte. Es ist weit schwieriger, zwei Standorte zu zerstören, abgesehen von den Dutzenden Gemeinden und Universitäten, in denen Ordensmitglieder leben und wirken. Danach werde ich erwägen, in die Abgeschiedenheit des Ordens zurückzukehren. St. Michael verkörperte über lange Jahre meine Heimat, und es fehlt mir. Aber jetzt ist mein Zuhause in Santa Louisa.«
»Bei Sheriff McPherson.«
»Meine Gefühle für Skye haben keinen Vorrang vor meiner Pflicht.« Während er dies aussprach, fragte Anthony sich, ob es stimmte. Hätte er Skye für immer verlassen können, wenn es nötig war, um St. Michael zu retten? Er hoffte, dass er diese Wahl niemals würde treffen müssen.
Aber der Kardinal hätte nicht mit ihm gesprochen, wenn die Lage nicht verzweifelt wäre.
»Ich muss einige Leute anrufen«, erklärte Anthony. »Ich habe überall auf der Welt Kontakte, die ich aktivieren kann, um das Geld aufzutreiben, das wir brauchen.«
»Was das Unvermeidliche aufschieben könnte«, ergänzte der Kardinal wenig überzeugt.
Dann wandte er sich zu den zwei Kartons, die auf dem langen schmalen Tisch standen. »Dr. Lieber brachte diese Kartons mit. Sollten wir darin die Antworten finden, die wir brauchen, dürfte uns das neue Unterstützung sichern.«
Anthony wäre es lieber gewesen, die Papiere allein durchzugehen, doch er konnte das Hilfsangebot nicht ablehnen. Den Kardinal als Fürsprecher auf ihrer Seite zu behalten war unverzichtbarer denn je.
Also schob er eine Kiste DeLucca hin und nahm sich die andere vor. Schweigend lasen sie die ausführlichen Notizen des toten Doktors in der Hoffnung, auf diesen Seiten zu entdecken, wie sie die Menschheit vor dem Scheußlichsten bewahren konnten.
Rafe wurde wach, als Moira sich abrupt im Bett aufsetzte.
Er blinzelte. Sie waren mit eingeschalteten Lampen
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