Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
gleichzeitig schwach und stark. Sie sehnte sich nach dem Höhepunkt und wollte ihn möglichst lange hinauszögern, wollte, dass diese Empfindung, lebendiger denn je zu sein, nie aufhörte.
»Moira«, flüsterte Rafe. »Guter Gott, ich liebe dich!«
Seine leidenschaftlichen Gefühle überrollten sie, und sie konnte nicht antworten, nicht einmal denken. Beide klammerten sich wie Ertrinkende aneinander – die sie vielleicht auch waren. Zumindest kam Moiras Verlangen, Rafe alles zu geben und sich alles zu nehmen, was er ihr geben konnte, einer Obsession gleich. Es war so viel mehr, als sie jemals mit einem anderen hatte teilen wollen, und sie konnte gar nicht anders, als sich vollständig auszuliefern. Noch auf dem Höhepunkt der Ekstase wurde ihr klar, dass sie sich ebenso wenig von Rafe abwenden könnte, wie sie vergessen konnte, wer oder was sie war.
Falls das hier falsch war, musste sie eben die Konsequenzen hinnehmen. Sie drückte sich grundsätzlich nicht vor den Folgen ihres Handelns, also würde sie es auch heute nicht. Und falls es ein Morgen gab …
Langsam ebbte ihrer beider Höhepunkt wieder ab. Es hätten eine oder hundert Minuten vergangen sein können – Moira wusste es nicht. Wortlos stellte Rafe sie hin, wickelte die Hotelseife aus und begann, Moira zu waschen. Es war ein zärtlicher, methodischer Akt, und nach dem wilden Sex hatte diese sanfte Massage etwas Tröstliches, bei dem ihr wunderbar warm wurde.
Rafe küsste sie fast ehrfürchtig, während er sie einseifte und abspülte. Schließlich setzte er sie auf den Wannenrand und kniete sich vor sie. Moira lehnte sich an die Kachelwand, als er ihre Füße wusch. Es war ein symbolischer Vorgang, mit dem er ihr zeigte, was sie ihm bedeutete. Und leise Panik regte sich in ihr. Sie wollte nicht geliebt werden, weil es zwangsläufig in einer Katastrophe endete.
Doch ein Blick in seine dunkelblauen Augen vertrieb ihre Ängste – jedenfalls für die Dauer dieses vollkommenen Moments. Sie glaubte, dass sie überleben würden, dass sie wieder lieben konnte, dass Rafe der eine war, für den sie ihr Herz, ihren Verstand, ihr Leben willentlich riskierte.
Zum ersten Mal seit sieben Jahren wollte sie nicht sterben.
»Moira …«, setzte Rafe an, als er das Wasser abdrehte.
»Schhh.« Sie legte einen Finger auf seine Lippen, dann küsste sie ihn. »An diesen Augenblick werde ich mich für den Rest meines Lebens erinnern.«
Sie stieg aus der Wanne und trocknete sich ab.
»Wer hat dich ausgepeitscht?«, fragte Rafe leise.
Bisweilen vergaß sie die Narben auf ihrem Rücken, weil sie selbst sie ja nicht sah. Aber sie wusste natürlich, dass sie immer noch da waren und übel aussahen. Zwar verblassten sie mit der Zeit, doch ganz verschwinden würden sie nie.
»Als ich das erste Mal weglief, fand meine Mutter mich. Ich war sechzehn, ängstlich und dumm. Sie …« Sie brach ab, schüttelte den Kopf und lief aus dem Bad. Im Zimmer holte sie frische Sachen aus ihrem Rucksack. Sie musste entweder einkaufen, ein Waschcenter finden oder heute Abend nach Hause fahren.
»Moira«, sagte Rafe und wartete, bis sie sich zu ihm umdrehte.
Nur in seine Jeans gekleidet, war er der verführerischste Mann auf dem Planeten. Sein feuchtes dunkles Haar kringelte sich im Nacken, und Tropfen fielen heraus, die ihm über den nackten Oberkörper rannen. Dass er sich nicht rasiert hatte, ließ ihn dunkel, fast unnahbar wirken.
Moira wusste, was er wollte. »Es ist lange her.«
Seinem Blick nach zu urteilen kam sie ihm nicht so einfach davon.
Allein an jene Zeit zu denken gab ihr das Gefühl, blöd zu sein, und jagte ihr schreckliche Angst ein, obwohl Fiona sie sieben Jahre lang nicht gefunden hatte, bis Moira ihr Territorium betrat. Sie wollte sich nicht an die Vergangenheit erinnern, auch wenn sie täglich mit ihr lebte.
»Deine Angst bringt dich noch um«, hatte Rico sie gewarnt und gezwungen, sich ihren Ängsten zu stellen, damit sie das überlebte, was immer auf sie zukam. Aber der Kerker … im Grunde hatte sie ihn bis heute nicht verwunden. Um Ricos willen tat sie so, doch tief in ihrem Innern wusste sie, dass ihr Überleben an ein Wunder grenzte. Ganz sicher hatte es nichts mit ihr zu tun.
»Meine Mutter sperrte mich eine Woche lang in einen Kerker. Er befand sich auf einer Burg in Irland, war kalt und feucht. Und sie schickte Monster herein, die …« Wieder brach sie ab.
Rafe kam näher. »Ich lasse nicht zu, dass dir noch einmal so wehgetan wird! Eher sterbe
Weitere Kostenlose Bücher