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Blutzeichen

Titel: Blutzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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bis ich meine Frau wiederhabe? Ich kann es keine Woche ohne dich aushalten – «
    »Er hat eine ganze Familie umgebracht, Max. Kinder, verstehst du? Hat die Eltern zerstückelt. Bevor wir verheiratet waren, hat meine Periode alle achtundzwanzig Tage nachmittags zwischen zwei und fünf eingesetzt. Mein Körper funktioniert wie ein Uhrwerk und nun bin ich seit zwei Tagen überfällig. Das ist mir nicht mal passiert, als Grandpa gestorben ist.«
    Max rollte sich auf Vi und nahm ihr Gesicht zwischen die Hände.
    »Ich weiß, was dich auf andere Gedanken bringen würde«, flüsterte er und küsste sie dabei zärtlich auf die Augenbrauen. »Möchtest du spielen?«
    Er besaß den langen, schlanken Körper eines Läufers und passte damit perfekt zwischen ihre Beine. Sie spürte durch seine Nylonhosen, wie er steif wurde, und kam sich unzüchtig vor, dass sie Lust verspürte, obwohl sie nur an die ermordeten Worthingtons denken konnte.
    »Ich hab immer noch den Geruch von dieser Familie in der Nase«, sagte sie. »Wie kannst du auch nur – «
    Max zog ihre Trainingshose bis unter die Knie herab, küsste sie auf die Innenseite des Oberschenkels und ließ seine Zunge langsam aufwärts gleiten.
    »Sag mir einfach, wann ich aufhören soll«, erklärte er. »Und ich hole dir sofort dein Abendessen.«
    Er machte sich wieder an die Arbeit. Sie bat ihn nicht darum, aufzuhören.

26. Kapitel
     
    An Halloween flog ich nach Rock Springs, Wyoming, mietete mir ein Auto und fuhr bei Sonnenuntergang auf dem Highway 191 Richtung Norden in die endlose Einöde des Wüstenhochplateaus.
    In der Abenddämmerung hielt ich an einer verlassenen Tankstelle in Farson, hinter der die 28 die 191 kreuzt und von dort aus siebzig Meilen entlang der südlichen Ausläufer der Winds, der Wind River Mountains, nach Nordosten führt, bis sie in Lander – meinem Ziel – endet. Ich stieg aus dem Auto, lief über den aufgebrochenen, verblassten Asphalt bis in die Mitte der 191 und starrte nach Norden und Westen in den abendlich roten Himmel.
    Ich überlegte, ob die Hütte meines Bruders wohl immer noch in diesem Ödland stand. Dreißig Meilen weiter nördlich, so stellte ich mir zumindest vor, würde ich die dunkle Gegenwart spüren können, von der Erinnerungen heraufbeschworen wurden, die ich mir nicht eingestehen wollte. Es war windstill, die Straße leer. Die Ruhe und Einsamkeit der Wüste bedrückten mich und passten zu meiner Stimmung.
     
    Auf einer Höhe von knapp 2800 Metern überquerte ich den Südpass. Durch das Fenster auf der Fahrerseite konnte ich die lavendelfarbenen Ausläufer der Winds sehen. Wenn ich schluckte, knackte es in meinen Ohren. Der Highway führte sanft bergab. Ein braunes Schild informierte mich darüber, dass ich mich nun im Land der Grizzlybären befand.
    Der Mond ging auf und beschien die Hügel.
     
    Ich fuhr durch das Stadtzentrum von Lander, einer kleinen Stadt, die in den Sommermonaten Ausgangspunkt für die Ostseite der Winds war. Doch da die Bergkette inzwischen schneebedeckt und unzugänglich war, hatten die meisten Geschäfte für die Wintermonate geschlossen und die Straßen wirkten trostlos und verlassen.
    Brawleys Lagerzentrum lag an der 287, zwei Meilen nördlich der Stadt. Ich hielt kurz nach acht vor dem Tor und gab den Zugangscode ein. Das Gelände war dunkel und menschenleer. Als ich hineinfuhr und das Tor hinter mir wieder zurollte, erinnerte ich mich daran, wie ich das letzte Mal vor sieben Jahren hierher gekommen war, nach der Flucht aus der Hütte, immer noch unter Schock. Damals dachte ich, ich würde es nicht mehr bis Weihnachten schaffen. Mein Leben war in jeder erdenklichen Weise vorüber, und die zunehmende Selbstzerstörung flüsterte mir verführerische Dinge ein, die in meiner angeknacksten Psyche dankbaren Nährboden fanden.
    Fünf Minuten fuhr ich die leeren Containerreihen entlang, bis ich meinen fand.
    Als ich ausstieg, merkte ich, dass es inzwischen kälter geworden war. Die Schneefelder glänzten auf den weit entfernten Gipfeln. Ich schloss die Tür auf und trat in den Gang zu den kleinen Schließfächern. Meines war ein Meter mal einen Meter zwanzig groß und in der untersten Reihe. Ich hatte 1200 Dollar bezahlt, als Miete für neun Jahre.
    Ich kniete mich hin, entfernte das Vorhängeschloss und zog die Tür auf.
    Staub wirbelte auf.
    Ich hustete.
    Die Deckenbeleuchtung des Flurs und das Mondlicht, das durch die offene Tür fiel, spendeten nur unzureichend Licht, daher zog ich den dreckigen

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